Großes StühlerückenKürtener Verwaltung stellt sich unter Bürgermeister Heider neu auf

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Bürgermeister Willi Heider (l.) und der Allgemeine Vertreter Willi Hembach.

Bürgermeister Willi Heider (l.) und der Allgemeine Vertreter Willi Hembach.

Kürten – Der Bürgermeister krempelt die Verwaltung um, fast könnte man von einem Erdbeben sprechen. Willi Heider selbst, der seit 2014 amtierende Verwaltungschef ohne Parteibuch, wird den Geschäftsbereich Bauen/Technische Dienste übernehmen, wie bis 2014. Willi Hembach, sein Allgemeine Vertreter und langjährig Vertrauter, bleibt als Geschäftsbereichsleiter „Allgemeine Verwaltung“ zweiter Mann im Rathaus. Er gibt jedoch aus Gründen der Arbeitsüberlastung die Kämmerei nach 16 Jahren auf und leitet künftig das 70-Millionen-Euro-Großprojekt Sanierung Gesamtschule (in Nachfolge von Amtsleiter Sascha Bormann, der nach Wesseling gewechselt ist).

Mit dem Eigengewächs Sven Schmidt (44) soll ein langjährig erfahrener Beamter aufrücken und die Stelle des Gemeindekämmerers übernehmen. Neu besetzt wird die Stelle des Projektleiters (künftig Sebastian Miederhoff) und des Projektsteuerers (wird noch gesucht) der Gesamtschulsanierung; damit soll das Schulprojekt in ruhigere Fahrwasser kommen. Und in seinem Geschäftsbereich installiert Heider einen neuen Bereichsleiter für die Technischen Dienste; der oder die Neue soll dem Bürgermeister den Rücken freihalten und für Bauhof sowie den Hoch- und Tiefbau verantwortlich sein. Noch eine Veränderung: Die bisherigen Stabsstellen Planen, Gemeindeprojekte sowie Verkehr mit Freiwilligenbörse kehren zurück in den Geschäftsbereich Bauen.

Sven Schmidt

Neuer Kämmerer

Sven Schmidt, der designierte Kämmerer der Gemeinde Kürten, wohnt in Lindlar-Scheel. In der Kürtener Verwaltung ist der Diplom-Verwaltungsbetriebswirt seit 1998 angestellt.

Nach einem Fachhochschulstudium zum gehobenen Verwaltungsdienst mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaftslehre hat er die Qualifizierung zum „Bilanzbuchhalter kommunal“ absolviert. Derzeit schließt Schmidt eine Qualifizierung zum höheren Dienst m Rheinischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung in Köln ab. Zuletzt arbeitete er als Bereichsleiter Finanzen in der Kürtener Verwaltung.

Kürten: Seit fast 20 Jahren keine Beigeordneten

In früheren Jahren schienen die Personalien gerade in Kürten wie in Stein gemeißelt. Und nun das: Heider (64) und Hembach (60) übernehmen gleichzeitig neue, wichtige Aufgaben. Ganz zufällig kommt die große Bewegung in der Verwaltung natürlich nicht. Die Politik und die Beigeordneten-Frage spielen da eine gewisse Rolle. Kürten hat seit fast 20 Jahren keinen Beigeordneten. Aber im Frühjahr hatte die Ratskooperation CDU, Grüne und FDP einen Antrag losgeschickt, wieder eine Beigeordnetenstelle einzurichten; auch mit Blick auf die Kommunalwahl 2025.

Ein technischer Beigeordneter hätte es sein sollen, referiert der Bürgermeister die Diskussion. Als Erster Beigeordneter, wie gewünscht, sei dies aber nicht möglich gewesen, juristische Erfahrungen seien in diesem Bereich zwingend vorgeschrieben. Und eigentlich benötige die Verwaltung auch keinen weiteren Verwaltungsfachmann in herausgehobener Position, sondern Mitarbeiter mit Sachverstand im Technik- und Ingenieurbereich.

Beigeordneten-Antrag sorgte für Kritik

Andererseits wäre mit einem Beigeordneten das langjährige Führungsduo Heider/Hembach gesprengt worden, Hembach hätte die Position des Allgemeinen Vertreters aufgeben müssen. In Kommunen ohne Beigeordneten ist ein Allgemeiner Vertreter die rechte Hand des Bürgermeisters. Beim Pressegespräch im Rathaus erinnert Heider an die Diskussion mit der Politik. Der Beigeordneten-Antrag hatte im Frühjahr für massiven Ärger zwischen Heider und der Kooperation gesorgt, weil zwischen den Zeilen ein kritischer Stillstand in der Gemeinde bemängelt wurde, in Kürten benötigten Projekte viel zu lange.

Öffentlich in der Ratssitzung hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende Jochen Zähl für die Ratskooperation CDU, Grünen und FDP den Bürgermeister angegangen. Heider wehrte sich, wies die Vorwürfe energisch zurück. In den Wochen danach kamen Bürgermeister und Ratsfraktionen ins Gespräch, und als Ergebnis darf die neue Verwaltungsstruktur gelten. „Wir haben oft im Rathaus darüber gesprochen“, sagt Heider. Ergebnis sei insbesondere die neue Technikerstelle, die ihn, Heider, von den Leitungsaufgaben entlaste. Bevor Heider 2014 Bürgermeister wurde, hatte er zwölf Jahre den Geschäftsbereich leitet. Für ihn ist es eine Rückkehr.

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Das alles habe auch damit zu tun, guten Leuten aus dem Haus eine Perspektive zu geben, erklärt der Bürgermeister. Etwa Sven Schmidt. Weitere Führungsmitarbeiter würden in den nächsten Jahren aus Altersgründen das Rathaus verlassen, wie Monika Chimtschenko, langjährig Geschäftsbereichsleiterin für Bürgerdienste und Soziales. Auch in den Verwaltungsstufen darunter, den Ebenen der Bereichsleiter und Sachgebietsleiter, werde es in den nächsten Jahren aus Altersgründen zahlreiche Veränderungen geben. Hier soll der Nachwuchs eine Chance bekommen, sagt Heider. Die Verwaltung wolle gute Leute halten und ihnen Aufstiegschancen bieten.

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