Rückkehr des „Luhmer Grietchens“?Initiative will Aggertal-Bahnstrecke reaktivieren

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Das 1909 erbaute Bombacher Viadukt bei Overath verband die Sülztal- mit der Aggertalstrecke.

Das 1909 erbaute Bombacher Viadukt bei Overath verband die Sülztal- mit der Aggertalstrecke.

Rhein-Berg – Der Vorschlag liegt auf dem Tisch: die Reaktivierung der Aggertal-Bahnstrecke von Overath nach Siegburg für den Personenverkehr. Über 20 Kilometer führten die Gleise einst über Donrath, Wahlscheid, Bachermühle, Kreuznaaf, Lohmar und Siegburg-Nord zum Endpunkt Siegburg.

Vorteile liegen auf der Hand

1884 fuhren die ersten durchgehenden Züge (zunächst bis Ründeroth, ab 1903 bis Olpe/Sauerland), im Mai 1954 die letzten. Da hatte eine Bahnbuslinie reichlich „gewildert“ bei den Reisenden und das Linienangebot aus Sicht der zuständigen Eisenbahndirektion unwirtschaftlich gemacht.

Teilstücke ab Siegburg legte die Bahn sukzessive in den Jahren danach still, 1997 endete auch der Güterverkehr. Das Siegwerk in Siegburg wurde noch bis 2016 angedient. Heute sind große Teile der Strecke zu Radwegen umgebaut. Das „Luhmer Grietchen“, wie die Züge im Volksmund liebevoll hießen, lebt nur noch in den Erinnerungen.

Reaktivierungs-Ideen

Die Comeback-Liste für Eisenbahnstrecken umfasst zahlreiche weitere Strecken, darunter auch mehrere im Rheinland. Aufgeführt werden die Linie Remscheid-Lennep nach Opladen (Radweg Balkantrasse), Bergisch Born/Remscheid nach Marienheide (Radweg), Waldbröl-Hermesdorf nach Morsbach, Osberghausen nach Waldbröl und Dieringhausen nach Olpe im Sauerland.

Weitere Strecken: Ahrbrück - Adenau; Coesfeld - Bocholt, Xanten - Kleve, Iserlohn - Menden, Kall - Hellenthal. (cbt)

Anschluss Richtung Frankfurt

Die Idee, wieder Züge rollen zu lassen, kommt von der Allianz pro Schiene, einem Dachverband von Verbänden und Organisationen aus dem Verkehrs- und Umweltbereich. Auf einer Anfang dieser Woche veröffentlichten Deutschlandkarte mit 186 Vorschlägen taucht die Strecke Overath-Siegburg als reaktivierungswürdig auf. Minderung des Autoverkehrs, Reduzierung der Umweltbelastung mit Blick auf die Overather Umweltzone, in Overath Anschluss an die Züge nach Lüdenscheid: Aus Sicht der Allianz liegen die Vorteile auf der Hand.

Aufgeführt wird auch die in Siegburg verkehrende Stadtbahnlinie, die über Overath fortgeführt werden könnte. Für die Overather Reisenden würde die neue Strecke nicht nur einen großen Umstiegsbahnhof in der Stadtmitte bedeuten, sondern auch einen schnelleren Bahnanschluss an die Fernzüge in Siegburg bedeuten. In Siegburg halten die Schnellzüge auf der Schnellstrecke nach Frankfurt.

Erste Reaktionen sind positiv

Eine erste Reaktion aus dem Overather Rathaus ist positiv. „Wenn es der politische Wunsch ist, werde ich ihn im Rahmen meiner Möglichkeiten unterstützen“, sagt Bürgermeister Jörg Weigt. Alles, was die Emissionen in Overath senke und zur Verkehrsminderung auf den Straßen beitrage, sei unterstützenswert. Für weitergehenden Aussagen sei es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh.

Zu Betriebszeiten gab es übrigens keinen engmaschigen Fahrplan wie heute üblich, sondern höchstens ein halbes Dutzend Fahrten am Tage. Eisenbahnhistoriker berichten, dass die Strecke schon ab 1910 deutlich an Bedeutung verlor. In jenem Jahr öffnete der Hoffnungsthaler Tunnel, der Overathern eine bessere Verbindung nach Köln bot. Overath - Siegburg wurde zur Nebenstrecke.

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