Diakon Karl MarxBegründer der offenen Jugendarbeit Rhein-Bergs verstorben

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Rösrath – Sein Herz als Seelsorger schlug für die Jugend ebenso wie für die Hilfe zugunsten der Ärmsten der Armen in Indien – nun hat das Herz von Diakon Karl Marx selbst aufgehört zu schlagen. Im Alter von 84 Jahren starb der katholische Seelsorger, der als Begründer der offenen Jugendarbeit im Rheinisch-Bergischen Kreis galt.

„Das Größte und zugleich Tiefste des Menschen ist die Liebe", formuliert er einmal. Und diese Liebe gehe von Gott aus. Interessiert hätten ihn immer Menschen, die der Kirche enttäuscht, ja ablehnend gegenübergestanden haben, bekannte Marx. Sie zu begleiten sei der Beginn der Seelsorge. Dabei war Marx‘ eigener Weg zum Seelsorger alles andere als vorgezeichnet. Bombennächte, Hungerjahre, Jugend in der DDR, Anfeindungen, Ausreise, Bundeswehr und eine Tätigkeit als Außendienstmitarbeiter der Zigarettenindustrie lagen vor seiner Berufung zum Diakon.

1970 mit Ehefrau offene Jugendarbeit begonnen

Mit seiner Ehefrau Thea begann er 1970 als erster in Rhein-Berg mit offener Jugendarbeit. Sie hält bis heute an, zwischenzeitlich auch für Kinder schon ab dem sechsten Lebensjahr. Aus der freien Jugendarbeit entstanden mehrere Familienkreise, vor allem 1976 der Indienkreis Rösrath.

Die Arbeitseinsätze im Subkontinent haben Karl Marx und seine Mitstreiter im Innersten berührt und tief erfüllt. Akribisch hat er bis 2018 über 50 Arbeitseinsätze in Text und Bild festgehalten. Das Ziel war meist Indien. Marx und die jungen Leute, die mit ihm reisten, leisteten den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir haben uns mit den armen und rechtlosen Menschen auf eine Stufe gestellt, obwohl wir zur obersten Kaste zählten. Wir bekunden unsere Solidarität, motivieren die Eigenkräfte bei uns. Aber auch bei den Indern“, sagte er.

Einsatz in Indien „riesige Bildungsmaßnahmen“

Die Einsätze in Indien seien „riesige Bildungsmaßnahmen für Herz, Seele und Verstand gewesen, „für beide Seiten“. Die Kleinviehzucht, von den bergischen Helfern nach Indien gebracht, habe 3000 Familien, 18 000 Menschen, vom Hunger befreit, berichtete er vor einigen Jahren im Gespräch mit der Redaktion. „Heute ist die Kleinviehzucht in der ganzen Region selbstverständlich.“

Gleichwohl war die Arbeit für den damals 80-Jährigen noch nicht am Ende: Er engagierte sich unermüdlich weiter für die Ärmsten der Armen. Als Spendensammler schaffte es der von Marx geleitete Indienkreis, insgesamt rund 770 000 Euro einzusammeln. Fast jährlich reiste Marx mit einer Gruppe Jugendlicher nach Indien, gab Anstöße für Ideen, schaute, wie mit den Spendengeldern umgegangen wurde.

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2002 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. „Stünde nochmals die Frage an, Diakon zu werden, würde ich sofort Ja sagen“, sagte er damals. „Denn Gott mag auch die Lausejungen.“ So hieß auch seine 2010 verfasste Autobiografie.

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