Folge des MüllwiegesystemsNachbar zahlt jahrelang Entsorgungsgebühren der Nachbarin

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Seit Jahren wird der Müll gewogen. Das System ist umstritten und hat immer wieder zu Debatten geführt.

Seit Jahren wird der Müll gewogen. Das System ist umstritten und hat immer wieder zu Debatten geführt.

Kürten – Frau Müller und Herr Meier sind Nachbarn in Kürten. Wenn morgens die Müllabfuhr kommt, wird zuerst die Tonne von Frau Müller geleert. Ein Chip registriert das Gewicht, wichtig für die Gebühren. Danach ist die Tonne von Herrn Meier an der Reihe. Verwechslung ausgeschlossen, sollte man meinen. Dennoch hat Frau Müller seit neun Jahren die Gebühren für Herrn Meier bezahlt. Und Herr Meier die für Frau Müller. Weil Frau Müller mehr Müll in die Tonnen gibt als Herr Meier, hat Herr Meier kräftig draufgezahlt.

Die Namen sind hier geändert. Den Fall aber gibt es tatsächlich. Das bestätigt der Betriebsleiter bei der zuständigen Entsorgerfirma Neuenhaus, Uwe Eckfeld. Herr Meier habe den Müll von Frau Müller berechnet bekommen, und umgekehrt. Mittlerweile sei die Angelegenheit aber zur Zufriedenheit aller ausgeräumt. Das Unternehmen habe Herrn Meier eine Erstattung zukommen lassen und bei Frau Müller auf eine Nachzahlung verzichtet; die Nachbarin traf sowieso keine Schuld. Nach einem direkt vereinbarten Ortstermin habe Neuenhaus unbürokratisch geholfen, bestätigt Herr Meier.

Hintergrund der Verwechslung ist das seit 25 Jahren in Kürten genutzte Wiegesystem, das mit einem im Innern der Tonne verbauten Chip funktioniert. Er nimmt bei jeder Fuhre das Gewicht auf und ordnet es der Tonnen-Nummer zu.

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Herr Meier glaubt, dass der Aufkleber auf der Tonne von Frau Müller vor vielen Jahren von der im Auftrag des Entsorgungsunternehmens handelnden Firma falsch angebracht worden sei, der Behälter sei der der falschen Hausnummer zugeordnet worden. Anschließend seien die Tonnen von außen identisch gewesen. Er wolle keine Schuld zuweisen, auch nicht an den Entsorger. Nur dass halt die Tonnen gleich aussehen und ein Vertauschen nicht auffalle, das ist Herrn Meier wichtig. So ähnlich sieht es auch Uwe Eckfeld. Über Jahre sei die Verwechslung keinem aufgefallen, weil es an der Tonne von Herrn Meier keinen Aufkleber mit Straße, Chip- und Tonnennummer mehr gegeben habe. Und so habe Herr Meier seinen Müll immer in die Tonne von Frau Müller gegeben. 2012 war Herr Meier nach Kürten gezogen. Die Tonnenverwechslung (oder aus Sicht von Herrn Meier die falsche Etikettierung durch den Entsorger) müsse schon Jahre zuvor geschehen sein.

Herr Meier sieht in der aus seiner Sicht unzureichenden oder fehlenden Etikettierung die Schuld. Wäre ihm nicht das zu Anfang des Jahres übermittelte Wiegeergebnis viel zu hoch erschienen, hätte er sich gar nichts dabei gedacht. „Vielleicht sind die Tonnen auch noch in anderen Haushalten vertauscht.“ Die Gebührenbescheide sollten gerade in Kürten immer sehr genau überprüft werden, meint er. Vor allem daraufhin, ob die Gefäßnummer im Bescheid und auf der Tonne übereinstimmen und - falls das Etikett nicht vorhanden oder beschädigt ist - ein neues vom Entsorger verlangt werden.

Die Firma Neuenhaus hat die ominösen Tonnen zwischenzeitlich den Haushalten neu zugeordnet und die von Herrn Meier mit einem neuen gelben Aufkleber versehen. Jetzt kann immerhin bei diesen Nachbarn nichts mehr vertauscht werden.

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