Priester in OdenthalWinfried Pilz feiert sein 50. Priesterjubiläum

Lesezeit 4 Minuten

Odenthal – Wer hört, dass Winfried Pilz einmal ein Autobahnkreuz in die Kirche geholt hat und kurz von seinem 50. Priesterjubiläum mit Messverbot belegt wurde, könnte den groß gewachsenen Geistlichen mit der barocken Fröhlichkeit für einen Revoluzzer halten. Doch aufrührerisch ist der Monsignore nur, wenn es um die Begeisterung seiner Mitmenschen für den Glauben geht.

Den stilisierten Verkehrsknoten hat der im böhmischen Warnsdorf Geborene, der fast 18 Jahre lang in Altenberg gearbeitet hat, während seiner Zeit in Kaarst in ein Kreuz einarbeiten lassen, als er ein typisches Symbol der Gegend gesucht hatte.

Der Pfarrer seiner neuen Heimatgemeinde in Leutersdorf hat ihn vom Gottesdienst ausgeladen, um sich hinter dem Rücken des 75-Jährigen mit der Gemeinde über die Festlichkeiten zum Lichtmesstag abzustimmen.

Alles zum Thema Musik

„Ich fürchte, der plant was Schlimmes“, argwöhnt der ehemalige Altenberger angesichts seines goldenen Priesterjubiläums. Am 2. Februar 1966 hat Kardinal Frings den jungen Winfried Pilz im Kölner Dom zum Priester geweiht.

In den 70er- und 80er-Jahren war der charismatische Priester Rektor der Jugendbildungsstätte, Diözesanjugendseelsorger sowie eine Zeit lang auch Glaubensreferent im Jugendhaus Düsseldorf. Ins Dhünntal kommt er immer wieder gern zurück, wie er betont, an diesen „wunderschönen Ort mit toller Ausstrahlung, dem herrlichen Dom und der Landschaft“.

Hier hat er einiges bewegt, im übertragenen Sinn ebenso wie mit Hacke und Schaufel, wenn er gemeinsam mit Jugendlichen nach dem mönchischen Prinzip „ora et labora“ (bete und arbeite) vor allem im Altenberger Küchenhof tätig war.

Gern erinnert er sich auch an die „sehr positive Nachbarschaft“ mit dem kürzlich gestorbenen Dompfarrer Hans Hausdörfer. Große Empfänge mit stundenlangem Händeschütteln und Smalltalk und sind dagegen nicht sein Ding. Pilz möchte Zeit für die Menschen haben. „Ich habe ja an vielen Orten mein Unwesen getrieben“, sagt Winfried Pilz schmunzelnd. Die möchte er im Laufe des Jahres aufsuchen, „ganz locker, mit konkretem Anlass, aber ohne großen Bahnhof“.

Am Tag nach Aschermittwoch, dem 11. Februar, wird Winfried Pilz im Priesterseminar in Köln seinen Weihejahrestag feiern, mit Kardinal Rainer Maria Woelki und möglichst vielen Mitbrüdern. „Wir waren damals 21, vier sind mittlerweile gestorben.“

Von Köln aus geht es nach Euskirchen, wo Winfried Pilz seine erste Stelle als junger Kaplan angetreten hatte. Zwei Wochen nach Ostern steht dann in Wermelskirchen die Erstkommunion seines Großneffen an, und zu Pfingsten reist er vielleicht nach Prag, wo er sich einige Jahre lang um eine deutsche Gemeinde gekümmert hatte.

Im Juni ist es die Goldhochzeit seiner ehemaligen Sekretärin aus der Kaarster St.-Martinus-Gemeinde, die ihn an eine einstige Wirkungsstätte zieht. Und falls Mitte August wie geplant das umgebaute Haus Altenberg wiedereröffnet wird, will Pilz erneut seine Koffer packen. „Das ist ja immer eine kleine Weltreise“, sagt der Jubilar.

In seinem Auto hat er nach einem Streit mit der GEZ das Radio ausbauen lassen. Auf längeren Fahrten singt er lieber selbst – meistens Songs, die bis dahin noch niemand kennt. „Beim Fahren kommen mir Ideen für neue Lieder, die singe ich dann so lange, bis ich Text und Musik auswendig kann.“

Rund 200 Kompositionen tragen bereits seinen Namen. Dabei kommt ihm nicht nur seine sonore Stimme zugute, sondern auch seine instrumentale Aufgeschlossenheit. Die Gitarre beherrscht er ebenso wie das Akkordeon und das „Harmonium für den Hausgebrauch“. Bei Konzerten hat er auch schon mehrfach die zweite Geige gespielt.

Sein jüngstes Werk gilt der bildenden Kunst und der Flüchtlingsproblematik. Für eine Hilfsaktion des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, dessen Präsident er war, hat er eine Schiffsplanke als Collage gestaltet. Weil er zum Gründungstag des Hilfswerks am 2. Februar nicht nach Aachen reisen kann, ließ er seine ehemaligen Mitstreiter wissen: „Bevor ich jetzt nach Westen schwanke, schick ich lieber diese Planke.“ Rund 300 Briefe und Karten gehen jedes Jahr in alle Welt.

Vor den Umbau der Jugendbildungsstätte ist Winfried Pilz übrigens mit Harald Schlüter, dem stellvertretenden Leiter des Kölner Domforums, durch sämtliche Räume von Haus Altenberg gegangen. Gut möglich, dass diese „Spurensicherung“ ebenfalls Folgen haben wird. Bücher hat der Hansdampf im Talar schließlich auch schon mehrere geschrieben.

KStA abonnieren