Herbstgefühle mit Hygiene-AuflagenLange Schlangen beim Herbstmarkt in Eulenbroich

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Herbstliche Farben auf dem Markt in Eulenbroich.

Herbstliche Farben auf dem Markt in Eulenbroich.

Rösrath – Schlange stehen war angesagt am Wochenende – vor der Torburg von Schloss Eulenbroich stehen sich schon um 9.15 Uhr die ersten Besucher die Beine in den Bauch bis zur Straße. Denn wer den Herbstmarkt besuchen will, muss sich zuerst registrieren und auf der Stirn Fieber messen lassen, dann die Hände desinfizieren und am besten gleich die Maske bereithalten.

„Man konnte sich aber auch per E-Mail anmelden, bekam einen QR-Code – dann ging der Einlass ein wenig schneller“, sagt Schlossmanagerin Lisa-Ann Borgmann, die mit Christoph Nicodemus, Geschäftsführer der Schloss Eulenbroich GmbH, schon seit April ein Sicherheitskonzept für das Event entwickelt hat.

Leckereien, Mode, Kunsthandwerk

Eigentlich sieht der Herbstmarkt aus wie immer: Weiße Pagodenzelte mit Leckereien wie Tiroler Speck und Kräuterschinken, Mode- und Blumenschmuck, Kunsthandwerk – der Herbst zeigt sich mit buntem Laub an den Bäumen, mit Strohballen und bunten Kürbissen. Doch es herrscht keine Gedränge, nur maximal 857 Besucher dürfen sich gleichzeitig nach dem Hygienekonzept auf dem Gelände aufhalten.

Das fröhliche Einlassteam.

Das fröhliche Einlassteam.

„Im Internet haben wir ein Ampel-System eingerichtet, damit die Gäste erkennen, ob man reinkommt oder Wartezeit mitbringen muss“, erklärt Christoph Nicodemus das Prozedere, „doch bei dieser Witterung ist es unwahrscheinlich, dass man die Zahl erreicht.“

Mit luftigem Abstand

Und so laufen die Besucher in luftigem Abstand über Schlosshof und Schlosswiese – die meisten tragen durchgehend die Masken, obwohl sie sie erst aufsetzen müssen, wenn der 1,50 Meter-Abstand nicht gewahrt werden kann. Allerdings gilt Maskenpflicht im Schloss und in der Werkstattgalerie, wo recht viele der über 100 Aussteller ihre Waren anbieten.

Die Besucher warten auf ihren Einlass.

Die Besucher warten auf ihren Einlass.

Die Händler sind glücklich, wieder auf einem Markt arbeiten zu können. Eugen Seibert verkauft in einer echten Jurte aus Filz kirgisische Pantoffeln und Filzmützen: „Endlich geht es wieder los.“ Der Kleiderstand Christine Auser aus Aschaffenburg ist dauernd umringt von modebewussten Damen, die prompt ein neues Stück für die Garderobe finden. Nach der Coronapause herrscht echte Kauflust. „Die Leute kaufen, ich hab auch schon mehr ausgegeben, als ich eingenommen habe,“ berichtete Auser lachend.

Innerhalb von fünf Minuten hat Karin Sklortsk tolle neue Oberteile gefunden. Ihre Begleiterin Elisabeth Zilm aus Bonn findet die übersichtliche Besucherzahl ein bisschen unromantisch: „Der richtige Pepp fehlt.“

Shopping-Freude der Besucherinnen Elisabeth Zilm und Karin Sklortsk.

Shopping-Freude der Besucherinnen Elisabeth Zilm und Karin Sklortsk.

Doch schon bald stehen die Leute in geordneten Fünferreihen, um belgische Pommes zu ergattern oder die frisch gebrutzelten Apfelpfannkuchen von Leo und Valentina Wagels aus Heinsberg.

Keine Kostproben

Hinter sicheren Plexiglasscheiben bieten die beiden auch frisch geerntete Äpfel, Birnen und Walnüsse an. „Leider dürfen wir die Leute nicht wie früher probieren lassen. Wir haben Früchte, die man sonst nicht so bekommt – wie Berner Rosenapfel und Wellant“, bedauert Leo Wagels.

An der Ecke zum Werkstattgebäude steht Schmied Patrick Vojtech aus Witten mit der glühenden Schmiedekohle und dem Amboss. Doch er ist traurig: „Normalerweise schmiede ich mit den Kindern, doch mit Mundschutz geht das nicht – es ist zu warm.“ Deshalb mache er nur eine Schmiedevorführung und verschenke die kleinen Schmiedestücke an die Kinder.

Nach Ikea-Vorbild

Im Einbahnstraßen-System werden die Menschen durch den Herbstmarkt geleitet. „Nach Ikea-Vorbild“, erklärt Thomas Klug vom Sicherheitsdienst. „Das haben viele noch nicht richtig verstanden.“

Einbahnstraße durch die Werkstattgalerie.

Einbahnstraße durch die Werkstattgalerie.

Nach dem ausgiebigen Rundgang über den Markt darf man nur über den Extra-Ausgang am Rand der Schlosswiese das Areal verlassen – eine Mitarbeiterin sitzt dort mit Computer und trägt den Besucher sofort aus der Anwesenheitsliste aus. So ist die momentane Gesamtzahl direkt festzustellen. Nach ein paar Stunden ist Lisa-Ann Borgmann erleichtert über die Disziplin der Leute.

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