InterviewOdenthaler Pfarrer über seinen Neuanfang in schwierigen Zeiten

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Rückkehr in die alte Heimat: Thomas Taxacher.

Rückkehr in die alte Heimat: Thomas Taxacher.

Odenthal – Sie haben Ihr Amt in einer schwierigen Zeit angetreten. Wie knüpft man neue Kontakte in Zeiten einer Kontaktsperre?

Die erste Woche, nachdem alle Gottesdienste abgesagt werden mussten, war ich fast in Schockstarre. Eine Vorahnung bekam ich am Freitag, den 13; da hatte ich gerade den ersten Kindergarten in Voiswinkel kennengelernt. Am Samstagabend dann die Absage aller Gottesdienste und Versammlungen. Sogar Termine mit Messdiener- und Jugendgruppen musste ich absagen.

Zur Person

Thomas Taxacher (43) ist der neue leitende Pfarrer des katholischen Seelsorgebereichs Odenthal/Altenberg. Geboren in Hachenburg, studierte er in Bonn Theologie und Germanistik. 2009 wurde er im Kölner Dom zum Priester geweiht und war bereits während seiner Ausbildungszeit bis 2010 in Altenberg tätig. 2010 wurde er Kaplan in Düsseldorf, 2015 Kreisjugendseelsorger in Rhein-Sieg und Altenkirchen. Am 1. März wurde er im Altenberger Dom in sein Amt eingeführt. (spe)

Wo liegen die größten Probleme?

Vieles lässt sich anders organisieren, aber es gibt immer auch Momente, in denen es für mich wirklich schwierig wird. Jüngst hatte ich ein Trauergespräch - das ist eine sehr sensible Situation, in der man sich normalerweise die Hand reicht und nicht mit zwei Meter Abstand voneinander am Tisch sitzt.

Wie lebt man Gemeinde, wenn man sich nicht treffen kann?

Wir sind weiter telefonisch ansprechbar, versuchen neue Wege über soziale Netzwerke zu gehen. Dabei helfen mir Seelsorgeteam und Pfarrbüro sehr. Ich hatte jetzt schon zwei Videokonferenzen. Das ist auch für mich eine ganz neue Erfahrung. Zusammen mit Jugendlichen aus der Gemeinde haben wir eine Social-Media-Gruppe gegründet, haben einen Instagram-Account und eine Facebook-Seite eingerichtet. Dort stellen wir regelmäßig geistliche Impulse ein. Unsere Kirchen sind alle zum Gebet geöffnet. Hier kann man Gebetsanliegen in Körbe legen oder eine Kerze anzünden. Und das passiert auch. Unser Küster berichtet, dass der Kerzenverbrauch deutlich gestiegen ist.

Odenthal/Altenberg ist für Sie nicht ganz neu. Was ist vertraut, was fremd?

Vertraut sind mir die Wege und viele Menschen, mit denen ich unkompliziert wieder den Kontakt aufnehmen kann: Pastoralteam, Pfarrsekretärinnen, Küster, Kirchenmusiker und auch zu Pfarrerin Posche von der evangelischen Gemeinde. Zu vielen Ehrenamtlichen. Schwieriger ist es mit den Jugendlichen. Die von damals sind jetzt erwachsen. Und neu sind die vielen Verwaltungsaufgaben, in die ich mich einarbeiten muss.

Welchen Leitsatz würden Sie Ihrer Arbeit hier voranstellen?

Aktuell: Das Beste daraus machen!

Was möchten Sie als erstes Projekt umsetzen?

Ich möchte die Zielgruppen erweitern. Denn der Altenberger Dom ist auch für viele Heimat, die nicht hier wohnen. Dazu würde ich gerne einen neuen Flyer für den Dom auflegen, der das Gebäude nicht nur kunsthistorisch erläutert, sondern auch seinen religiös-spirituellen Hintergrund.

Sie sind für zwei Pfarreien zuständig. Was steht dort an?

Wir verstehen uns als gemeinsames Team für die beiden Pfarreien St. Pankratius Odenthal und St. Mariä Himmelfahrt Altenberg. Wir wollen Verbindungen schaffen. Daher werden die Priester den Gottesdienst künftig abwechselnd an beiden Kirchorten feiern. Wer wann zelebriert, wollen wir im Mitteilungsblatt transparent machen. Aus den bisher zwei Mitteilungsblättern werden ab Ostern die gemeinsamen „Sonntagsnachrichten“ mit Informationen zu Gottesdiensten und sonstigen Aktionen.

Welche Rolle spielt für Sie die Ökumene?

Es gibt gemeinsame Traditionen, die ausgebaut werden können. Da ist noch Luft nach oben. Ich verstehe mich mit Pfarrerin Posche persönlich gut, wir tauschen uns aus und stimmen uns ab. Das ist auch eine Chance, die die Corona-Krise jetzt bietet. Wir müssen neue Wege gehen und werden in der Kar- und in der Osterwoche vieles gemeinsam gestalten.

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Altenberg ist auch ein touristischer Ort. Wie vertragen sich Tourismus und Spiritualität?

Altenberg ist nicht nur ein touristischer Ort. Es ist auch Ort der Ruhe. So wie der Dom in erster Linie ein Gotteshaus ist, kein Museum. Hier kommen viele Menschen vorbei, die diesen Ort und seine Geschichte nicht kennen. Viele haben Fragen und Sehnsüchte. Auch sie müssen begleitet werden. Das ist die große Chance in Altenberg.

Wie wird das Osterfest 2020 ausfallen?

Da fehlt viel. Aber wir werden gesegnete Palmzweige auslegen, es wird die Möglichkeit zum Beichtgespräch vor Ostern geben , wenn auch nicht im Beichtstuhl, und auch die Krankenkommunion kann gespendet werden. In der Osternacht werden Pfarrerin Posche und ich gemeinsam die Osterkerze in den Dom bringen. Der wird dann wie üblich dunkel sein – in diesem Jahr aber auch leer. Per Videoaufzeichnung sollen trotzdem viele dabei sein können.

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