Kölner Zoodirektor im PorträtDer „Grzimek vom Rhein“ lebt in Overath

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Einen Stachelskink züchtet Professor Pagel in seinem Büro.

Einen Stachelskink züchtet Professor Pagel in seinem Büro.

Overath – Eines vorweg: Der Overather Professor Theo B. Pagel, seines Zeichens Zoodirektor zu Köln, wird im November zum Präsidenten des Weltzooverbandes ernannt. „Ich werde mein Amt in Argentinien antreten“, sieht er sich einen Schritt weiter auf seiner Mission, unbestritten stolz.

Interviewtermin im Zoo: Theo Pagel sitzt an seinem großen Schreibtisch und scherzt: „Ich guck den ganzen Tag auf Kamele.“ Zwei Fotos fallen ins Auge: Auf dem einen sieht man ihn als Knirps auf der historischen Zoo-Lokomotive. Auf dem anderen ist er mit Ehefrau Iris zu sehen. „Das war 1980 und unser erstes Date im Kölner Zoo“, verrät er. Und, dass er sich schon in der Schule in sie verliebt hat. „Damals hatte ich nie gedacht, dass ich hier mal Direktor werde.“ Die Betonung liegt auf „hier“. Dass er mal Zoodirektor wird, wusste er schon mit fünf. Ebenso, dass er 104 Jahre lebt.

Zehnter Direktor in 160 Jahren

In einer Büroecke steht ein Terrarium. „Hier züchte ich Stachel-Skinks“ sagt er und nimmt eines der Tiere in die Hand, um es besser zeigen zu können: „Sie sind im Südosten Australiens beheimatet und unterliegen außerhalb Australiens keinem gesetzlichen Artenschutz.“

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Auf dem Boden, mit dickem Schloss, die schwere, alte Zoo-Kasse. Sie erlebt mit Theo Pagel in fast 160 Jahren den zehnten Direktor des Tierparks, vier davon saßen zuvor schon an seinem Schreibtisch. In den Regalen findet man mittlerweile auch Bücher, die Pagel selbst geschrieben hat. Oder historische Werke wie das von Buffon aus 1833, in denen es um Vögel geht.

Studium in Düsseldorf

Vögel sind ein gutes Stichwort. Mit den gefiederten Zweibeinern fängt 1961 die bewundernswerte Karriere des jungen Theodor Bernhard Pagel aus Duisburg an: Umgeben von der grenzenlosen Tierliebe seines Elternhauses wächst er in die „Tierverrücktheit“ hinein, und im heimischen Vogelzimmer auf. Züchtet Waschbären, Stinktiere und immer mehr Vögel. Lernt im nah gelegenen Zoo Duisburg bald dessen Direktor Dr. Wolfgang Gewalt und die Kuratoren kennen, ist regelmäßig dort. Als Sechsjähriger sieht er Prof. Bernhard Grzimek an der Kasse des Frankfurter Zoos vorbeigehen und ruft: „Papa, Papa, da ist der Grzimek in echt…“ Heute ist er sich sicher, dass es ohne sein Idol Grzimek die „Serengeti“ nicht mehr geben würde. Pagel wird bald klar, dass er etwas für die Tiere tun will und beginnt, die Liebe zum Tier mit der Aufklärung der Bevölkerung zu verbinden.

Zur Person

Professor Theodor Bernhard Pagel, geboren 14.1.1961 in Duisburg, wohnt in Overath, ist verheiratet und hat zwei Töchter. Studiert hat er auf Lehramt Biologie, Geografie und Pädagogik.

1991 – 2007 Kurator im Zoo Köln

seit 2007 Direktor des Zoo Köln

seit 2007 Lehrauftrag Uni Köln

2016 Ernennung durch die mathematische-naturwissenschaftliche Fakultät der Uni Köln zum Honorarprofessor

Engagement: Vorstandsvorsitzender und -sprecher der AG Zoologischer Garten Köln, Sachverständiger u.a. für das Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bundesamt für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)

für den Kölner Zoo in vielen Gremien aktiv, z.B. im Komitee für die Europäischen Erhaltungszuchtprogramme oder als Mitglied im Tierschutzbeirat NRW,

Autor zahlreicher Fachartikel und Bücher.

Hobbys: Reisen und der inzwischen eigene TV-Citroen von Horst Schimanski

www.koelnerzoo.de

Er studiert in Düsseldorf auf Lehramt, weil er sieht, dass Lehrer gebraucht werden. Als kurz darauf der Kölner Zoo die Stelle eines Kurators ausschreibt, ist Pagel schon ein Insider-Tipp: „Der damalige Direktor Professor Dr. Gunther Nogge kannte mich, der Wuppertaler Zoodirektor Ulrich Schürer sprach seine Empfehlung aus. Meine praktische Erfahrung zahlte sich aus.“

Umzug nach Overath

Bis vor kurzem lebte Theo Pagel mit seiner Familie in Köln, hatte, wie alle Zoodirektoren, „Residenzpflicht“ und eine Wohnung im Zoo. Bis er um Vertragsänderung bat und ins ländliche Overath gewechselt ist. Von hier schafft er es dennoch täglich, vor sieben Uhr in seinem Büro zu sein. Erledigt bis acht Uhr unterschiedliche Aufgaben und trifft sich dann mit seinem Team am Futterhof.

Er möchte Kontakt zu seinen Leuten und nah am Tier sein, eine persönliche Beziehung haben. „Dann geht mir das Herz auf“, sagt er. Im Anschluss an das Gespräch muss Theo Pagel in den nächsten Termin, ein Bau-Meeting. Dann stehen wieder Termine an, irgendwo auf der Welt: Vielleicht führt es ihn nach Swaziland, wo er vielleicht die Krokodile umsiedelt, damit die Menschen ungefährdet ihr Wasser holen können. Oder vielleicht in den Kongo, wo er vielleicht wieder bei 35 Grad und 95 Prozent Luftfeuchte bis auf zweieinhalb Meter großen Gorillas gegenüber steht. Oder es zieht ihn nach Bangkok, wo er sich um einen Zoo kümmern will, der in einem Hochhaus zu finden ist…

Wenn er dann zurückkommt, widmet er sich in Köln der Ausstellung zum Thema Wechselkröte und deren Nachzucht. Er möchte die Tiere den Menschen verständlich machen und ihnen mehr naturnahe Bedingungen schaffen. Kurz gesagt: Auf den Spuren seines Kinderidols Bernhard Grzimek ist Theodor Bernhard Pagel heute selbst „der Grzimek vom Rhein“.

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