Die Gute SacheOveraths neue „Tafel“ bekommt Café direkt an der Agger

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Aktive Ehrenamtler unter sich: Dieter und Barbara Matthias , Ursula Schulze (v.l.) und Hildegard Schönenborn (r.) von der Tafel mit Dieter Amelung (2.v.r.) und Hans-Peter Bolz von der Bürgerstiftung.

Aktive Ehrenamtler unter sich: Dieter und Barbara Matthias , Ursula Schulze (v.l.) und Hildegard Schönenborn (r.) von der Tafel mit Dieter Amelung (2.v.r.) und Hans-Peter Bolz von der Bürgerstiftung.

Overath – Die Räume sind bezugsfertig und zum Teil auch schon eingerichtet, der Countdown für den Umzug der Overather Tafel in den Neubau am Gleisdreieck läuft: Am 7. Februar sollen in dem Haus zwischen Agger, Bahnlinie und Dr.-Ringens-Straße zum ersten Mal Lebensmittel an die insgesamt rund 500 Bedürftigen und Berechtigten ausgegeben werden. Anlässlich der Übergabe einer 2500-Euro-Spende der Overather Bürgerstiftung gab es jetzt eine Vorbesichtigung.

Zwischen Bahn und Agger hat die Stadtentwicklungsgesellschaft nach einem Ratsbeschluss das Gebäude errichtet. Fotos: Arlinghaus

Zwischen Bahn und Agger hat die Stadtentwicklungsgesellschaft nach einem Ratsbeschluss das Gebäude errichtet. Fotos: Arlinghaus

Herzstück der neuen Räume ist die Warenausgabe: Für einen Euro Kostenbeitrag können sich die Berechtigten einmal pro Woche mit Lebensmitteln versorgen, die von den Overather Supermärkten gespendet und von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Tafel abgeholt und ausgestellt werden. Daneben gibt es einen Kühlraum, eine Küche, ein Büro, einen Besprechungsraum, eine Garage zur Anlieferung sowie insgesamt vier WCs und acht Waschbecken.

Sozial-Café soll „schönstes Café in Overath“ werden

Die vielen Waschbecken sind nach den Worten von Tafel-Vizechefin Barbara Matthias Auflagen des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes der Kreisverwaltung, mit denen die Ehrenamtler vorher nicht gerechnet haben: „Wir haben uns intensiv vom Kreis beraten lassen, aber es kam trotzdem immer noch etwas dazu.“ Die Einrichtung wurde entweder gespendet oder aus Geldspenden finanziert.

Der Neubau im Gleisdreieck

Der Bau des „Multifunktionsgebäudes“ ist letztlich eine  für die Betroffenen positive Nebenwirkung der großen Flüchtlingswelle.   Bürgermeister Jörg Weigt (SPD) beim Richtfest  für das Haus:  „2015, in der Hochphase der Flüchtlingsbewegung, standen wir in Overath vor der Frage, wo wir all die Menschen unterbringen sollten.“

Im Stadtrat sei gemeinsam beschlossen worden, ein Gebäude zu bauen, das relativ zentral im Ort liegen sollte. Da in der Folge aber weniger Flüchtlinge gekommen seien als erwartet, sei die Planung geändert worden.

Über der Tafel-Etage  hat die  Stadtentwicklungsgesellschaft neun jeweils 50 bis 75 Quadratmeter große Wohnungen gebaut. Die Gesamtkosten bezifferte Sego-Geschäftsführer Christoph Schmidt beim Richtfest 2019 auf 2,46 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme der neuen Tafel-Räume plant der Tafel-Vorstand in mehreren Etappen. Nach dem Umzug am 5. und 6.  und der ersten Warenausgabe am 7. Februar soll sich für die rund 90  überwiegend älteren ehrenamtlichen Helfer  erst einmal alles einspielen.

Die offizielle Eröffnung soll dann im März stattfinden, das Sozial-Café soll im April oder Mai eröffnet werden. (sb)

Bemerkenswert ist das künftige Sozial-Café mit Außenterrasse im Sommer: „Das wird das schönste Café von Overath“, sagt die frühere Grundschulrektorin mit Blick auf die Lage direkt an der Agger. Wozu ein Café gut sein soll? Auch Menschen mit sehr wenig Geld wollen mal unter Leute kommen, sich eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen gönnen, die sie sich aber in den gewerblichen Cafés nicht leisten können: „Da sind direkt fünf Euro weg“, sagt Matthias, und Helmut Amelung, der Vorsitzende der Overather Bürgerstiftung, weiß: „Das ist für die Menschen sehr viel Geld.“

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Kraftakt der besonderen Art

Das Sozialcafé soll dagegen nicht Geld verdienen, sondern erhebt lediglich die Selbstkosten - vielleicht 50 Cent für eine Tasse Kaffee, einen Cappuccino oder einen Latte macchiato. Den Kuchen backen die Tafel-Helfer bei sich zuhause. „Hier dürfen wir das nicht, weil wir keine Industrieküche haben“, sagt Vorsitzende Hildegard Schönenborn. Was der Tafel noch fehlte, war ein professioneller Kaffeeautomat, und da kommt die Bürgerstiftung ins Spiel: „Dafür verwenden wir Ihr Geld“, erfahren Amelung und sein Vorstandskollege Hans-Peter Bolz beim Besuch im Tafelhaus.

Herzstück der Tafel: In diesem Raum werden die Lebensmittel ausgegeben. Die Regale stammen aus einem alten Discounter-Markt.

Herzstück der Tafel: In diesem Raum werden die Lebensmittel ausgegeben. Die Regale stammen aus einem alten Discounter-Markt.

Schönenborn macht keinen Hehl daraus, dass der Wechsel in die neuen Räumlichkeiten ein Kraftakt der besonderen Art ist: „Das können wir uns nur leisten, weil meine Vorgängerin Barbara Mathias unglaublich sparsam gewesen ist“, sagt die Vorsitzende. Die Tage der alten Unterkunft, des DRK-Gebäudes ein paar Meter weiter, sind gezählt: Es wird abgerissen, um die Verkehrsführung am Bahnübergang zu verbessern.

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