Rhein-Berg und OberbergNotarzt in Zukunft per Videochat bei Rettungseinsätzen

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Ein Notarzt im Einsatz bei einem Brand im Seniorenzentrum Saaler Mühle im Januar 2020 in Bergisch Gladbach.

Ein Notarzt im Einsatz bei einem Brand im Seniorenzentrum Saaler Mühle im Januar 2020 in Bergisch Gladbach.

Rhein-Berg – Der Fortschritt macht – Gott sei Dank – vor der Medizin nicht halt. Die Digitalisierung auch nicht. Jetzt wollen die Landkreise Rhein-Berg und Oberberg ein gemeinsames „telenotärztliches Versorgungssystem“ aufbauen. Einen entsprechenden Verhandlungsauftrag hat der rheinisch-bergische Gesundheitsausschuss dem Kreistag empfohlen.

Wenn heute ein Rettungswagen ausrückt, komme oftmals auch noch ein Notarzt dazu, berichtete Dr. Florian Breuer, neuer „Ärztlicher Leiter Rettungsdienst“ beim Kreis, im Ausschuss. Gerade in ländlichen Gebieten dauern solche Einsätze wegen der langen Wege bis zu anderthalb Stunden. Dabei muss der Notfallmediziner gar nicht unbedingt mit seinen eigenen Händen vor Ort sein, oft reicht es, wenn er die Rettungssanitäter vor Ort anleitet und berät. Auch ein anderes typisches Einsatzgebiet, Gespräche mit Krankenhausärzten über die Verlegung von Patienten, erfordere keine leibhaftige Präsenz.

Bergische Landkreise wollen Thema angehen

Das Land NRW hat es darum in Gestalt seines Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann (CDU) im Februar 2020 per „Absichtserklärung zum Telenotarzt-System in Nordrhein-Westfalen“ zum Ziel gesetzt, dass in jedem der fünf Regierungsbezirke bis Ende 2022 mindestens ein Telenotarztstandort den Betrieb aufgenommen hat. Im Regierungsbezirks Köln gibt es das zwar schon, nämlich in der Stadt Aachen tief im Westen, gleichwohl wollen nun auch die beiden bergischen Landkreise das Thema angehen.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Die Initiative ist dabei von Gummersbach ausgegangen. „Der Oberbergische Kreis hat in einem gemeinsamen Gespräch die Absicht erklärt, eine Trägergemeinschaft zu bilden und Kernträger eines Telenotarzt-Systems zu sein“, heißt es in der Vorlage von Dezernentin Anette Kupferschmidt-Fritz dazu. Die Oberberger verwiesen darauf, dass sie bereits qualifiziertes hauptamtliches notärztliches Personal hätten und eine „bereits etablierte Infrastruktur aus der Pandemie-Lage“.

Haushaltsmittel sind beantragt

In der Praxis säße die diensthabende Tele-Notärztin oder ihr männlicher Kollege also irgendwo in Gummersbach in einem eigenen, abschließbaren Raum (wegen des Datenschutzes), würde dann aber sowohl in Oberberg als auch in Rhein-Berg Dienst tun, und zwar in bis zu fünf Fällen parallel. Wichtig wäre, dass die Person sich auch in der hiesigen Klinik-Szene auskenne, da die „Abklärung von Sekundärverlegungen wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit von Telenotärztinnen und Telenotärzten ist“.

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Für Rhein-Berg ist es laut Kreis wichtig, dass es Fortschritt bei der Einführung der geplanten digitalen Einsatzdokumentation gibt. Haushaltsmittel seien für 2022 beantragt. Im Ausschuss stieß Chef-Retter Breuer mit seinem Vortrag auf Zustimmung. Grünen-Kreistagsabgeordnete Dagmar Keller-Bartel wies darauf hin, dass die Krankenkassen das System refinanzieren, es mithin Kreis und Kommunen nichts kostet, und regte an, das System auch den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung zu stellen, wenn diese im hausärztlichen Notdienst unterwegs seien.

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