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Rösrather UrlaubsortSolinger soll sich an Tochter und Sohn vergangen haben

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Campinggelände hinter dieser Mauer soll ein 38-Jähriger aus Solingen seine Kinder missbraucht haben.

Auf dem Campinggelände hinter dieser Mauer soll ein 38-Jähriger aus Solingen seine Kinder missbraucht haben.

Rösrath/Kürten – Über Jahre soll ein 38-jähriger Mann aus Solingen seine beiden Kinder auch im Urlaub auf einem Campinggelände in Rösrath sexuell missbraucht haben. Das bestätigte am Mittwoch der Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft, Wolf-Tilmann Baumert auf Anfrage dieser Zeitung. Im Juni war der 38-jährige Solinger während eines Urlaubs mit seiner Familie auf dem Campinggelände am Rande des Königsforstes festgenommen worden.

Damals waren Polizei und Staatsanwaltschaft zunächst davon ausgegangen, dass Rösrath lediglich der Ort der Festnahme war und der Mann seine Kinder daheim in Solingen missbraucht und davon Fotos und Videos angefertigt hatte. Doch die weiteren Ermittlungen haben Anderes ergeben.

Weitere Spur führt nach Kürten

„Rösrath ist nun auch Tatort“, sagt Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. In einem der 42 nun angeklagten Missbrauchstaten sei im Hintergrund klar der Wohnwagen erkennbar, in weiteren mehr als 30 Fällen sei der Wohnwagen als Tatort möglich. Von 2018 bis 2020 hätte der 38-Jährige damit auf dem Campinggelände eines Rösrather Vereins seine heute zehn und 13 Jahre alten Kinder missbraucht. Erstmals soll er sich laut Staatsanwaltschaft bereits vor zehn Jahren an seinen Kindern vergangenen haben. Damals war die Tochter gerade drei Jahre alt, der Sohn gerade erst geboren.

Derzeit keine Hinweise auf Missbrauch weiterer Kinder

Oberstaatsanwalt Baumert sagte weiter, es gebe derzeit zudem keinerlei Hinweise darauf, dass sich der 38-Jährige auch an anderen Kindern auf dem Campinggelände vergangen habe. Auch sei es gut möglich, dass die Campingnachbarn nichts von dem gewusst hätten, was sich in dem Wohnwagen abgespielt habe. Auf dem Campingplatzgelände werde der Mann seine Taten kaum breitgetreten und so seine sofortige Verhaftung riskiert haben, schätzt der Sprecher der Staatsanwaltschaft ein.

Von den Vertretern des Rösrather Vereins, auf dessen Gelände der Wohnwagen der vierköpfigen Familie stand, war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.

36-jähriger Mann aus Kürten in Untersuchungshaft

Durch den 38-jährigen Solinger, der im Juni in Rösrath festgenommen wurde, weil er seine Kinder missbraucht haben soll, ist auch ein 36 Jahre alter Mann aus Kürten schwer belastet worden. Laut Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert von der Staatsanwaltschaft Wuppertal soll der Solinger in Chatkontakt mit dem Mann aus Kürten gestanden und kinderpornografisches Material mit ihm getauscht haben.

Auch im Missbrauchskomplex, der nach einer Hausdurchsuchung bei einem 42-jährigen Bergisch Gladbacher im Oktober 2019 aufgedeckt worden war, sei der Kürtener bereits im Visier der Kölner Ermittler gewesen. Festgenommen worden sei er dann, nachdem die Wuppertaler Ermittler ihre Ermittlungsergebnisse nach Köln übermittelt hätten. Seit dem 29. August sitze der 36-Jährige in U-Haft.

In welchem Umfang ihm gegebenenfalls auch Missbrauchstaten vorgeworfen werden, war auf Anfrage bei der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW, die die Ermittlungen in diesem Fall führt, bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren. (wg)

Offen ist bislang, ob die Ehefrau des 38-Jährigen von den Taten ihres Mannes wusste. Diese Frage sei Gegenstand eines abgetrennten Verfahrens gegen die Frau, so Baumert. Nach ihrer Vernehmung war sie im Juni freigelassen worden, nachdem laut Staatsanwaltschaft kein dringender Tatverdacht bestand, dass sie selbst an Missbrauchshandlungen beteiligt war.

Dass sich der 38-Jährige mit anderen Pädokriminellen zum Missbrauch verabredet habe, darüber lägen bislang keinerlei Erkenntnisse vor, so der Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft. Wohl aber soll der 38-jährige Solinger in Kontakt mit anderen Männern gestanden haben, mit denen er kinderpornografische Bilder und Videos ausgetauscht haben soll. 500 000 Foto- und Videodateien seien bei dem 38-Jährigen gefunden worden. Auch den Wohnwagen in Rösrath hatten die Ermittler noch in der Nacht nach der Festnahme mit Datenträgerspürhunden untersucht. Ein Hinweis von US-Behörden soll die Ermittlungen ins Rollen gebracht und zur Adresse in Solingen geführt haben.

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Zwischenzeitlich hat der Mann laut Staatsanwaltschaft ein umfassendes Geständnis abgelegt und dabei sechs weitere Verdächtige aus Kürten, Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg), Coburg (Bayern), Staufenberg (Hessen), Neumünster (Schleswig Holstein) und Polen belastet. Bis auf die Männer aus den beiden letzten Orten sitzen laut Baumert alle in Untersuchungshaft.

Seit dem 29. August auch ein 36-jähriger Mann aus Kürten, der Kontakt zu dem in Bergisch Gladbach 2019 enttarnten bundesweiten Pädokriminellennetzwerk gehabt haben soll (siehe Kasten). Der ebenfalls in U-Haft sitzende Tatverdächtige aus Staufenberg soll zudem aus dem Missbrauchskomplex Münster bekannt gewesen sein.

Damit ist auch der Fall aus Rösrath beziehungsweise Solingen offenbar in ein weit verzweigtes Netz eingebunden.

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