Kürtener FeuerwehrFeuerwehr wird aufgerüstet

Lesezeit 4 Minuten
Bei dem Brand im August 2013 im Kinderdorf „Gute Hand“ mussten die Biesfelder Einsatzkräfte ohne Wagen ausrücken.

Bei dem Brand im August 2013 im Kinderdorf „Gute Hand“ mussten die Biesfelder Einsatzkräfte ohne Wagen ausrücken.

Kürten – Im August 2013 hätte es in Biesfeld zur Katastrophe kommen können: Auf dem Gelände der Stiftung „Die Gute Hand“ brannte es. Zwar waren die Feuerwehrmänner schnell einsatzbereit, doch ausrücken konnte die Löschgruppe Biesfeld nicht. Keine 500 Meter vom Einsatzort entfernt startete das Löschfahrzeug nicht und blockierte dadurch einen weiteren, dahinter stehenden Einsatzwagen.

Vor einer solchen Situation hatten Fachleute schon seit Jahren gewarnt: „Das Ausrücken des zweiten Fahrzeuges ist bei einem technischen Defekt des ersten Fahrzeuges nicht möglich“, steht bereits im Brandschutzbedarfsplan von 2011. Deshalb wurde damals dringend ein Umbau oder ein Neubau des Gerätehauses gefordert. Zudem sollte mindestens eines der beiden alten Fahrzeuge durch ein neues ersetzt werden. Nach dem damaligen Investitionsplan war die Neuanschaffung für 2011 geplant. Der Neubau des Gerätehauses wurde allerdings auf unbestimmte Zeit verschoben.

Neues Gerätehaus

Gut ein halbes Jahr nach der Panne ist bei der Feuerwehr Kürten viel geschehen. Mitte 2015 soll mit dem Neubau des großen Biesfelder Gerätehauses mit fünf Stellplätzen begonnen werden – an der Wipperfürther Straße, unterhalb des Parkplatzes des Supermarktes.

Kurz nach dem Einsatz in Biesfeld gab die Gemeinde das Gutachten zur Prüfung eines neuen Standortes in Auftrag – an das gleiche Gutachterbüro, das 2011 am Brandschutzbedarfsplan mitwirkte. „Das Gutachten haben wir unabhängig von dem Einsatz in Biesfeld im August in Auftrag gegeben“, erklärt Ordnungsamtsleiterin Monika Chimtschenko.

Neuer Standort notwendig

Die Gutachter bestätigten die Aussagen des Brandschutzbedarfsplanes und die Empfehlungen der Feuerwehr: Ein neuer Standort ist notwendig – und es sollte keine Zusammenlegung der Löschgruppen Biesfeld und Dürscheid erfolgen.

„Der Zusammenlegung war die Truppe nicht abgeneigt“, erklärt Gemeindebrandinspektor Stefan Landwehr, „aber wir hätten Probleme bekommen, in allen Ortsteilen die geforderte Hilfsfrist von acht Minuten zu halten“. Mit dem neuen Standort verbessern sich die Hilfsfristen, also die Zeit zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen beim Brand, zumindest für Eichhof sogar.

Das Biesfelder Fahrzeug, das im vergangenen August einen Defekt im Ladegerät hatte, versieht seinen Dienst seitdem zuverlässig. Erst 2015 – vier Jahre später als gefordert – soll es durch ein Großfahrzeug ersetzt werden. Dieses Fahrzeug wird vom Aufbau her den bereits existierenden Fahrzeugen der anderen Kürtener Löschgruppen sehr ähnlich sein.

Damit soll das Ziel umgesetzt werden, mindestens ein einheitliches Fahrzeug in jeder Löschgruppe zu haben. Schon im Sommer sollen zwei neue Löschfahrzeuge, baugleiche Tragkraftspritzenfahrzeuge mit 750 Liter fassenden Wassertanks an die Löschgruppen Olpe und Dürscheid ausgeliefert werden. Bei großen Einsätzen sollen sie als nachrückende Fahrzeuge eingesetzt werden. Um kleinere Einsätze bewältigen zu können, bekommen die Fahrzeuge eine zusätzliche Beladung, um Sturmschäden oder nach Unfällen Verschmutzungen zu beseitigen.

„Wir kaufen in Kürten nach unseren Erfahrungen nur noch Allradfahrzeuge“, erklärt Landwehr die wendigen und geländetauglichen Neuanschaffungen. Aktuell wird die für 2016 geplante Anschaffung eines Tanklöschfahrzeuges diskutiert. Der Standort des Fahrzeuges steht noch nicht fest.

Das Fahrzeug soll nach der Planung im Brandschutzbedarfsplan bis zu 4000 Liter Wasser transportieren. Abgelegene Waldstücke und Gehöfte sollen so gut mit Löschwasser versorgt werden können. Die Wehr hätte dagegen lieber ein Fahrzeug mit weniger Wassermenge, das dafür wendiger und geländefähiger wäre.

Viele Mängel aufgelaufen

Doch das ist noch nicht alles, denn die Kürtener Feuerwehr befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes in einer Umbauphase. „Durch immer neue gesetzliche Vorgaben, größere Fahrzeuge und die Trennung der Frauen- und Männerumkleiden sind Veränderungen nötig“, erläutert Landwehr. Momentan wird das Gerätehaus in Kürten um Frauenumkleiden, einen Lager- und einen Jugendraum sowie ein Büro erweitert. Zudem müssen die Gerätehäuser in Dürscheid und Olpe umgebaut werden. Außerdem seien, so Landwehr, viele Mängel über Jahre aufgelaufen.

„Ich hätte mir die Entwicklungen früher gewünscht, aber jetzt geht der Weg in die richtige Richtung“, beurteilt Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden die Veränderungen in Kürten. In einem Brief an den Bürgermeister hatte Weiden nach dem Biesfelder Einsatz im August die Wichtigkeit der Leistungsfähigkeit der Wehr unterstrichen.

Chimtschenko sieht aber ein weiteres Problem: Sie wünscht sich neue Mitglieder für den Einsatzdienst. „Wir wollen mehr Anreize schaffen, zur Wehr zu kommen.“ In nächster Zeit soll es eine Werbeaktion in Form eines Briefes an die Bevölkerung geben. Zudem wurden die Aufwandsentschädigungen für die Feuerwehrmitglieder erhöht. Die Gemeinden sind gesetzlich verpflichtet, eine leistungsfähige Feuerwehr zu unterhalten.

Können sie dies nicht gewährleisten, muss eine Pflichtfeuerwehr eingerichtet werden. Dazu kann jeder Bürger zwischen dem 18. und 60. Lebensjahr zwangsweise herangezogen werden.

KStA abonnieren