Erneuerbare EnergieIn Odenthal könnte das erste große Windrad in Rhein-Berg entstehen

Lesezeit 3 Minuten
Luhr_20150610_61477

Nicht überall im Bergischen ist Platz für ein Windrad. In Odenthal kommt nur eine einzige Stelle infrage.

Odenthal – Jahrelang herrschte Flaute, nun steht der Wind offenbar günstig für Pläne, auf dem Klauberg Windräder zur Energiegewinnung zu bauen.

Ein bis drei solcher Anlagen fänden auf dem rund 24 Hektar großen Areal Platz, hat eine Untersuchung ergeben, die die Gemeinde auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegeben hatte. Hintergrund ist die Energiekrise sowie die gesetzliche Vorgabe, bis zum Jahr 2032 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie zu nutzen.

Die Standorte, die hierfür in Odenthal infrage kommen, sind sehr überschaubar und verdienen den Plural nicht. „Wegen der Größe und des nötigen Abstands von mindestens 600 Metern bis zur nächsten Bebauung ist nur der Klauberg möglich“, fasste Planungsausschussvorsitzender Peter Sittart (Die Grünen) das Ergebnis der Präsentation des Windanlagenbetreibers WPD zusammen.

260 Meter Gesamthöhe

Maximal drei Windräder wären auf dem Höhenrücken nördlich der Scheurener Straße möglich, hatte Bastian Martens, Projektentwickler der Windmanager Erkelenz GmbH & Co KG, ausgeführt. Vorgestellt hatte er eine Planung für Anlagen „modernster Bauart“ mit einem 180 Meter hohen Turm, einer Gesamthöhe von 260 und einem Rotor-Durchmesser von 172 Metern.

Jedes dieser drei möglichen Windräder sei in der Lage, 18 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich zu produzieren. Damit könnten 5.000 Haushalte versorgt, alternativ 6.000 Elektroautos oder 140.000 Kühlschränke betrieben werden.

Beteiligungsmodelle für Bürger

Die Kommune, die das Planungsrecht schaffen müsste, könnte mit 0,2 Cent pro Kilowattstunde (pro Anlage mindestens aber 25.000 Euro) für ihre Kasse rechnen. Auch für Bürger biete man verschiedene Beteiligungsmodelle an, sagte Martens, etwa festverzinsliche Windparkbeteiligungen.

Bis sich das erste Windrad drehen könnte, vergingen im Optimalfall fünf, im Normalfall aber bis zu zehn Jahre, so der Planer.

2013 scheiterte der Windpark

Schon 2013 war ein Gutachten, damals von der Belkaw beauftragt, zu dem Schluss gekommen, dass nur der Klauberg als Standort für Windräder geeignet sei. Bürgerproteste und die ablehnende Haltung der politischen Mehrheit hatten den Bau damals verhindert.

„Mit der CDU wird es keine Windräder in der Herzkammer der Naherholung geben“, wurde die damalige Fraktionschefin der Christdemokraten Michaela Bräutigam vor knapp zehn Jahren zitiert. Denn der Klauberg ist Teil eines 160 bis 185 Meter hohen Bergrückens östlich von Strauweiler. 260 Meter hohe Windräder wären bis weit hinunter ins Tal zu sehen, kritisierten schon damals Gegner des Projektes.

Die Vorzeichen haben sich geändert

„Wir finden das nach wie vor nicht schön für das Landschaftsbild“, bestätigte die heutige CDU-Fraktionschefin Nicola Ciliax-Kindling. Doch angesichts der politischen Lage hätten sich die Vorzeichen geändert.

Zwar habe die CDU noch nicht abschließend über die Windräder beraten und setze auch auf andere regenerative Energien wie Wasser oder Biomasse, „aber wenn es sich für die Kommune und die Bürger rechnet, dann können wir uns sicher damit anfreunden.“ Dies auch, weil sich seit 2013 das Landschaftsbild gravierend verändert habe.

Der Berg ist weitgehend kahl

Der früher dicht bewaldete Klauberg ist nach den massiven Baumschäden durch Dürre und Borkenkäfer inzwischen weitgehend kahl. „Dafür wird nicht gerodet werden müssen“, kommentierte dann auch Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein. „Der Wald dort ist ruiniert.“

Von Wittgenstein ist Eigentümer des Areals, auf dem allein die Windräder stehen könnten und müsste die Flächen verpachten. Derzeit laufen Verhandlungen zwischen Betreiberfirma und Eigentümer. Wirtschaftlich sei der Bau von Windkraftanlagen interessant, ästhetisch sei es hingegen nicht, gab Sayn-Wittgenstein zu.

„Riesenaufstand erwartet“

Die Anlagen seien zwar politisch gewollt, dennoch werde es vermutlich wieder „einen Riesenaufstand“ geben, prophezeite er mit Blick auf die Erfahrungen aus dem Jahr 2013. Sollte der Windpark Realität werden, gehört er selbst zu den Nachbarn der Anlage. Knapp 1000 Meter Luftlinie lägen dann zwischen Windrädern und Schloss.

# all articles

„Wir möchten einen Grundsatzbeschluss der Politik für die Windräder“, sagte Peter Sittart. Die Grünen würden daher schon in der kommenden Sitzung des Gemeinderates am Dienstag, 18. Oktober, 18 Uhr, im Forum des Schulzentrums, einen entsprechenden Antrag stellen.

KStA abonnieren