Totschlag in OdenthalOpfer hatte „fürchterliche Angst vor ihrem Mann“

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Prozess um Totschlag

Vor dem Haus in Odenthal-Blecher, in dem die Tat geschah, liegen kurz nach der Tat im Januar ein Plüschtier und eine Rose.

Odenthal/Köln – Mit gesenktem Kopf tritt der 38 Jahre alte Angeklagte aus Blecher, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft am 22. Januar 2018 seine Frau getötet zu haben, am Freitag in den Gerichtssaal des Landgerichts. Der Angeklagte ist sichtlich bemüht, seinen Blick nicht in Richtung der Nebenkläger schweifen zu lassen.

Dort sitzen die Mutter und der Bruder der von ihm getöteten Ehefrau. Während der Zeugenvernehmung starrt der 38-Jährige auf Akten, die vor ihm auf dem Tisch liegen, hebt selten den Kopf und kommuniziert wenig mit seinem Verteidiger.

Angeklagter war beliebt

Vor dem Prozess soll der Angeklagte durchaus beliebt und kommunikativ gewesen sein. „Er war humorvoll und angenehm im Umgang“, sagt ein ehemaliger Arbeitskollege über ihn aus. Über das Opfer berichtet der Zeuge: „Ich mochte sie gerne. Sie war nett, höflich, gut aussehend und freundlich.“ Wie er denn die Ehe zwischen den beiden einschätze, wollte die Vorsitzende Richterin Ulrike Grave-Herkenrath von dem Zeugen wissen.

„Ich habe schon leichte Spannungen empfunden. Bei einem Essen zu viert hat sie erzählt, dass er sie nicht befriedigen kann“, antwortete der Zeuge. Sie habe nicht verstehen können, dass der Angeklagte kein „normaler Mann“ sei. Immer, wenn sie Lust verspürte, habe er keine gehabt. „Ich war schon verwundert. So etwas macht man doch eigentlich nicht vor anderen“, sagt der Zeuge. Was denn der Angeklagte dazu gesagt habe, fragte die Vorsitzende Richterin. Der habe es überhört, war die Antwort.

Probleme in der Ehe

Im Vorfeld der Tat hatten sich Opfer und Angeklagter mehrfach an den Zeugen gewandt und mit den Probleme in der Ehe belastet. „Seine Frau hat mir mal gesagt, der Angeklagte würde zu viel trinken, und er sagte, sie sei krank.“ Ob denn der Angeklagte jemals darüber gesprochen habe, in seiner Ehe etwas besser machen zu können, wollte Ingo Lindemann, Anwalt der Nebenklage, vom Zeugen wissen. „Ich denke, er glaubte schuldlos an den Eheproblemen zu sein und alles richtig zu machen. Schuld waren immer die anderen. Nur beim Alkoholkonsum war er einsichtig“, antwortete der ehemalige Arbeitskollege.

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Bei einem weiteren Zeugen hatte sich das Opfer kurz vor der Tat gemeldet. Sie habe fürchterliche Angst vor ihrem Mann. Er habe ihr die Autoreifen zerstochen und sie habe ihn jetzt wegen häuslicher Gewalt bei der Polizei angezeigt, teilte das Opfer dem Zeugen per Whatsapp mit. Auch soll sie aus Angst eine Freundin gebeten haben, sie in das Haus in Blecher zu begleiten. Die Freundin hatte am 22. Januar keine Zeit und die 36-Jährige ging alleine ins Haus – das wurde ihr zum Verhängnis.

„Ich habe in einem Swingerclub als Türsteher gearbeitet und dort habe ich das Ehepaar kennengelernt“, berichtete der Zeuge. Rund zehnmal im Jahr sei das Ehepaar in dem Bergisch Gladbacher Etablissement zu Gast gewesen. Zu Beginn ihrer Bekanntschaft habe es Probleme zwischen ihm und dem Angeklagten gegeben. „Er warf mir vor, ich würde seine Frau anbaggern“, sagt der Zeuge. Daran sei allerdings „nichts gewesen“. Nach und nach wurde der Zeuge zum Vertrauten des Ehepaares.

Auch die Gründe für die Besuche im Club lieferte der Zeuge: „Sie war auch gerne mit Frauen zusammen. Er war eher passiv, war nur immer dabei.“ „Machte das Opfer auf Sie den Eindruck, als ob sie psychische Störungen habe?“, wollte Lindemann wissen. Die Antwort: „Mir kam sie immer normal vor. Die Tat tut mir so Leid, sie war wirklich ein nettes Mädchen.“ Am Montag wird der Prozess fortgesetzt.

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