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Kurioser HintergrundDie Lapidarien im Altenberger Dom wurden zum politischen Thema

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Die Ausstellungsvitrinen stammen aus der Zeit, als der Küchenhof noch vom Arbeitskreis Altenberg betrieben wurde.

Die Ausstellungsvitrinen stammen aus der Zeit, als der Küchenhof noch vom Arbeitskreis Altenberg betrieben wurde.

Odenthal – Die Lapidarien, das sind steinerne Zeugen der Baugeschichte des Altenberger Domes – und zugleich Steine des Anstoßes. Denn die Exponate – bisher untergebracht in zwei großen Glaskuben auf dem Gelände des Küchenhofes – stehen hier den neuen Nutzungsplänen im Weg. Ein Ersatzquartier für die Ausstellungsstücke in unmittelbarer Nachbarschaft des jetzigen Standortes wurde trotz monatelanger Suche bisher nicht gefunden. Daher sollen die geschichtsträchtigen Steinfragmente nun in Containern eingemottet werden.

Der historische Versorgungshof des ehemaligen Zisterzienserklosters wird gerade umfassend saniert und soll künftig mit Gastronomie und Veranstaltungsräumen für private und kulturelle Events zur Verfügung stehen. Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein hatte zu Beginn des Jahres nach finanzieller Ablösung den Küchenhof wieder als Eigentümer übernommen, nachdem der Hof 35 Jahre lang in Erbpacht an den Aktionskreis Altenberg vergeben gewesen war.

Mit dem Küchenhof „erbte“ der neue Besitzer allerdings auch die Lapidarien, die zwischenzeitlich hier als touristische Sehenswürdigkeit errichtet worden waren. Der möchte sie allerdings so schnell wie möglich wieder los werden. Doch das macht Schwierigkeiten. Die Zuständigkeiten sind verworren.

Geteilte Eigentumsverhältnisse

Klar ist: „Die Lapidarien gehören zur Hälfte dem Land NRW und zur anderen Hälfte dem Erzbistum“, so Dennis Heidel, Pressereferent der Bezirksregierung Köln. Die „Teilhaberschaft“ an den Steinen resultiert daraus, dass sie aus verschiedenen Grabungen und Sammlungen stammen und die Teile nachträglich nicht mehr genau zuzuordnen waren. Da der Altenberger Dom dem Land NRW gehört, große Teile des umliegenden Areals aber dem Erzbistum, wurde schließlich brüderlich geteilt.

Bis ein neuer Standort gefunden sei, müssten die Exponate an einem sicheren Ort gelagert werden, so Sarah Meisenberg, Pressereferentin des Erzbistums. „Dies erfolgt voraussichtlich in Containern.“ Erzbistum und Bezirksregierung versuchten, sich über die Kosten hierfür zu einigen. In Abstimmung mit der Gemeinde werde aber nach einer langfristigen Lösung gesucht.

Auch hier, im Falle einer Translozierung, stellt sich die Kostenfrage, die auch die Gemeindeverwaltung nicht beantworten kann, der das Thema Lapidarien längst wie ein Klotz am Bein hängt. Die Suche im Archiv nach entsprechenden vertraglichen Regelungen aus der Zeit der Aufstellung der Kuben, an der seinerzeit offenbar mehrere Akteure beteiligt waren, blieb bisher weitgehend erfolglos.

Thema wird im Bauausschuss diskutiert

Angesichts des Gewichts der Exponate – Säulenkapitelle, Abschlusssteine, Fensterbögen und anderes mehr, dürfte eine Translozierung nicht eben preiswert sein. Eine Schätzung, die die Gemeinde vor längerer Zeit in Auftrag gegeben hatte, wies damals Kosten von mehr als 100 000 Euro aus.

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Schon im September vergangenen Jahres hatte die CDU-Fraktion einen Dringlichkeitsantrag gestellt, um einen neuen Standort für die Steinsammlung zu finden. Jetzt legte die Bürgerrunde Odenthal nach. Weil die Versuche der Gemeinde, die Lapidarien im Haus Altenberg unterzubringen, nicht erfolgreich gewesen seien, so Hans Mettig (BRO) beantrage seine Fraktion, die Kuben auf die Teichwiese in der Nähe der nördlichen Klostermauer zu versetzen.

Zudem soll geklärt werden, ob Sponsoren weiterhin zur Verfügung stehen. Politik und Verwaltung hoffen auf Geld aus dem Fördertopf „Heimat“ des Landes. Damit könnte vielleicht noch verhindert werden, dass die Zeugnisse der Baugeschichte des Domes auf unabsehbare Zeit in einem Container verschwinden und für die Öffentlichkeit nicht länger zugänglich sind. Das Thema wird am Donnerstag im Bauausschuss, 17 Uhr, Bürgerhaus Herzogenhof, beraten.

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