Rückkehr zu G9Gymnasien in Rhein-Berg wollen wieder die längere Schulzeit einführen

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Die Otto-Hahn-Schulen werden derzeit saniert. Unklar ist, ob das Raumangebot des Gymnasiums für G9 ausreicht.

Die Otto-Hahn-Schulen werden derzeit saniert. Unklar ist, ob das Raumangebot des Gymnasiums für G9 ausreicht.

Rhein-Berg – Wenn im Sommer die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit wirksam wird, werden voraussichtlich alle acht städtischen Gymnasien in den Kommunen Bergisch Gladbach, Odenthal, Rösrath und Overath diesen Schritt mitgehen.

Bislang hat zumindest keine Schule ihr Vetorecht für einen Verbleib bei G8 angekündigt.

Als einziges Gymnasium hat sich das Overather Paul-Klee-Gymnasium bereits jetzt eindeutig für den Weg zurück zu G9 entschieden.

An vielen Schulen werden Unterrichtsräume fehlen. Mit den Planungen für Erweiterungen hat aber bisher noch keine Kommune begonnen. Die Schulen wollen die Entwicklung der Schülerzahlen abwarten, um dann mit den Verwaltungen den veränderten Raumbedarf zu diskutieren.

Nach dem heutigen Kenntnisstand der Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung hegen die hiesigen fünf Gymnasien im Wesentlichen die Absicht, der gesetzlichen Regelung G9 zu folgen, gibt Stadtsprecher Martin Rölen das momentane Stimmungsbild wider. Der Schulträger, also die Stadt, sei bei der Entscheidung außen vor.

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Bis die Schulen zusätzlichen Platz brauchen, dauert es noch. Eine 13. Jahrgangsstufe – und damit deutlich mehr Schüler an den Gymnasien – gibt es zum ersten Mal wieder im Schuljahr 2026/27. „Dann ist mit allen Folgewirkungen zu rechnen etwa für zusätzliche Räume oder Fahrtkosten“, sagt Rölen.

Die Verwaltung erwarte, dass die zugesagte Konnexität, das heißt Kostenübernahme seitens des Landes, gelte. „Wir gehen von einer vollen Übernahme der notwendigen Zusatzkosten aus,“ sagt Rölen. Eine formale Regelung stehe jedoch noch aus.

Noch sei das neue NRW-Schulgesetz nicht verabschiedet, sagt Jörg Schmitter, stellvertretender kommissarischer Leiter des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums. Ohne einem eventuellen Einspruch der Schulkonferenz vorgreifen zu wollen, seien nach seiner persönlichen Einschätzung die allermeisten Kollegen, Eltern und Schüler für eine 13. Jahrgangsstufe. Auch G9 biete zudem eine Überholspur, die guten Schülern wie bisher das Abitur nach bereits acht Jahren ermögliche: „Indem sie ein Schuljahr überspringen.“

„Alte Räume stehen nicht mehr zur Verfügung“

„In spätestens fünf Jahren haben wir auf jeden Fall zusätzlichen Raumbedarf“, meint Cornelia Sanio, Leiterin des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Bensberg. Dann, wenn im Schuljahr 2023/24 die Jahrgangsstufe 10 erstmals nicht in die Oberstufe geht, sondern im Klassenverband in der Sekundarstufe I bleibt.

Die alten Räume, die vor der Einführung von G8 für den Unterricht genutzt wurden, stünden gar nicht mehr zur Verfügung. „Das liegt an den gestiegenen Schülerzahlen“, sagt Cornelia Sanio.

Die Schuleiterin geht davon aus, dass alle Gymnasien in der Stadt wieder neunstufig werden: „Die Eltern müssen schon genug Dinge entscheiden wie Auswahl der Fremdsprachen, bilingualer Unterricht oder naturwissenschaftlicher Schwerpunkt.“ Da sollte wenigstens die Schullandschaft einheitlich gestaltet sein. Zudem könnte sonst ein Konkurrenzkampf um die leistungsstärksten Schüler entstehen, wenn sich die eine Schule für G8 und die andere für G9 entscheide.

Dieter Müller, Leiter des Gymnasiums Herkenrath, hofft, dass die detaillierten Vorgaben des Gesetzes zügig erarbeitet werden. Damit, anders als bei der Einführung von G8, mehr Zeit für die Vorbereitungen bleibe, etwa die Änderung des Lehrplans.

„Anforderungen werden nicht heruntergeschraubt“

Ausgehend vom Meinungsbild der derzeitigen Gremien an seiner Schule geht Karl-Josef Sulski, Leiter des Otto-Hahn-Gymnasiums, fest von einer Rückkehr zu G9 aus: „Wir freuen uns, unser gymnasiales Profil schärfen zu können.“ Er fügt hinzu: „Mit dem zusätzlichen Schuljahr werden die intellektuellen Anforderungen aber nicht heruntergeschraubt.“

Absolute Klarheit über ihre schulische Zukunft haben einzig die neuen Schüler des Overather Paul-Klee- Gymnasiums. „Für uns stand die Rückkehr zu G9 außer Frage“, sagt Schulleiter David Hubert. Alles andere wäre seiner Meinung nach „Selbstmord“ gewesen. „In den vergangenen Jahren haben wir viele Schüler an Nachbarkommunen abgeben müssen, weil wir kein 13. Jahr anbieten konnten“, erklärt Hubert. Eine große Mehrheit der Lehrerkonferenz, aber auch der Schulkonferenz habe sich deshalb bereits jetzt für den Weg zurück zu G9 ausgesprochen.

Entscheidung fällt im Herbst

Der erste reguläre G9-Jahrgang macht 2027 Abitur. Die Umstellung an Gymnasien würde laut Gesetzesentwurf im Schuljahr 2019/20 mit den Klassen fünf und sechs starten, das sind die jetzigen Dritt- und Viertklässler, also auch die Kinder, die bereits zum kommenden Schuljahr 2018/19 am Gymnasium aufgenommen werden. Noch vor der Sommerpause in diesem Jahr soll der Wechsel vom acht- auf das neunjährige Gymnasium vom Landtag beschlossen werden. Die finale Entscheidung G8 oder G9 der einzelnen Gymnasien wird allerdings erst zum Herbst erwartet, die offizielle Frist endet Ende Januar 2019. (ub)

„Zustimmung zu G9 ist sehr hoch“

Frank Galilea, Schulleiter des Gymnasiums Odenthal, will zwar die Entscheidung der Schulkonferenz nach den Sommerferien abwarten. Aber seiner persönlichen Einschätzung nach sei die Zustimmung für eine Verlängerung der Schulzeit bei seinen Lehrern, den Eltern und Schülern „sehr hoch“.

Er persönlich begrüße es, dass die Politik eine Leitentscheidung für G9 getroffen habe: „Ein uneinheitliches System würde zum Beispiel den Kindern Probleme bereiten, deren Eltern umziehen und am neuen Ort die bisherige Schulform nicht angeboten wird.“

Die Schulleitung der Freiherr-vom-Stein-Schule in Rösrath war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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