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Durch Odenthal geheiztRaser bekommt an seinem Geburtstag Geldbuße und Porsche zurück

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Der Bauunternehmer war mit seinem Porsche durch Altenberg gerast. (Symbolbild)

Odenthal – Nicht nur auf seinen schnittigen Porsche hat ein Bauunternehmer mehrere Monate lang verzichten müssen, vielmehr war nach der Tour durch die Serpentinen der Bergstraße bei Altenberg auch der Führerschein erst einmal futsch. Das war insofern misslich, als Heinz K. (Name geändert) nach eigenem Bekunden der Einzige in der Firma war, der einen Lkw-Führerschein besaß und damit Bagger und anderes Baugerät von A nach B transportieren durfte.

Stattdessen musste der Firmenchef monatelang andere Leute fragen, ob sie mal Zeit hätten, den Lkw zu steuern. Doch ist jetzt die Zeit der Entbehrung vorbei: Im Strafprozess wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit sich selbst kam Heinz K. mit 5000 Euro Buße davon, was bei einem Netto-Einkommen von 7000 Euro ein überschaubarer Denkzettel ist. Noch im Gerichtssaal bekam der jung gebliebene Raser seinen Führerschein zurück und außerdem eine Bescheinigung, dass ihm der sichergestellter Sportwagen wieder auszuhändigen sei. Und das alles gab es zufällig genau am Geburtstag.

Beamter in Zivil verfolgt Raser durch Altenberg

Das Strafverfahren gegen den den Mittsechziger krankte an der Beweislage, da sich nicht ein einzelner konkreter Tempoverstoß belegen ließ. Am 10. Juni 2021 um 18.58 Uhr war Heinz K. von der Bundesstraße 51 kommend durch Blecher gefahren und dabei dem Polizeibeamten Peter W. (51) aufgefallen, der dort mit einem Zivilkrad stand, um den Verkehr an der Raserstrecke bergab nach Altenberg im Blick zu behalten.

Der erfahrene Beamte wurde auf den zunächst vorschriftsmäßig fahrenden Sportwagen aufmerksam und folgte ihm. Zu Beginn der Gefällstrecke ging’s dann los: Wieder und wieder hängte ihn der PS-starke Sportwagen auf der Straße, auf der mal Tempo 50 und mal Tempo 30 gilt, ab.

Führerschein und Wagen erstmal einkassiert

„Ich bin seit acht Jahren ausgebildeter Provida-Fahrer“, berichtete der Beamte als Zeuge vor Gericht, „aber da bin ich an die Grenzen meines Könnens geraten.“ Kollegen, denen er das von ihm aufgenommene Video von der Tour vorgespielt habe, hätten das genauso eingeschätzt. Immer wieder sei es ihm gelungen, dichter an den Porsche heranzukommen, aber danach sei der wieder kurz außer Sichtweite gewesen.

Nach dem Ende der Gefällstrecke bog der Sportwagen nach rechts in Richtung Odenthal ab. Der Beamte folgte ihm noch ein Stück, aber da fuhr Heinz K. wieder ganz zivil. Schließlich gab sich der Beamte als Polizist zu erkennen, stoppte das Fahrzeug und kassierte sowohl den Führerschein als auch den Wagen erst einmal ein.

Bußgeld geht an Flutopfer in Rhein-Berg

In der Gerichtsverhandlung backte der Bauunternehmer relativ kleine Brötchen: Ja, er sei zügig gefahren, aber „ich bin immer auf meiner Spur geblieben und habe niemanden gefährdet“. Warum er denn überhaupt so schnell gewesen sei, wollte der Richter wissen. Na, weil er sich ein bisschen durch den Motorradfahrer hinter ihm bedrängt gefühlt habe.

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Am Ende brachte der Verteidiger die Frage nach einer Einstellung gegen Buße ins Spiel. Der umstrittene Raser-Paragraf 315d Absatz 1 Nummer 3 (Rennen gegen sich selbst) werde zwar womöglich bald vom Bundesverfassungsgericht gekippt werden, doch sein Mandant wolle das gerne jetzt schon abschließen und werde selbstverständlich auf etwaige Ansprüche aus der Beschlagnahmung verzichten. Nachdem die Staatsanwältin sich offen für eine sanfte Lösung statt Strafe zeigte, stimmte auch der Richter zu. Das Geld geht an die Flutopfer.

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