PrinzenproklamationProminenz auf die Schippe genommen

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Der Gladbacher Kabarettist Ferdinand Linzenich.

Der Gladbacher Kabarettist Ferdinand Linzenich.

Bergisch Gladbach – Am Morgen danach hat der Gladbacher Kabarettist Ferdinand Linzenich einen Termin mit seinem Personal Trainer – alles wie immer. Dass er am Freitagabend im Kölner Gürzenich der Festredner bei der Prinzenproklamation in der Domstadt war und von 1300 Gästen Standing Ovations bekommen hat, das ist für ihn am Samstagmorgen immer noch ein bisschen unwirklich. „Aber ich bin froh, dass es geklappt hat“, gibt der Bergisch Gladbacher mit der spitzen Zunge zu. „Über mir hing ein Damoklesschwert“, bekennt er, dass es für ihn ein Risiko war, von der Kleinstkunstbühne in den Karneval zu wechseln.

„Im Gürzenich kannte mich bestimmt über die Hälfte der Leute nicht“, stellt er ganz sachlich fest. Trotzdem, seine Rede zum Kölner Sessionsmotto „Zokunf – Mer Spingkse wat kütt“ kam an. „Spätestens, nachdem ich angefangen habe, die Prominenz auf die Schippe zu nehmen, hatte ich die Leute“, meint er mit einem Schmunzeln.

Da seien etwa die notorischen Erste-Reiher-Sitzer, die im Karneval immer vorne, in ihren Autos aber immer hinten säßen. Oder die Luftschlange, die Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roter, der nicht gerade als Stimmungskanone bekannt ist, vermutlich in betrunkenem Zustand mutig geworfen habe, nur um sie dann am nächsten Morgen wieder aufzurollen. Auch das nicht ganz ernst gemeinte Karnevallexikon, das Linzenich vor einigen Jahren für den Kölner Stadt-Anzeiger entwickelt hatte, kam zu neuen Ehren.

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Linzenich war im vergangenen Jahr bei einem Auftritt im Kölner Senftöpfchen Festkomitee-Vize Joachim Wüst aufgefallen. Bei einer Benefizveranstaltung in Refrath wurde der bekennende Bergisch Gladbacher gefragt, ob er sich vorstellen könnte, das Kölner Sessionsmotto zu interpretieren. „Ich habe eine Menge Routine auf Kleinkunstbühnen oder als Moderator. Aber im Kölner Karneval bei der Proklamation auf der Bühne zu stehen, ist schon noch mal etwas anderes“, meint der Wortjongleur, der sich auch als Unternehmer im Fitnessbereich einen Namen gemacht hat. „Ich empfinde das als Ehre“, gibt er zu. Denn vor ihm standen schon Kabarettisten wie Konrad Beikircher und Richard Rogler oder Karnevalredner wie Willibert Pauels und Marc Metzger als Festredner im Gürzenich.

Akribisch, wie es immer seine Art ist, hat sich Linzenich vorbereitet, probte immer wieder den Ablauf, selbst im Skiurlaub. „Es ist wichtig, vollkommen textsicher zu sein. Wenn man auf der Bühne steht, kann viel passieren, da darf man seine Gedanken nicht mehr dabei haben, wie es im Text weitergeht.“ Auch Gerd Rück, der statt als Weltenbummler, als „Weltraumbummler“ in die Zukunft schaute, bekam positive Resonanz. Eine Kölner Proklamation mit hoher bergischer Beteiligung. Dies kommentierte Wolfgang Bosbach, der das Spektakel als Zuschauer erlebte so: „Ich freue mich, dass so viele Künstler aus Bergisch Gladbach dabei waren. Das zeigt, dass man nicht nur in Köln jeck ist.“

Wer nicht live im Gürzenich dabei war, kann sich die Proklamation am Sonntag, 19. Januar, im WDR Fernsehen anschauen.

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