Hannelore Furch aus HoffnungsthalKarriere Nummer drei als Schriftstellerin

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Rösrath – „Ich achte darauf, nichts zu schreiben, was gängig ist“, sagt Hannelore Furch. Originalität ist für sie ein wichtiger Maßstab für die Arbeit an belletristischen Texten. So sind ihre Gedichte schnörkellos und unsentimental. „Es müssen schlichte Bilder sein“, betont sie. Seit zwei Jahren steckt die Hoffnungsthalerin ihre ganze Energie ins Schreiben von Lyrik und Prosa, zuvor war ihr Schwerpunkt die wissenschaftliche Arbeit: Nach ihrem Leben als kaufmännische Angestellte, Mutter und Kommunalpolitikerin in Niedersachsen schaffte sie einen kompletten Neustart, studierte Germanistik und promovierte mit 66 Jahren. Danach stellte sie die Weichen abermals neu: Nun, inzwischen 68 Jahre alt, strebt sie eine Karriere als Schriftstellerin an.

Eigene belletristische Texte sind für Furch nichts Neues, doch bis zum Abschluss der Promotion stand das wissenschaftliche Arbeiten für sie im Vordergrund. Die Perspektive als Germanistin sei ein Gewinn für das eigene Schaffen, findet sie, die Analyse von Lyrik und Prosa hat ihren Blick geschärft. So legt sie bei Gedichten großen Wert darauf, das Versmaß stets einzuhalten, den Rhythmus hat sie im Ohr. „Die Form muss stimmen“, sagt Furch. „Form und Inhalt müssen eine Einheit sein.“

Als Autorin läuft sie keinen kurzlebigen Moden hinterher: „Ich schreibe in meiner eigenen, konservativen Art“, sagt Furch. Sie benutzt Groß- und Kleinschreibung, in ihrer Arbeit haben auch gereimte Gedichte einen Platz. Sie betont, dass ein Reim nichts mit Kitsch zu tun habe. Sie wählt auch Inhalte, die nachdenklich machen sollen. Immer wieder spricht sie die Umweltzerstörung an. So wendet sich der Schöpfer in einem Gedicht an den Menschen und stellt fest: „DU scheinst doch Gott zu sein“. Ebenso kennt die Autorin die humorvolle Tonlage. Ihr Ende 2014 erschienener Lyrikband „Dinner for Schaf“ kündigt im Untertitel „ganz ernste und halbernste Gedichte“ an.

Während viele Zeitgenossen annehmen, dass Lyrik nur schwer ein Publikum finde, hat Furch deutlich andere Erfahrungen gemacht. Seit Jahrzehnten schreibt sie gereimte und nichtgereimte Verse, die in Anthologien und Kalendern einen Platz finden. Auch in Lyrik-Wettbewerben war sie immer wieder erfolgreich. Ihr schlicht-heiteres Gedicht „Der Tannenbaum“ habe es bereits in fünf Anthologien geschafft, berichtet Furch. „Es können auch sechs sein“, fügt sie hinzu. Gerade solche Gedichte seien beliebt, mit Reimgedichten sei sie erfolgreicher als mit anderen. 2014 habe sie rund 80 Gedichte in Anthologien veröffentlicht. Auch auf ihrer Internetseite verzeichne sie reges Interesse an Versen.

Furch ist stolz darauf, dass sie ihre Webseite mit Hilfe eines Handbuchs, ohne professionelle Unterstützung, erstellt hat. „Ich wollte es allein machen“, betont sie. Mit dem unbedingten Willen zur Leistung, der daraus spricht, wandte sie sich auch groß angelegten Prosa-Werken zu. So konnte sie 2014 ihren ersten Roman, der in einem Verlag veröffentlicht wurde, in Händen halten. Unter dem Titel „Die Pommernfalle“ porträtiert sie darin zwei recht unterschiedliche Frauen, die sich nach einem Einschnitt in ihrem Leben auf eine Reise nach Polen begeben. Es entwickelt sich eine historische Spurensuche, eine der Frauen stößt auf ein Geheimnis aus der Jugend ihrer Großmutter. Gleichzeitig wird eine psychische Krankheit deutlicher, die Geschichte gerät immer mehr zum Thriller.

„Das Grundgerüst muss eine plausible Geschichte sein“, sagt Furch zu ihrem Herangehen. Daraus gestalte sie nach und nach die einzelnen Szenen. In groben Zügen hatte sie den Roman schon vor ihrem Germanistik-Studium angelegt, auf Umwegen bekam damals auch Journalist Hans Vetter, Kulturredakteur bei der Deutschen Welle, das Manuskript zu sehen. Er empfahl Text und Autorin nachdrücklich, durch seinen plötzlichen Tod konnte er jedoch keinen weiteren Einfluss nehmen. So griff Furch das Romanprojekt erst nach ihrer Promotion wieder auf.

An weiteren Ideen mangelt es ihr nicht, den nächsten Roman mit dem Arbeitstitel „Stalingrad 3000 km“ hat sie bereits fertig in der Schublade. Sie führt darin vom Zweiten Weltkrieg bis in die 70er Jahre. „Ich bleibe am Ball“, sagt Furch zu ihrer weiteren Arbeit. „Ich bin sehr ehrgeizig.“

Bei einer Lesung in der Stadtbücherei Rösrath, Hauptstraße 69, stellt Hannelore Furch ihre 2014 erschienenen Bücher „Dinner for Schaf“ und „Die Pommernfalle“ vor: am Donnerstag, 19. März, 19.30 Uhr. Beide Bände gibt es im Buchhandel.

Hannelore Furch: Dinner for Schaf. Ganz ernste und halbernste Gedichte. Bar Verlag, Lübeck 2014. 100 Seiten, ISBN 978-3-944515-47-2, 12,90 Euro.Die Pommernfalle, Roman. Windsor Verlag, 2014. 283 Seiten, ISBN 978-1-627841-57-3, 16,99 Euro.

www.hannelore-furch.de

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