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EntwidmungFreikirche kauft evangelisches Gotteshaus in Neichen

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Vor dem Verkauf: Die Friedenskirche, in der erst im Januar 2014 mit Martina Palm eine neue Pfarrerin eingeführt worden war.

Vor dem Verkauf: Die Friedenskirche, in der erst im Januar 2014 mit Martina Palm eine neue Pfarrerin eingeführt worden war.

Rhein-Berg – „Der Herr bietet uns was an, wo ich den Eindruck habe: Wir müssen jetzt viel Glauben haben. Und viele Freunde“, sprach Andreas Siemens, Pastor der „Freikirche Overath“, vor einem Jahr in die Videokamera eines Glaubensbruders. Da war seine nur 30-köpfige Gemeinde von der viel größeren Evangelischen Kirchengemeinde Overath gefragt worden war, ob sie deren Friedenskirche in Neichen kaufen wolle.

Die Freikirchler wollten, und ihr Glaube war stark genug und ihre Freunde hinreichend zahlreich und zahlungskräftig, um mit der zur Landeskirche zählenden Overather Gemeinde handelseinig zu werden. Für 600.000 Euro wechselt das am 24. Januar 1965 geweihte Gotteshaus jetzt den Eigentümer, bestätigte der Overather Pfarrer Karl-Ulrich Bücher dieser Zeitung.

Entweihungsgottesdienst am 15. Januar

Die künftigen Eigentümer kennen die vor allem von den Siebenbürger Sachsen gebaute Kirche bereits ganz gut: Laut Büscher feiern sie dort seit einem Jahr als Untermieter ihre Gottesdienste. Damals nannten sie sich noch „Evangeliumsgemeinde für Rösrath“. „Wir gehen davon aus, dass es mit dem Verkauf klappt“, sagt Pfarrer Büscher, zusammen mit seiner Kollegin Martina Palm-Gerhards für die Protestanten in Overath zuständig. Der Termin für den obligatorischen Entwidmungs-Gottesdienst steht bereits: Er soll am 15. Januar 2017 unter Beteiligung des Kreissynodalvorstandes stattfinden.

Das Ende der bisherigen Bestimmung der alten Siebenbürger-Kirche von Neichen: Es ist nicht das erste Mal im Rheinisch-Bergischen Kreis, dass die Christen von den Folgen des demografischen Wandels und der Abwendung immer mehr Menschen von den traditionellen Institutionen eingeholt werden. Die evangelische Kreuzkirche in Rösrath-Kleineichen wurde bereits 2012 umgewandelt, und zwar zu einem Kolumbarium, einer Grabstätte mit Platz für 762 Urnen. Durch die Umwidmung wurde das 1964 eingeweihte Gotteshaus vor dem Abriss bewahrt – ähnlich wie jetzt die Friedenskirche von Neichen.

Versöhnungskirche zieht nach Kommern um

Schmerzliche Veränderungen haben auch schon die Katholiken erlebt. Ihre kleine Kirche in Bergisch Gladbach-Rommerscheid, errichtet 1959/60, wurde zwar bisher nicht entweiht, es gibt dort aber keine regelmäßigen Gottesdienste mehr, sondern nur noch Taufen oder Hochzeiten. Noch ungewisser ist die Zukunft der Kirche St. Maria Königin in Frankenforst. Die zuständige Kirchengemeinde St. Johann Baptist in Refrath hat die Entwidmung des 1954/55 errichteten Gotteshauses beantragt. Darüber berät der Priesterrat des Erzbistums Ende November.

Die Protestanten in Overath haben noch eine zweite große Veränderung vor sich: Ihre zweite Kirche, die 1951 errichtete Versöhnungskirche im Hauptort, wird abgebaut und ins LVR-Freilichtmuseum nach Kommern geschafft. An ihre Stelle tritt ein Neubau.

Freude bei Freikirchlern groß

Mit dem bei einem Wettbewerb erstprämierten Architekten Professor Jörg Springer verhandelt die Gemeinde jetzt über Baupläne, Kosten und eine Zusammenarbeit, gebaut wird laut Büscher nicht vor Herbst 2017. Der Pfarrer: „Wir möchten etwas schaffen, das zukunftstauglich ist. Wir haben gerade in den alten Kirchengebäuden große Energiekosten gehabt, die nicht nur aus Kostengründen nicht mehr in diese Zeit passen.“

Derweil ist unter den Freikirchlern die Freude groß. „Ich hab’ so etwas noch nie in meinem Schädel gedacht und ich sehe mich jetzt auf meinen Herrn geworfen, dass er Wunder tut“ hatte Pastor Siemens bekannt, als er auf „Youtube“ einen Spendenaufruf startete. „Yeeeaahhh und jetzt sind die Gebete erhört und wir kaufen diese Kirche mit allem drum und dran das hat nur Gott getan“, kommentierte das ein Glaubensbruder.

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