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Neue Heimat im Königsforst?Wolfsnachweise auf Gladbacher, Rösrather und Kölner Gebiet

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Vier Nachweise desselben Wolfs auf Gladbacher, Rösrather und Kölner Gebiet. (Symbolbild)

Rhein-Berg/Köln – Bislang sind nur seine Hinterlassenschaften bekannt. Aber die sind eindeutig. Vier Kotfunde in unterschiedlichen Teilen des Königsforstes von ein und demselben Tier: Experten halten es nicht für ausgeschlossen, dass sich ein Wolf im Waldgebiet zwischen Bergisch Gladbach, Rösrath und Köln niederlassen will auf der Suche nach einem Revier und sesshaft werden könnte.

Zwar können man erst bei Nachweisen über die Dauer von sechs Monaten davon ausgehen, dass ein Wolf in einem Gebiet sesshaft geworden sei, erläutert Wilhelm Deitermann vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), man werde die Situation aber genau beobachten. Anhand von genetischen Untersuchungen der vier Kotfunde, die zwischen dem 28. Mai und dem 1. Juli auf Bergisch Gladbacher, Rösrather und Kölner Terrain des Königsforstes gefunden wurden, ließen sich alle Spuren jenem Wolfsrüden zuordnen, der ursprünglich aus dem Wolfsrudel Feldkircher Wald-Neuwied in Rheinland-Pfalz stammt und 2019 geboren wurde.

Kein unbekannter Wolf

Für Wolfsberater Dietmar Birkhahn aus Lindlar ist der Wolfsrüde mit der Kennung GW1804m kein Unbekannter. Wie berichtet hatte Birkhahn am 8. März bei Engelskirchen ebenfalls Kot gefunden, mit dem GW1804m erstmals genetisch erfasst worden war. Als danach Wolfsspuren im Rösrather Stadtgebiet auftauchten, hatte Birkhahn bereits vermutet, dass es sich dabei um den Wolfsrüden aus Engelskirchen handeln könnte.

Bisher waren auf der Wildbrücke über die A4 , im Königsforst oder 2016 beim ersten rheinisch-bergischen Wolfsnachweis in Rösrath stets durchwandernde Tiere erfasst worden, die in der Regel parallel zum Rhein in Nord-Süd- oder entgegengesetzter Richtung unterwegs waren. Beim nun im Königsforst nachgewiesenen Wolf ist das anders: Zwischen dem 8. März und 1. Juli hat er zwischen Engelskirchen und Königsforst gerade mal eine Strecke von 20 Kilometern zurückgelegt.

Ein sehr langsamer Wolf

„Dabei wandern Wölfe sonst 60 Kilometer in allein einer Nacht“, weiß Wolfsberater Dietmar Birkhahn. „Dieser Wolf ist schon auffällig langsam unterwegs.“ Deshalb hält auch er es für gut möglich, dass er auf der Suche nach einem Revier ist – oder einer Partnerin.

„Wölfe suchen sich grundsätzlich Gebiete mit einem großen Nahrungsangebot“, so Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann. „Der Königsforst wäre dafür groß genug.“ Und da er große Naturschutzflächen habe, gebe es auch genug ruhige Orte für den Wolf. Denn, so Deitermann, der Wolf sucht nicht den Kontakt zu Menschen. Umgekehrt sollten auch Menschen keinen Kontakt zu den Wildtieren suchen.

Kein einziger Nutztierriss

Positiv aufgefallen ist der Wolf, der nun im Königsforst nachgewiesen wurde, auch dadurch, dass bislang kein einziger Nutztierriss von ihm bekannt ist. „Er scheint sich also ausschließlich von Wildtieren zu ernähren“, so Wolfsberater Birkhahn. Gleichwohl gibt es seit Einrichtung des „Wolfsgebiets Oberbergisches Land“ im vergangenen Jahr auch für Nutztierhalter in großen Teilen von Rhein-Berg Hilfen für Schutzvorkehrungen (siehe „Schutz für Herdentiere“).

Die genetische Bestimmung des Wolfs im Königsforst durch das Senckenberg Forschungsinstitut Gelnhausen gibt den Wolfsexperten noch in einer anderen Hinsicht Gewissheit. Der Wolfsrüde GW2119m, der am 19. und 20. Mai dieses Jahres im linksrheinischen Kölner Stadtgebiet für Schlagzeilen sorgte, ist offenbar nicht über den Rhein in den Königsforst weiter gewandert.

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Wo sich der zuletzt im Kölner Norden nachgewiesene Wolf, der nach genetischen Untersuchungen an gerissenen Schafen im Kreis Bitburg-Prüm aus der Eifel zugewandert war, allerdings aktuell aufhält, ist laut Lanuv nicht bekannt.

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