Abschied von Holger MüllerPolitiker geht mit FC-Schal auf seine letzte Reise

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Lächelnd: So kannte man den Politiker Holger Müller, der am Pfingstsonntag im Alter von 71 Jahren nach kurzer schwerer Krebserkrankung verstorben war.

Lächelnd: So kannte man den Politiker Holger Müller, der am Pfingstsonntag im Alter von 71 Jahren nach kurzer schwerer Krebserkrankung verstorben war.

Rösrath – Blumen und Kerzen rahmen den Sarg, daneben ein Bild des Verstorbenen: Holger Müller mit seinem charakteristischen Lächeln. Aus den Lautsprechern ertönt kein Kirchenlied, kein klassisches Stück, sondern der Höhner-Klassiker „Ich ben ene Räuber“ – authentischer hätte der Auftakt zum Abschied von Holger Müller kaum sein können. Der Politiker war am Pfingstsonntag im Alter von 71 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.

Müller lebte als erstes für die Familie

An die 500 Trauergäste waren am Freitag nach Rösrath gekommen, um Müller in und vor der Kirche St. Nikolaus von Tolentino die letzte Ehre zu erweisen, darunter auch Ministerpräsident Armin Laschet, Landtagspräsident André Kuper, Innenminister Herbert Reul, Finanzminister Lutz Lienenkämper, Arbeitsminister Karl-Josef Laumann, Verkehrsminister Henrik Wüst sowie mehrere Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Landräte, Kreistagspolitiker, Bürgermeister, Verwaltungsmitarbeiter und Kommunalpolitiker unterschiedlicher Couleur, Landessportbund-Präsident Walter Schneeloch, Vertreter von Verbänden, Vereinen und Unternehmen wie Kreissparkassenvorstand Alexander Wüerst, VR-Bank-Vorstand Lothar Uedelhoven und Thomas Büscher sowie Regionale-Geschäftsführer Dr. Reimar Molitor.

Auch Ministerpräsident Armin Laschet, CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen, NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, Landtagspräsident André Kuper (1. Reihe, v.l.), Innenminister Herbert Reul (2. Reihe) und Finanzminister Lutz Lienenkämper nahmen Abschied.

Auch Ministerpräsident Armin Laschet, CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen, NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, Landtagspräsident André Kuper (1. Reihe, v.l.), Innenminister Herbert Reul (2. Reihe) und Finanzminister Lutz Lienenkämper nahmen Abschied.

„Er ist und war ein Mensch, dem Gemeinschaft zu anderen wichtig war“, erinnerte Pastor Franz Gerards, der die Exequien zusammen mit Kreisdechant Norbert Hörter und Pater Joseph Vadakkekara hielt, an den Verstorbenen. Obwohl Müller in der Öffentlichkeit vor allem als Politiker und engagierter Sportsfreund wahrgenommen wurde, sei die Familie das gewesen, wofür Holger Müller als Erstes gelebt habe, wandte sich Gerads an die Verwandten und insbesondere an Müllers Sohn Benedikt, der vor anderthalb Jahren bereits seine Mutter verloren hatte. Holger Müller habe seine Frau sehr vermisst, so der Seelsorger, er sei – wenn er in Rösrath war – jeden Tag an ihrem Grab gewesen. „Er war nicht nur der harte Kämpfer, sondern auch der Mensch, der vermisst.“

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„Urtrügliches Gespür dafür, was die Menschen bewegt“

Gerards wusste ebenso um Müllers „rheinische Mentalität“, in der die Mundart und der 1. FC Köln, aber auch das politische Engagement für Rösrath, den Kreis und das Land eine wichtige Rollen gespielt hätten, wie um Müllers kölsch-katholisches Verhältnis zur Kirche – nach dem Motto: „Ich habe nichts gegen den lieben Gott, aber gegen das Bodenpersonal.“ Dabei habe Müller in seinem Heimatort Rösrath schon in jungen Jahren die katholische Jugendarbeit mit aufgebaut und entwickelt – auch wenn er nicht jeden Sonntag in die Kirche gegangen sei. „Irgendwie war Holger Müller ein Typ“, so Franz Gerards, „ein freiheitsliebender Mensch“, wie ihn sein Sohn beschrieben habe. „Wir können ihm nichts Schöneres wünschen, als dass es dieses Leben in Gott gibt“, richtete er den Blick in über den Tod hinaus.

Hunderte nahmen persönlich Abschied

Mit einem ergreifenden „Ave Maria“ und dem überzeugenden „My Way“ lotete Tenor Matthias Jaixen auch musikalisch die ganze Bandbreite der Persönlichkeit des Verstorbenen aus, den Ministerpräsident Armin Laschet in seiner Trauerrede als charakterstark und mutig würdigte. Mit großer Leidenschaft und einem „untrüglichen Gespür dafür, was die Menschen bewegt“, habe Müller Politik betrieben – und das, bevor er sich mit 58 Jahren erstmals um ein Landtagsmandat bewarb, komplett ehrenamtlich, so Laschet. „Er hinterlässt eine große Lücke, seine unnachahmliche Stimme wird auch uns im Landtag fehlen.“

Der Sport habe Holger Müllers Leben geprägt, unvergessen sei seine Förderung des Breitensports, würdigte Laschet. „Da oben ist jeden Tag ein Fest“, zitierte der Ministerpräsident das Bläck-Fööss-Lied vom „Leben nach dem Tod“. Und zur Trauergemeinde gewendet: „Sie können sicher sein, dass Holger Müller schon erste Feste im Himmel mit Geschichten aus Rösrath bereichert hat.“

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An Müllers „entwaffnenden rheinischen Humor“, erinnerte auch CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen. „Klartext“ sei dabei Müllers Markenzeichen gewesen: „Er war ein Mann des Wortes, der zu seinem Wort stand“, so Löttgen. „Du bleibst in unseren Herzen. Holger, mach et joot.“

Der Verkehr in Rösrath kam kurzzeitig zum Erliegen, als sich der Trauerzug von der Kirche zum Friedhof am Gerottener Weg in Bewegung setzte. Dort nahmen Hunderte Weggefährten noch einmal ganz persönlich Abschied – und mancher musste beim Blick ins offene Grab ganz im Sinne Müllers lächeln. Denn zwischen den Blumen lag ein FC-Schal auf dem Sarg. Es hätte ihm bestimmt gefallen.

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