ErfinderDieser Odenthaler Geschäftsmann verkauft verbrannte Möbel

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Möbelstücke aus abgebranntem Holz – für Sebastian Sasserath haben diese Stücke eine ganz besondere Optik und Ausstrahlung.

Möbelstücke aus abgebranntem Holz – für Sebastian Sasserath haben diese Stücke eine ganz besondere Optik und Ausstrahlung.

Odenthal – Wenn es bei Sebastian Sasserath an der Haustür klingelt, ertönt ein Hahnenschrei. „Ich fand das ganz originell, wir wohnen ja schließlich am Hahnenberg“, kommentiert der Jungunternehmer den ungewöhnlichen Klingelton. Den Ägyptern galt der Hahn als Symbol des Feuergottes und damit kommt man dem Grund des Besuchs schon näher, denn Sasserath bietet unter dem Namen „Selement“ Möbel und Gebrauchsgegenstände aus verbranntem Holz an. Dabei handelt es sich keineswegs um Re- oder Upcycling von nach Wohnungsbränden übriggebliebenen Möbeln, sondern Sasserath arbeitet mit dem Flammenwerfer an frisch geschlagene Fichten.

„Die Idee entstand, als ich meinen Freund Markus Bennemann in seinem Atelier besuchte“, erzählt Sasserath. Dieser ist Restaurator, arbeitete schon für das Freilichtmuseum in Lindlar und hat sich auf historische Möbel spezialisiert. In seiner Werkstatt in Köln-Kalk restaurierte Bennemann damals einen Holzaltar, der durch einen Brand stark beschädigt war. „Mich haben die Optik, die Strukturen des verbrannten Holzes fasziniert,“ erinnert sich Sebastian Sasserath. Der Vater zweier Kinder ist eigentlich Geschäftsführer und kaufmännischer Leiter bei einem Immobilienverwalter, sitzt die meiste Zeit vor dem Computer. „Ich habe als Ausgleich immer gerne gemalt. Aber zu beobachten, was mein Freund mit dem verkohlten Holzaltar machte, hat bei mir eine Initialzündung ausgelöst“, erinnert er sich an den Tag vor vier Jahren. In seinem Hobbykeller versuchte er, durch Abflämmen von Holzstücken, die gewünschte Optik zu erzeugen. Um diese Ascheoptik zu erhalten, experimentierte er lange herum, wie man mittels Epoxidharz die entstandenen Strukturen konservieren und Möbel daraus herstellen konnte. Sein Ziel war, einen Prototyp mit dieser Technik herzustellen.

„Es war gar nicht so einfach, einen Tischler zu finden, der bereit war, für mich einen Tisch zu bauen, den ich danach abgebrannt habe“, berichtet er. Nach vielen Absagen fand er in Schildgener Tischlerei von Guido Lennartz einen Partner. „Der Tisch musste so konstruiert sein, dass er die Behandlung mit dem Gasbrenner aushielt, das war nicht einfach“, ergänzt Sasserath. Nachdem das Holz verkohlt war, wurde der Tisch mit dem Kunstharz überzogen und musste danach knapp zehn Tage trocknen.

Der Prototyp aus dem neuen Werkstoff war vorhanden, jetzt fehlten nur noch Käufer. „Wir haben den Tisch in einen Transporter gepackt und sind damit zu verschiedenen Möbelhäusern gefahren, denen wir unsere Idee vorgestellt haben“, ergänzt Sebastian Sasserath.

Die ungewöhnliche Promotion hatte Erfolg, ein Kölner Möbelhaus griff zu, stellte das Unikat in seinen Showroom. „Ein Stand bei der Internationalen Möbelmesse in Köln war mir einfach zu teuer“, gibt Sasserath zu.

Denn neben der langen Entwicklungsphase hat er das Design und den Herstellungsprozess beim Patentamt angemeldet. Für das Design besitzt er das Patent bereits, für den Herstellungsprozess läuft das Verfahren noch. „Es gibt nur in den Niederlanden und in der Ukraine je einen Mann, die etwas ähnliches machen“, hat er recherchiert.

Inzwischen gibt es nicht nur Tische, sondern auch Gewürzmühlen und Bänke. „Ich kann mir vieles vorstellen. Derzeit tüftele ich daran, eine Kugelschreiberhülle aus dem Werkstoff zu machen“, sagt Sasserath und zeigt einen Prototyp.

Dass es Leute gibt, die angesichts der morbiden Optik ablehnend reagieren, findet er verständlich. „Mir geht es nicht um das Morbide, für mich ist der Werkstoff ein Symbol für den Kreislauf des Lebens, aus totem Holz entsteht etwas Neues. Aber es ist halt kein Möbel für jedermann“, sagt Sasserath.

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