Friedenssymbol per LivestreamAltenberger Licht startet am leeren Dom

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Der Altenberger Dom

Der Altenberger Dom

Odenthal – Ungewohnt ruhig war es am Vorabend zum 1. Mai rund um den Altenberger Dom. Keine Gruppen von Jugendlichen, die sich im Tal der Dhünn treffen, um fröhlich die Aussendung des Altenberger Lichts zu feiern. Der Geist der Aktion wehte dennoch durch das Gotteshaus, dessen Chorraum zur Vigil in einladenden Farben leuchtete. Die Kirche indes blieb leer; lediglich der Schein von Teelichtern erfüllt die Bankreihen.

In Coronazeiten wurde die Flamme der Hoffnung und des Friedens zwar entzündet; der Funke allerdings musste digital überspringen. „Es ist ein trotziges Altenberger Licht, das sich die Hoffnung nicht nehmen lässt“, sagte Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp, „aber es ist wichtig, dass wir es nicht abgesagt haben.“ Bevor die Jugendlichen dem Motto „Nehmt das Licht in beide Hände“ folgen konnten, musste die Stafette des Friedens mit den Augen und den Herzen aufgenommen werden. Das Domradio sorgte dafür, dass sowohl die Vigil im Dom wie auch die Aussendungsfeier in der Christkönigskapelle live im Internet zu sehen war.

Mehr als 800 junge Menschen feiern digital mit

Aber ist es nicht gerade die Präsenz von mehreren tausend Jugendlichen, die mit Fahnen und Laternen in den Dom kommen, die die Aktion ausmacht? „Wir mussten uns von dem verabschieden, wovon das Altenberger Licht lebt“, erklärte Schwaderlapp, „aber es lebt auch vom großen Interesse der Jugendlichen, das ich als Sehnsucht deute.“ Dass sich mehr als 800 junge Menschen für das digitale Mitfeiern angemeldet haben, ist für ihn „eine total coole Zahl“, wenn man bedenke, dass viele auch ohne Anmeldung die Nacht hindurch den Livestream aus der Hauskapelle verfolgten.

Zugleich führe die diesjährige Art der Aussendungsfeier zu den Wurzeln des Altenberger Lichts, die offenbar weiter als die 70 Jahre zurückreichen, die 2020 groß gefeiert werden sollten. „Im vergangenen Jahr habe ich einen Feldpost-Rundbrief vom 3. Februar 1941 bekommen, in dem sich Soldaten verabredet haben, an einem bestimmten Tag zeitgleich eine Kerze zu entzünden, an ganz unterschiedlichen Orten, im Feldlazarett, zu Hause auf dem Küchentisch, im Bunker oder Schützengraben und eben im Altenberger Dom“, sagte der Pfarrer, der zugleich Rektor von Haus Altenberg ist, sichtlich bewegt.

Bitter benötigter „Pulsschlag der Hoffnung“

„Von Zeit zu Zeit einen Lichttag halten“ lautete der Aufruf. Diesen „Pulsschlag der Hoffnung“ brauche die Welt heute so sehr wie damals. „Der Dom ist heute Abend heiliger Boden“, zog der Geistliche einen biblischen Vergleich, „da brennt der Dornbusch.“ Und so wie in den Kriegsjahren im stillen Gebet der Einzelnen eine Verbundenheit über den ganzen Kontinent entstanden sei, stehe auch in diesem Jahr die Strahlkraft der Gemeinsamkeit im Mittelpunkt.

Trotzdem sei es ein eigenartiges Gefühl, vor unbesetzten Reihen zu sprechen. „Da wird die Leere im Dom schmerzlich spürbar.“ Immerhin war mit Rebecca Knecht ein Mitglied aus dem Initiativkreis Altenberger Licht dabei; Julius Teders am Klavier sowie der vom Band eingespielte Projektchor sorgten für die musikalische Umrahmung – genauso wie bei der Aussendungsfeier am Morgen des 1. Mai. „Heute ist es nüchterner“, meinte Schwaderlapp; die Feier sei auch ein Moment der Askese.

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Iman Blume und Marvin Dederichs wurden aus dem Kölner Dom zugeschaltet, wo das Altenberger Licht bereits brannte, das in diesem Jahr „einzigartig und doch irgendwie schön ist“.  Zehn große Kerzen haben das Zeichen der Hoffnung bis nach Essen und Euskirchen, Düsseldorf und Morsbach gebracht. Eine steht auch im Altenberger Dom. Wer möchte, kann sich dort in den nächsten zehn Tagen das Licht abholen.

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