Neuplanung nach HochwasserOverather SPD schreibt Gewerbepläne Unterauel ab

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Gewerbegebiet Untereschbach 120821

Seit März 2017 ist bekannt, dass Overath ein neues Gewerbegebiet in der Sülzaue plant, seither gibt es auch Proteste. 

Overath – Ein eindeutiges Nein zum Gewerbegebiet Unterauel kommt jetzt auch von der Overather SPD-Fraktion. Das umstrittene Gewerbegebiet im Sülztal bei Untereschbach werde nicht mehr unterstützt, die SPD werde sich ab sofort für eine vollständige Aufgabe der bisherigen Planungen einsetzen. Durch einen Verzicht kämen indes hohe Kosten auf die Stadt zu: Laut SPD hat die Stadtentwicklungsgesellschaft (Sego) bereits 1,4 Millionen Euro für Grundstückskäufe in dem Gebiet ausgegeben, die die Stadt erstatten müsse.

SPD-Pressesprecher Manfred Meiger: „Bis Mitte Juli war unser Wissensstand, dass die geplante Bebauung im Gewerbegebiet Unterauel entlang der Straße in einem Bereich läge, der selbst bei Hochwasser nicht überflutet würde. Daher hatten wir es für sinnvoll gehalten, die bereits angekauften Grundstücke wie geplant und beschlossen zu verwenden und dort ein ökologisch verträgliches Gewerbegebiet zu schaffen – nicht in der Sülzaue, sondern in einem schmalen Streifen an der Straße, und natürlich unter Berücksichtigung der dortigen Wildwechsel.“

Grundstückskosten bedauerlich, aber notwendig

Die Flutereignisse vom 14. und 15. Juli hätten dann aber sehr deutlich gezeigt, dass die Annahme falsch gewesen sei, man könne an dieser Stelle Gewerbe ansiedeln, ohne die Sülz dadurch weiter einzuengen. Deshalb halte es die SPD für richtig und notwendig, ihre Position hier zu ändern. Statt ein Gewerbegebiet in Unterauel zu errichten, wolle die SPD an dieser Stelle über weitere Hochwasserschutzmaßnahmen nachdenken und die Fläche aktiv zur Entlastung des Flusses bei extremen Niederschlägen einsetzen.

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Die Grundstückskosten seien „mehr als bedauerlich“. Es könne aber nicht sein, dass nach den katastrophalen Flutereignissen weitergemacht werde wie geplant. Diese Kosten seien eine notwendige Investition in den Hochwasserschutz, der noch viele Maßnahmen folgen müssten, so Fraktionsvize Hans Schlömer.

Endgültiges Aus gefordert

Anders als CDU und FDP habe die SPD „nie die Meinung vertreten, dass die Ansiedlung von Gewerbe und die Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen mehr zählt als alles andere“, so Schlömer. Die Gewerbesteuer breche immer genau dann massiv ein, wenn die Stadt die Einnahmen besonders dringend bräuchte. Deshalb sehe die SPD eine Fixierung darauf nicht als nachhaltige Finanzierungsstrategie an.

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Die SPD stelle sich nicht als erste Ratsfraktion gegen das Gewerbegebiet Unterauel, sie sei aber die erste, die sage: „Es macht einfach keinen Sinn mehr.“ Nach der Flut-Katastrophe hatte der aus Rösrath stammende CDU-Kreisvorsitzende Uwe Pakendorf bei einem Ortstermin in Unterauel einen „Planungsstopp“ für alle „potenziell gefährdeten Bereiche“ gefordert. Der parteilose Overather Bürgermeister Christoph Nicodemus signalisierte daraufhin, dass die Diskussion vor dem Hintergrund des Hochwassers „völlig geänderte Perspektive“ bekomme. Er versprach eine öffentliche Diskussion im Rat.

Die Grünen, mit CDU und FDP in einem Jamaika-Bündnis verbunden, fordern nach den Worten von Ratsherr Eric Jens Renneberg weiterhin das Aus für die Gewerbegebietspläne. CDU und FDP haben sich bisher nicht öffentlich zu der Frage geäußert.

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