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UmweltzoneKein Durchkommen ohne grüne Plakette in Overath

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Zwei Stunden lang sah das Auge des Gesetzes auf der Hauptstraße gezielt auf die Plaketten. 43 Fahrzeuge wurden gestoppt.

Zwei Stunden lang sah das Auge des Gesetzes auf der Hauptstraße gezielt auf die Plaketten. 43 Fahrzeuge wurden gestoppt.

Overath – „Verboten. Nicht erlaubt. Verbottten.“ Der Verkehrsdienstbeamte der Bergisch Gladbacher Polizei, der an diesem trüben Donnerstagmorgen zu einem vor dem Jugendzentrum OJO angehaltenen Brummi-Kapitän in die Fahrerkabine geklettert ist, hat Mühe, sich verständlich zu machen, weil der Fahrer der polnischen Zugmaschine mit deutschem Auflieger offenbar überhaupt kein Deutsch versteht.

Verboten ist in Overath nämlich nicht nur, ohne grüne Feinstaubplakette ins Zentrum zu fahren. Verboten, und zwar schon seit langem, ist es auch, mit einem großem Lkw nur deshalb durch den schadstoffbelasteten Ort zu brettern, um mit Hilfe der durch das Aggertal führenden Bundesstraße 484 den Weg zwischen der Nord-Süd-Autobahn 3 und der West-Ost-Autobahn 4 abzukürzen.

Großzügige Kontrolleure

Zwei Stunden, von 8 bis 10 Uhr, dauert an diesem Vormittag die Gemeinschaftskontrolle von Polizei und Ordnungsamt. Es ist die zweite Gemeinschaftsaktion in diesem Monat und die erste, bei der auch Anzeigen geschrieben werden. Fünf uniformierte Polizisten und ein Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes sind auf der Hauptstraße im Einsatz.

Polizisten zeigen sich großzügig

Überwachungsschwerpunkt ist erneut die zu Monatsbeginn eingeführte Overather Umweltzone. Die besagt, dass – von Ausnahmen abgesehen – nur derjenige Autofahrer die Hauptstraße und die angrenzenden Wohnstraßen befahren darf, der eine grüne Schadstoffplakette an der Windschutzscheibe seines Fahrzeugs hat.

Die Polizisten, die vor der OJO den nach Osten rollenden Verkehr und an der Einmündung Parkstraße den in die Gegenrichtung anhalten, zeigen sich großzügig. Mehrere Fahrer, darunter Martina Kristes aus Drolshagen, haben ihre grüne Plakette im Handschuhfach liegen statt an der Scheibe kleben. Wer unter den Augen der Gesetzeshüter klebt, kommt ohne Anzeige davon. Ein Fahrer aus Heiligenhaus, der sein Auto gerade neu gekauft hat, darf sogar schnell noch mal nach Hause fahren und die Plakette holen.

Parkende Autos ohne Plakette

So billig kommen die Autobesitzer nicht davon, deren parkenden Fahrzeuge in den vergangenen Tagen vom städtischen Außendienst aufgeschrieben worden sind, weil sie keine Plakette an der Scheibe hatten. Das verwundert nicht: Die Knöllchenschreiber können schließlich nicht ahnen, was womöglich noch im Handschuhfach liegt. Die Autobesitzer können laut Ordnungsamts-Chef Hans Herbert Müller allerdings darauf hoffen, nicht den vollen Betrag zahlen zu müssen, wenn sie nachweislich eine gültige Plakette besitzen.

Der volle Betrag beim Plaketten-Verstoß sind wie berichtet 80 Euro – fünf Euro mehr, als ein Verstoß gegen das Durchfahrverbot für schwere Lkw kostet. Hinzu kommen laut Müller 25 Euro Bearbeitungsgebühr und 3,50 Euro für die Zustellungsurkunde, unterm Strich 108,50 Euro. Auf Nachfrage stellt Müller klar, wer am Ende das Bußgeld bekommt: „Die Stadt ist sachlich und örtlich zuständig für Kontrolle, Einleitung und Durchführung des Ordnungswidrigkeitenverfahrens und kassiert demzufolge auch das Bußgeld.“

Das gilt allerdings nur für den ruhenden Verkehr, während die von der Polizei erfassten Verstöße im fließenden Verkehr laut Müller und Behlert an die Bußgeldstelle der Kreisverwaltung gehen und in die Kreiskasse fließen. Von Montag, 16. Oktober, dem ersten Tag der scharfen Kontrollen, bis einschließlich Mittwoch, 25 Oktober, haben die städtischen Verkehrsraufseher laut Müller 51 Verstöße gegen die Plakettenpflicht registriert. Das sind, weil es am Samstag und Sonntag keine Kontrollen gab, mehr als sechs pro Kontrolltag.

Zweistündige Kontrolle

Bei der zweistündigen Kontrolle des fließenden Verkehrs am Donnerstag stoppt die Polizei nach den Worten ihrer Sprecherin Sheila Behlert 43 Fahrzeuge. Am Ende schreiben die Polizisten dabei neun Anzeigen in Sachen Umweltzone, eine weitere wegen eines Verstoßes gegen das Lkw-Durchfahrverbot sowie ein Verwarngeld wegen einer Ordnungswidrigkeit.

Die übrigen 32 gestoppten Fahrer lassen die Beamten dagegen mit mehr oder weniger freundlichen Worten wieder ziehen, ohne sie zur Kasse zu bitten. Im Gespräch mit dieser Zeitung macht Polizeisprecherin Behlert deutlich, dass die Polizei auch künftig die Kontrolle der Umweltzone nicht zu ihrem Tätigkeitsschwerpunkt erheben werde. Maßnahmen, die der Unfallverhütung dienten, beispielsweise Tempokontrollen, hätten Vorrang.

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„Aber wenn uns die Stadt wegen einer weiteren gemeinsamen Kontrolle anspricht, sind wir dabei.“ Ordnungsamtsleiter Müller sagt: „Polizei und Stadt sind beide zuständig. Die Initiative zu den ersten beiden Kontrollen ging von der Polizei aus. Im Rahmen einer Ordnungspartnerschaft zwischen Polizei und Ordnungsbehörde hat die Stadt die Initiative positiv aufgenommen.“ Zu weiteren Gemeinschaftsaktionen sehe er aber derzeit keinen Anlass.

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