Zum Leidwesen der AnwohnerFeuerwehr in Odenthal übt an Autowracks für den Ernstfall

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Michele Petruzziello hält die Wracks vor seiner Haustür nicht nur für hässlich, sondern auch für gefährlich. 

Michele Petruzziello hält die Wracks vor seiner Haustür nicht nur für hässlich, sondern auch für gefährlich. 

Odenthal – Die vier Autos haben eindeutig schon bessere Zeiten gesehen. Ohne Kennzeichen, ramponiert und verbeult, die Scheiben teilweise eingeschlagen und gesplittert. Dennoch erfüllen sie noch ihren Zweck. Denn die Schrottwagen sind Übungsobjekte für die Freiwillige Feuerwehr Odenthal. Regelmäßig müssen die Einsatzkräfte üben, damit im Ernstfall verunglückte Personen schnell und sicher aus den Fahrzeugen geborgen werden können.

„Hässlich und gefährlich“

Für Michele Petruzziello sind die Schrottwagen ein Ärgernis. Er wohnt unmittelbar angrenzend an das Gelände des Feuerwehrgerätehauses in Blecher, und wenn er aus der Haustür tritt, dann schaut er keinen Steinwurf entfernt am Pohlmannsgässchen auf die Blechreste, die einmal funktionierende Autos waren. „Das ist nicht nur hässlich, sondern auch gefährlich“, kritisiert er.

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„Vor einiger Zeit wurde direkt vor meiner Haustür ein Wagen für eine Übung unfallreif gefahren.“ Dreck und Lärm inklusive. Für Kinder hätten die Wracks zudem als „Abenteuerspielplatz“ große Anziehungskraft, ungeachtet der scharfen Blechkanten; erst vor ein paar Tagen sei eine Katze über die Glassplitter gelaufen. Auch Betriebsstoffe liefen aus, schildert Petruzziello. „Es geht uns nicht darum, die Feuerwehr an den Pranger zu stellen, aber es gibt bessere Standorte als zwischen einem Wohnhaus und einem Schul- und Sportgelände“, meint der Anwohner. „Dafür gibt es Übungsplätze.“

Heftige persönliche Anfeindungen

Schon mehrfach war nach Gesprächen mit Feuerwehr und Gemeinde versucht worden, die Lage zu entschärfen. „Trotz heftiger persönlicher Anfeindungen und Auseinandersetzungen“ so die Verwaltung in ihrer Stellungnahme, habe die Feuerwehr reagiert. Zeitweilig waren die Fahrzeuge mit einer Plane abgedeckt worden. Sie musste allerdings wieder entfernt werden, weil der Wind an der Abdeckung riss und Lärm verursachte. Dann sicherte man die Autos durch einen provisorischen Bauzaun – der störende Anblick und der Lärm blieben.

Wie machen es die Nachbarn?

Feuerwehren müssen üben, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Doch wie in Odenthal führen die Aktionen auch schon mal zu Ärger mit den Anwohnern. Um dies zu verhindern, arbeitet die Feuerwehr Kürten mit einem Schrottplatz in Köln-Dellbrück zusammen. Dort werden die jährlichen Lehrgänge der Grundausbildung abgehalten, bei denen gleich mehrere Fahrzeuge zu Übungszwecken zerschnitten werden müssen.

„Da wäre ein Auto viel zu wenig und für so einen Lehrgang fehlt uns auch der Platz an den Gerätehäusern“, erklärt Wehrleiter Stefan Landwehr. Für Auffrischungsübungen organisierten sich die Einheiten meist selbst ein Fahrzeug, das dann auf dem Gelände der Wache oder auch schon mal auf dem Areal einer Tankstelle bearbeitet werde.

Glücklich könne sich die Bergisch Gladbacher Feuerwehr schätzen, so Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden. Ihr stehe ein eigenes Schulungsgelände auf dem ehemaligen Zanders-Areal zur Verfügung. (spe)

„Für uns ist der Standort alternativlos“, erklärt Tobias Peters, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Odenthal. Die Wehr sei immer noch nicht voll leistungsfähig. Ausflüge zu Schrottplätzen in Nachbarstädten, wie es etwa die Kollegen aus Kürten für ihre Grundlehrgänge handhaben (siehe Kasten), seien daher nicht möglich. Peters: „Wir müssten unsere Löschfahrzeuge zum Lehrgang mitnehmen und wären dann im Ernstfall nicht mehr in der Gemeinde präsent.

Die Suche nach einem Kompromiss

Dass Letzteres niemand will, wurde auch im Haupt- und Finanzausschuss deutlich, an den sich Petruzziello mit einem Bürgerantrag gerichtet hatte. Dennoch suchte man nach einem Kompromiss. Den brachte am Ende Bauamtsleiter Uwe Koch ins Spiel: Ein schmaler Grünstreifen, nahe am Sportgelände, könnte als künftiger Standort eingerichtet und „mit einem ordentlichen Sichtschutz“ versehen werden, meinte er. Übungen unmittelbar vor der Haustür würden dann der Vergangenheit angehören.

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