Ohne Strom und gesperrtAufräumarbeiten starten im Altenberger Dom in Odenthal

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Hochwasser Altenberger Dom außen 190721

In den Kellern stand das Wasser mannshoch und zerstörte Lagerbestände und Haustechnik. Auch der Altenberger Dom ist ohne Strom und gesperrt. 

Odenthal – Hölzerne Betbänke, Stapel mit durchweichten Gesangbüchern, Kisten mit Votivkerzen am Straßenrand – Altenberg ist ein besonderer Ort, und das gilt sogar für seinen Sperrmüll. Der wird nun auch hier aus den Gebäuden geschleppt, die Pfengstbach und Dhünn in der Nacht zum Donnerstag geflutet hatten. Keine leichte Arbeit, die noch zusätzlich erschwert wird. Lockt Altenberg in gewöhnlichen Zeiten Touristen durch den gotischen Dom und das kulturelle Erbe der Zisterzienser an, schien die Attraktion am vergangenen Wochenende für einige eher im schlammigen Erbe des Wassers zu bestehen.

Denn neben den vielen ehrenamtlichen Helfern, den Freiwilligen, die auch in Odenthal in großer Zahl mit anpackten, wo den Menschen das Wasser buchstäblich bis zum Halse stand oder aktuell noch steht, gibt es auch noch eine andere, eine weniger schöne Seite: Katastrophen-Tourismus.

Haustechnik in vielen Gebäuden zerstört

„Einige Schaulustige wollten nur die Schäden fotografieren“, berichtet Adam Mainusch, Küster der katholischen Kirchengemeinde Altenberg. Während er mit seinen Helfern versuchte, das schwimmende Inventar der 1225 erbauten und vom Wasser besonders schwer betroffenen Markuskapelle zu retten, das die Eingangstür blockierte, seien einige Besucher damit beschäftigt gewesen, möglichst dramatische Bilder vom Gelände aufzunehmen. Mit Ärger oder Unverständnis hätten einige Besucher zudem quittiert, dass die Türen des Altenberger Domes verschlossen bleiben müssen. „Und das wohl noch für zwei Wochen“, so Claudia Posche, evangelische Pfarrerin in Altenberg mit Blick auf die Entscheidung der Bezirksregierung.

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Denn hier wie im Haus Altenberg oder den gastronomischen Betrieben am Ort kämpft man mit dem gleichen Problem: Die Keller sind vollgelaufen, was zwar die darüberliegenden Stockwerke weitgehend gerettet hat. Aber in den Gewölben sind große Teile der Haustechnik untergebracht: Strom und Wasser – eine gefährliche Verbindung.

Altenberger Hof hatte gerade erst wieder eröffnet

In der Torschänke war noch in der Unglücksnacht ein Trafo explodiert und die Feuerwehr musste daher in Altenberg nicht nur abdichten, abpumpen und bergen, sondern auch noch löschen. Seither ist der Strom auch im Altenberger Hof abgestellt, der nach Renovierungspause genau vier Wochen und drei Tage geöffnet hatte, bevor die Fluten kamen. Wie in der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg mussten alle aktuellen Reservierungen storniert werden. Denn ohne Strom bleibt die Küche kalt.

Die Aufräumarbeiten seien wiederholt durch Schaulustige behindert worden, kritisiert auch Maximilian Spital, Restaurantchef im Altenberger Hof. „Selbst im aufgeweichten Müll wurde herumgewühlt.“ Ganze Gruppen von Pokemon-Suchern seien über das Grundstück gelaufen, hätten die Helfer bei der Arbeit gestört und seien aggressiv geworden, als man das Spiel nicht lustig gefunden habe, so Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein, Eigentümer des Hotelbetriebes.

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„Absperrungen zählen da nicht, die Gier nach Bildern ist größer“, ärgert sich David Abatchizadeh, Leiter des Küchenhofs, auf dessen Terrasse Sitzmöbel zum Trocknen stehen. Der gastronomische Betrieb war erst 2020 komplett renoviert worden und fast sofort Opfer des monatelangen Corona-Lockdowns geworden. Nun fängt man hier wieder von vorne an. „Als nächstes können hier jetzt nur noch Aliens landen, sonst haben wir eigentlich alles durch“, sagt er und lächelt gequält. Doch wenn die Außerirdischen Altenberg wirklich heimsuchen sollten, dann dürfte für die Schaulustigen kein Halten mehr sein.

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