Netzwerktreffen in RösrathMehr Sichtbarkeit für Frauen in der Wirtschaft

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Rösraths neue Bürgermeisterin Bondina Schulze, die Netzwerkerinnen Eva Richter und Nicole Bernstein, Gastgeberin Kim Bauer und IHK-Präsidentin Nicole Grünewald (v. l.) traten in den Räumen des Unternehmens Netempire in einen lebendigen Austausch.

Rösraths neue Bürgermeisterin Bondina Schulze, die Netzwerkerinnen Eva Richter und Nicole Bernstein, Gastgeberin Kim Bauer und IHK-Präsidentin Nicole Grünewald (v. l.) traten in den Räumen des Unternehmens Netempire in einen lebendigen Austausch.

Rösrath – Zwei Frauen mit herausragenden Erfolgen kamen mit lokalen Frauen-Netzwerken ins Gespräch: Dr. Nicole Grünewald, erste weibliche Präsidentin der Kölner IHK, und Bondina Schulze, die als erste Frau und als erste Grünen-Politikerin am 1. November Rösrather Bürgermeisterin wird. Beide äußerten sich in einer Talkrunde vor Interessierten der Netzwerke „Rösrather Unternehmerinnen“ und „Leading Women Rhein-Berg“.

Der unter Corona-Bedingungen überschaubare Kreis von rund 20 Besucherinnen empfing Grünewald und Schulze mit Jubel, Moderatorin Eva Richter stellte fest, beide hätten „in ihrem Bereich ein kleines Erdbeben ausgelöst“ und damit „bereits Geschichte geschrieben“.

Sichtbarkeit für Frauen

Klare Ziele hat sich Grünewald gesetzt. Sie will Frauen in der Wirtschaft „sichtbarer machen“, die IHK soll sich mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigen. Generell schreibt sie sich auf die Fahnen, die IHK „wieder politischer“ zu profilieren, die Interessenvertretung gegenüber der Politik und das öffentliche Auftreten zu verstärken.

Zudem forderte sie in der Talkrunde Transparenz und Kostensenkung. „Wenn man was ändern will, macht man es am besten von oben“, sagte sie zu ihrer Kandidatur als IHK-Präsidentin. In Männerdomänen brauchten Frauen „ein gehöriges Maß an Hartnäckigkeit“ und ein Team von Mitstreiterinnen.

Ehrenamt wichtigfür Grünewald

Beeindruckt zeigten sich die Besucherinnen von Grünewalds hohem zeitlichem Einsatz, nach eigenen Angaben investiert sie zwei bis drei Tage pro Woche für ihr Ehrenamt an der IHK-Spitze. Das sei möglich, weil das Team in ihrem eigenen Unternehmen, einer Werbeagentur, sie unterstütze. Die Ehrenamtlichkeit des Präsidentenamts sei sinnvoll, denn es erfordere „innere Überzeugung“. Da sie – anders als ihre Vorgänger – aus einem kleinen Unternehmen komme, sei der Arbeitsaufwand dennoch eine Herausforderung. Ausschüsse der IHK sollen Standpunkte zu Themen wie Mobilität, Energie, Stadtentwicklung und digitale Infrastruktur entwickeln, damit solle die IHK „die Wirtschaft in der Region besser vertreten“. Das sei auch Aufgabe der lokalen IHK-Wirtschaftsgremien.

Konflikte in der Kölner IHK

Mit Unterstützung der Initiative „New Kammer“ wurde Nicole Grünewald, Chefin einer Werbeagentur, im Januar 2020 an die Spitze der Kölner IHK gewählt. Sie setzte sich knapp gegen ihren Vorgänger Werner Görg durch, es zeichneten sich zwei Lager und eine tiefe Spaltung der IHK ab. „New Kammer“ versprach „frischen Wind“. Wegen Differenzen mit Grünewald und dem Präsidium zog sich im Mai IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt zurück. Eine außerordentliche IHK-Vollversammlung konnte die Gräben notdürftig überbrücken. (tr)

Das ließe sich auch beim Rösrather IHK-Wirtschaftsgremium umsetzen, Grünewalds Idee fand ein positives Echo. Brennende Themen seien Breitbandausbau und Verkehr, sagte Kim Bauer, Vorstand des Software-Unternehmens Netempire AG, Mitglied im Rösrather Gremium und Gastgeberin der Talkrunde. Schulze als künftige Bürgermeisterin erklärte, sie wolle „wissen, was die IHK will“. Die Politik brauche Forderungen der Wirtschaft: „Ich wünsche mir einen ganz engen Austausch.“

Noch viel zu diskutieren

Wichtig sei auch die Zusammenarbeit mit den Interessengemeinschaften in den Ortsteilen. Ein Ziel sei, gegen Leerstände in Ladenlokalen anzugehen und damit den Bedarf der Bevölkerung zu decken. Ein weiteres Thema seien Verkehrsfragen. Abgestimmte Positionen dazu müssen die Rösrather Unternehmerinnen erst finden.

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