Vorschlag der BürgerstiftungOverath könnte Zusatztitel „Glockenstadt“ erhalten

Lesezeit 3 Minuten
Eine der Glocken, die Heinrich von Overath vor 500 Jahren gegossen haben soll, hängt heute in St. Andreas in Leverkusen.

Eine der Glocken, die Heinrich von Overath vor 500 Jahren gegossen haben soll, hängt heute in St. Andreas in Leverkusen.

Overath – Ob in Overath jemals Glocken gegossen wurden, ist, vorsichtig ausgedrückt, fraglich. Jedoch gab es vor 500 Jahren ein Glockengießergeschlecht derer „van Overodde“, und im Wappen der Stadt und an weiteren Stellen findet sich deshalb eine Glocke. Daraus könne man mehr machen, findet Helmut Amelung, Vorsitzende der Bürgerstiftung Overath, und regt an, die Stadt an Agger und Sülz mit der Zusatzbezeichnung „Glockenstadt“ oder „Glockengießerstadt“ zu schmücken und entsprechende Ortsschilder aufzustellen.

Schreiben an Rat und Verwaltung

In einem Schreiben an Rat und Verwaltung führt Amelung aus, dass Overath im Mittelalter durch sein später nach Köln verzogenes Glockengießergeschlecht hohe Bedeutung erlangt habe. „Von Johann von Overath sind alleine 15 Glocken bekannt, die er in der Zeit zwischen 1512 und 1547 erstellt hat, also vor ziemlich genau rund 500 Jahren.“ Der Unternehmer weiter: „Auch wenn nicht wissenschaftlich gesichert ist, dass jemals in Overath selbst Glocken gegossen wurden, so ist es unzweifelhaft, dass der Ursprung dieses Glockengießergeschlechts in Overath lag und von hier aus dieses Kunsthandwerk in die Region und darüber hinaus getragen wurde.“

Für sein Anliegen benennt Amelung eine Vielzahl von Unterstützern. Zudem beruft sich Amelung auf NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach. Diese hat sich zwar nicht zu Overath geäußert, aber Zusatzbezeichnungen auf den Ortsschildern generell als „Beitrag zur Identitätsstiftung in den Orten“ bewertet.

Stadt mit „identitätsstiftendem Merkmal“ versehen

Amelung zitiert zudem Altbürgermeister Heinz-Willi Schwamborn (1999-2004) mit den Worten, er halte es für eine „gute Idee, für die Stadt ein identitätsstiftendes Merkmal zu suchen, was sich mit dem Glockengießergeschlecht derer von Overodde wegen des eindeutigen Bezugs zum Namen der Stadt durchaus anbietet“. Da es aber mit den Städten Gescher und Apolda zumindest schon zwei Städte gebe, die ein Glockenmuseum hätten und als „Glockenstadt“ überregional bekannt seien, wäre es zur Abgrenzung sinnvoll, für Overath den Titel „Glockengießerstadt“ zu wählen, auch wenn der Begriff „ein bisschen sperriger“ sei.

Das könnte Sie auch interessieren:

Über die vermeintlichen Glockengießer von Overath und ihr Werk ist in der Vergangenheit bereits mehr als einmal diskutiert worden, zuletzt im November 2012. Damals räumte der damalige Bürgermeister Andreas Heider (2004-2014) einerseits verbal mit dem „Mythos von der Glockenstadt“ auf. Dieser Mythos, so Heider vor Journalisten, sei in den 1930er Jahren entstanden und habe den Overathern so gut gefallen, dass sie die Glocke in ihr Wappen aufgenommen und später auch eine große Bronzeglocke im Bürgerhaus installiert hätten.

1,10 Meter hohe Glocke als Symbol

Jedoch, so Heider damals weiter: „Es ist ein Mythos, und ich muss mit dem Mythos leben.“ Die Glockengießer seien der „Markenkern“ der Stadt – und dann brachte er, wenn auch erfolglos, eine 1,10 Meter hohe Glocke als Gestaltungsmerkmal für den damals ganz neuen Kreisel an der Kirche St. Walburga ins Spiel.

Bei seinen Ausführungen zum widerlegten Mythos berief sich Heider 2012 auf eine auf eine 2005 von dem Glockenexperten Jörg Poettgen im Auftrag des Landschaftsverbandes Rheinland vorgelegte Studie. Poettgen hatte damals herausgearbeitet, dass die Glockengießer zwar ursprünglich aus Overath stammten, dann aber nach Köln ausgewandert seien. Es habe sich also um einen Familiennamen gehandelt, nicht um einen Hinweis auf den Ort der Meisterwerkstatt für die Glocken. Poettgen damals zur Herkunft: „Wolfgang Overath wohnt ja auch nicht in Overath.“

Über den neuen Glockenvorstoß wird demnächst der Stadtrat debattieren.

KStA abonnieren