Rhein-Bergs Dehoga-Vorsitzender„Ich fürchte, ein Drittel wird das nicht überleben“

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Ab dem 2. November müssen alle Gaststätten schließen.

Udo Güldenberg ist der regionale Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) für den Rheinisch-Bergischen Kreis mit rund 230 Mitgliedern aus Gastronomie und Hotellerie. Über die Konsequenzen des zweiten Shutdowns in diesem Jahr hat Guido Wagner mit dem Betreiber des Gronauer Wirtshauses gesprochen.

Was bedeutete der neuerliche Lockdown für Ihre Branche in Rhein-Berg?

Udo Güldenberg: Die schlimmste Katastrophe, die man sich vorstellen kann. Wie auch der Einzelhandel sind die Monate November und Dezember die Zeit, in der wir vor allem unser Geld verdienen. Und das wird uns jetzt genommen. Dabei sind wir nicht das Problem, sondern für die Lösung zuständig. Wir übertreffen uns in hygienischen Vorkehrungen.

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Mit welchen Konsequenzen rechnen Sie für Ihre Branche in Rhein-Berg?

Nachdem uns nach dem Weihnachtsgeschäft ja auch noch der Karneval genommen werden wird, gehe ich davon aus, dass im Frühjahr 2021 etwa ein Drittel der Betriebe nicht mehr sein werden, weil sie am Ende sind. Und mit ihnen wird ein Teil unserer Kultur flöten gehen. Wo wird man sich denn treffen, wenn’s uns nicht mehr gibt?! Wir sind doch das Wohnzimmer der Kultur, wir sind Familie, wir sind Verein. Das dürfen wir nicht kampflos aufgeben.

Wie sieht’s bei Ihnen persönlich aus?

Ich habe das Glück, selbst Koch zu sein und eine starke Familie im Hintergrund zu haben. Ich werde ab sofort am Montag mit Essen to go beginnen, mit meiner Frau hier alleine im Betrieb stehen und versuchen das so zu erwirtschaften, dass wir den Betrieb erhalten können. Aber meine Mitarbeiter, die ich im Frühjahr noch durchweg zu 100 Prozent bezahlen konnte, müssen jetzt in Kurzarbeit gehen und kriegen dann nur ihre 67 Prozent, denn mehr kann ich nicht mehr. Uns sind die Hände gebunden.

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Was erwarten Sie von der staatlichen Hilfe?

Ja, wir werden Hilfe bekommen, aber die Maschinerie, die wird uns erstmal kaputtfressen. Ich weiß ja nicht mal, ob ich die 15.000 Euro aus dem Frühjahr vielleicht zurückzahlen muss. Ich habe schon mit vielen Kollegen gesprochen und die sagen: Wir sind am Ende. Gerade Kneipen, die biergebunden sind, haben jetzt ja keine Chance. Bier to go kannst Du ja nicht machen.

Wie reagieren Ihre Gäste auf den Lockdown-Beschluss?

Bei mir steht das Telefon nicht mehr still, weil alle jetzt noch in den nächsten Tagen vor dem Lockdown vorbeikommen wollen – manche sogar jeden Abend. Das ist eine ganz, ganz tolle Anerkennung.

Was raten Sie als Dehoga-Vorsitzender Rhein-Berg Ihren Kolleginnen und Kollegen in der Region?

Versucht durchzuhalten, alle Reserven und Ideen zu mobilisieren. Die Anerkennung unserer Gäste haben wir – und auch für die müssen wir einfach überleben. Versucht alles, um Eure Betriebe, an denen Ihr mit Leib und Seele hängt, zu halten.

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