Anwohner laufen SturmWald in Odenthal soll Neubau weichen

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Gebäude und Außenanlagen machen einen gepflegten Eindruck, finden Isabelle Dederichs und Moritz Künstner.

Gebäude und Außenanlagen machen einen gepflegten Eindruck, finden Isabelle Dederichs und Moritz Künstner.

Odenthal – Der Platz, den sich Isabelle Dederichs und Moritz Künstner für ihre Freiluft-Besprechung ausgesucht haben, ist gemütlicher, als er auf den ersten Blick aussieht: Tisch und Sitzgelegenheiten sind zwar aus Beton, aber von der Sonne angewärmt – und der Blick streift vom Parkplatz aus in ein kleines Wäldchen. In heißen Sommern machen die Bäume das Klima zwischen Reihen- und Mehrfamilienhäusern an der St.-Engelbert-Straße in Voiswinkel erträglich, weiß die Anwohnerin.

Doch damit könnte es bald vorbei sein, denn Teile des Waldes sollen für einen Neubau von insgesamt 22 Sozialwohnungen gerodet und das ebenfalls auf gemeindeeigenem Grund stehende Mehrfamilienhaus abgerissen werden – ein Projekt, gegen das die Anwohner Sturm laufen.

Rund 200 Unterschriften haben Dederichs und ihre Mitstreiter in kurzer Zeit bereits gesammelt. „Die Resonanz ist eindeutig. 99 Prozent der Bürger, die wir ansprechen, unterstützen unseren Protest“, sagt Neubürger Künstner, der betont, dass man nicht grundsätzlich gegen den Bau von Sozialwohnungen sei.

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Der geplante Gebäudekomplex zerstöre jedoch den dörflichen Charakter der Gegend und erhöhe das Verkehrsaufkommen an der eh schon überlasteten Straße. Zudem sei sozialer Wohnungsbau Aufgabe der Gemeinde und nicht privater Investoren. „Nur wenn die Gemeinde selbst Verantwortung übernimmt und investiert, hat sie auch Mitgestaltungsmöglichkeiten. Tafelsilber verkauft man nur einmal“, ergänzt Isabelle Dederichs.

Mehrfamilienhaus eigentlich in gutem Zustand

Das derzeit auf dem Grundstück befindliche Mehrfamilienhaus, das laut Schild an der Fassade 1966 aus Mitteln der Stiftung Jacob und Willi Geuhs als Altenwohnhaus errichtet wurde, werde derzeit größtenteils von Mietern über 65 Jahren sowie von einem syrischen Ehepaar bewohnt. Gebäude und Außenanlagen machen einen gepflegten Eindruck. Dederichs fragt sich, warum die Gemeinde das Haus nicht einfach saniert.

„Die Mieter wollen keine goldenen Wasserhähne.“ Nach den aktuellen Plänen würden die derzeitigen Bewohner ihre Bleibe verlieren, da das Haus abgerissen werden soll. Das Argument, dass sie in den Neubau umziehen können, überzeugt Dederichs und Künstner nicht. Die Wohnungen seien viel zu groß; die Mieten könnten sich die Bewohner nicht leisten. Überhaupt sei das geplante Projekt, das nach Aussagen des Investors vor allem Odenthaler Bürgern geförderten Wohnraum anbieten soll, nicht auf den in der Gemeinde bestehenden Bedarf abgestimmt, das derzeitige Konzept nicht durchdacht.

„Klotz“ passe laut SPD nicht zur Umgebung

SPD-Fraktionsvorsitzender Rolf Deiters hatte bereits Ende Mai im Odenthaler Planungs- und Bauausschuss den „Klotz“ kritisiert, der in seinen Ausmaßen nicht zum Charakter der Umgebung passe. Neben der Unterschriftensammlung und der Aufklärung der Anwohner, die vielfach von den Plänen noch gar nichts wüssten, laufen Gespräche mit den Parteien und dem Investor, sind eine Infoveranstaltung sowie die Gründung einer Bürgerinitiative geplant.

Ein erstes Gespräch mit Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos) sei positiv verlaufen. „Er hat uns versichert, dass nach einer verträglichen Lösung für alle gesucht werde. Daran werden wir ihn messen“, sagt Dederichs.

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