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Lärm und neue RouteRösrather suchen nach Lösung für Flugzeug-Problem

Lesezeit 4 Minuten
Seit Juni kommen Flugzeuge auf der Königsforstroute deutlich näher an Kleineichen und Forsbach heran.

Seit Juni kommen Flugzeuge auf der Königsforstroute deutlich näher an Kleineichen und Forsbach heran.

  • Rösrather Bürger klagen über massive Probleme mit Flugzeugen, die über ihre Stadt fliegen.
  • Seit einem halben Jahr, so schildern sie, seien sie von Fluglärm betroffen.
  • Nun könnte eine neue alte Route – die Königsforst-Route – die Lösung in dem Flugzeug-Chaos bringen.

Rösrath – „Wir haben wirklich ein massives Problem“, sagt Bernhard Meiners von der Interessengemeinschaft Fluglärmschutz im Bürgerverein Kleineichen. „Wir sind seit einem halben Jahr massiv von Fluglärm betroffen.“ Doch Schritte zur Abhilfe lassen weiter auf sich warten. „Es passiert einfach nichts“, sagt Meiners. Ausgangspunkt der Probleme ist eine Veränderung an der Abflugroute über dem Königsforst im Juni. Dadurch kämen die abfliegenden Maschinen über 1000 Meter näher und tiefer an Kleineichen heran, erklärt Robert Freund von der IG Fluglärmschutz.

Stadt Rösrath stellt sich auf die Seite der Bürger nach Protest

Nachdem zahlreiche Bürger protestiert haben, ist einiges in Bewegung gekommen. Die Stadt Rösrath hat sich klipp und klar an die Seite der Betroffenen gestellt. Sie fordert, zu der früheren Flugroute zurückzukehren. Bürgermeister Marcus Mombauer (CDU) beauftragte den Rösrather Vertreter in der Fluglärmkommission Friedhelm Weiß (Grüne), sich dafür einzusetzen.

Die Stadt hat auch zusammen mit dem Bürgerverein Kleineichen zu einem außergewöhnlich gut besuchten Infoabend am 22. Oktober eingeladen. Dort war auch die Deutsche Flugsicherung (DFS) vertreten, die für die Festlegung der Flugroute zuständig ist: Robert Ertler von der DFS erklärte, an der „Ideallinie“ für den Abflug über dem Königsforst habe sich nichts geändert, wegen eines mehrfach aufgetretenen Sicherheitsproblems sei aber eine technische Änderung erfolgt, die zu den Abweichungen von der „Ideallinie“ geführt habe.

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Tatsächlich hatte die Flugsicherung einen Wegepunkt, den startende Maschinen bis dahin überfliegen mussten (in der Grafik DK039), gestrichen. Offenbar hatte er bei einer Fluggesellschaft zu potenziell riskanten Fehlberechnungen in der Routenführung geführt. Die Folge seiner Streichung: Die startenden Maschinen drehten unmittelbar nach dem davor liegenden Wegepunkt (DK034) nach rechts ab und flogen auf dem direkten Weg zum nächsten noch bestehenden Wegepunkt (DK035) und damit deutlich näher an Kleineichen vorbei. Die Folge sind die Lärmprobleme. Ertler betonte bereits bei dem Infoabend, die DFS arbeite an einer Verbesserung, eine zeitliche Festlegung vermied er jedoch.

Königsforst-Route

Nach Zahlen des Flughafens Köln/Bonn wurden 1992 noch rund 22 Prozent der Abflüge über die Königsforst-Route abgewickelt, die zwischen Kleineichen und Köln-Rath verläuft. 25 Jahre später, im Jahr 2017, waren es bereits 45 Prozent der Abflüge. Gleichzeitig stieg in dem 25-Jahres-Zeitraum die Zahl der Flugbewegungen am gesamten Flughafen von rund 119 000 auf rund 141 000, das ist ein Plus von rund 18,5 Prozent. Die Zahl der beförderten Passagiere hat sich mehr als verdreifacht. (tr)

Die Betroffenen allerdings werden ungeduldig. „Wir hätten nie gedacht, dass es so lange dauert, die Flugroute neu zu berechnen“, sagt Freund. „Aus unserer Sicht ist die DFS untätig. Wir sind ziemlich enttäuscht.“ Im Moment, gebe es nur die Ankündigung, im Januar 2020 damit zu beginnen, mit einem Projektteam eine „finale Lösung“ zu erarbeiten.

Bis Ostern warten – „Das ist verdammt lang für lärmgeschädigte Bürger“

Freund schließt daraus, dass die Bürger weiter warten müssen: „Da wird sich vor Ostern nichts tun. Das ist verdammt lang für lärmgeschädigte Bürger.“ Vor diesem Hintergrund hat die IG Fluglärmschutz selbst überlegt, wie eine Lösung aussehen könnte. Entscheidende Stellschrauben dabei sind die Wegepunkte.

Die IG Fluglärmschutz schlägt eine erneute Änderung bei den Wegepunkten vor, mit der wieder die „Ideallinie“ zu erreichen sei: Bei einer Variante müsste ein erster Wegepunkt ein Stück vom Flughafen wegverlegt werden, damit die Flugzeuge nach einem neuen Verfahren („Radius to fix“) auf eine vorgegebene Flugkurve geschickt werden können und so wieder in etwa zur früheren Route zurückkehren. Das Verfahren „Radius to fix“ werde am Flughafen Köln/Bonn auch heute bei Abflügen in Richtung Süden über dem Rhein-Sieg-Kreis angewendet.

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Bei einer anderen Variante würde die Startbahn „virtuell“ verkürzt. Das Ergebnis sei jeweils dasselbe, so die Kleineichener Aktiven: Die Flugzeuge würden wieder die vorgesehene Abflugroute einhalten – so wie in der Zeit vor Juni. Es gehe um eine „einfache Programmierung“, sagt Freund. Er kann nicht einsehen, warum er darauf noch einige Monate warten soll. Die Kleineichener sind auch im Gespräch mit Fluglärm-Aktivisten in Köln-Rath, die Forderung, zu der „Ideallinie“ zurückzukehren, ist demnach unstrittig.

Hoffnung setzen die lärmgeplagten Kleineichener nun auf eine Sitzung des „Technischen Arbeitsausschusses“, eines Untergremiums der Fluglärmkommission, am morgigen Mittwoch. Angesichts der Lösungsvorschläge könnten die Arbeitsausschuss-Mitglieder auf rasche Abhilfe drängen.

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