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RösrathSüdtiroler Autorin gewinnt Förderpreis der Gruppe 48

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Bücher in einer Bibliothek (Symbolbild).

Rösrath – Um Heimat und Identität, aber auch um den Verlust der Identität, dreht sich der Prosatext von Miriam Unterthiner, mit dem die junge Autorin es auf den ersten Platz beim Förderpreis der Gruppe 48 schaffte. Beim Finale des Förderpreises, das in Form einer Lesung im Livestream bereits am 19. Juni stattfand, konnte sich Unterthiner gegen drei weitere Beiträge von Thomas Bissinger, Amy Holbach und Maxim Stüve durchsetzen. Das Ergebnis konnte die Gruppe 48 erst jetzt bekanntgeben, weil das Online-Publikum zwei Wochen Zeit hatte, über die vier Beiträge abzustimmen. Rund 200 Interessierte hatten sich dafür angemeldet, dabei wurde Miriam Unterthiner mit deutlichem Vorsprung Erste.

Begeistert vom Text der 1994 geborenen Autorin, die in ihrer norditalienischen Heimat Südtirol und in Wien lebt, zeigt sich Hannelore Furch aus Rösrath, die Vorsitzende der Gruppe 48. „Sie hätte auch den Ingeborg-Bachmann-Preis gewinnen können damit“, sagt sie über Unterthiners Text. Die Autorin hat ihm den Titel „An den Scherben erkennt man den Topf“ gegeben, das ist laut Unterthiner ein deutsch-persisches Sprichwort.

Flüchtlingserfahrungen einer Fünfjährigen

Der Prosatext schildert die Erfahrungen einer Flüchtlingsfamilie aus der Perspektive eines fünfjährigen Kindes. In Europa wird die mitgebrachte Identität von neuen Einflüssen überdeckt, dafür steht die Metapher von weißer Farbe, die in immer neuen Schichten aufgetragen wird und die „Farben der Heimat“ schluckt. Das Geschehen ist in wenigen schlichten Worten dargestellt, reduziert auf das emotionale Erleben.

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Das erinnert an Texte von Franz Kafka: „Es kam ein mittelgroßer, schlanker Mann mit einem weißen Farbeimer auf meine bunte Heimat zu. Er trat in sie, meine Heimat. Er trat auf sie, ihre Farbe.“ Bis sich die Familie in einem Flugzeug wiederfindet. Es bringt sie an einen Ort, der „Heimat“ genannt wird – der Akt der Abschiebung ist literarisch in einer sehr schlichten, eindrucksvollen Form umgesetzt. Fremdheit und Zugehörigkeit wird auch über das Bild vom Brot und seiner Rinde dargestellt: Die Flüchtlinge erscheinen als Rinde, die vom Brotlaib abgetrennt werden. In der „Heimat“ wiederum ist die Identität neuen Einflüssen ausgesetzt.

Beim Förderpreis der Gruppe 48 sind Autorinnen und Autoren zwischen 15 und 35 Jahren angesprochen. Das Preisgeld sponserten diesmal der Landschaftsverband Rheinland (LVR) und die Dr.-Jürgen-Rembold-Stiftung Rösrath.

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