Stadtdezernats-WahlZum ersten Mal wird ein Grüner Beigeordneter in Bergisch Gladbach

Lesezeit 3 Minuten
Im Bürohaus Hauptstraße 192 in der Stadtmitte wird der neue Kämmerer seinen Arbeitsplatz haben.

Im Bürohaus Hauptstraße 192 in der Stadtmitte wird der neue Kämmerer seinen Arbeitsplatz haben.

Bergisch Gladbach – An der Spitze der Stadtverwaltung, in der Runde der Dezernenten, läuft ein politischer Umbau an, wie es ihn lange nicht gegeben hat. Am Dienstag wählt der Rat, vertreten durch den Hauptausschuss, zwei neue Dezernenten. Das Mehrheitsbündnis aus Grüne, SPD und FDP sowie Bürgermeister Frank Stein schlagen Ragnar Migenda (Grüne) als neuen Beigeordneten mit dem Schwerpunkt Stadtentwicklung sowie Thore Eggert (FDP) als Kämmerer vor.

Eine Wahl mit vielen Premieren

Migenda und Eggert repräsentieren die neuen Kräfteverhältnisse und vor allem auch die neuen politischen Inhalte. Erstmals in der Geschichte Bergisch Gladbachs wird es drei Beigeordneten-Stellen geben, erstmals einen Beigeordneten mit einem Grünen-Parteibuch. Der Geschäftsbereich des Beigeordneten Stadtbaurats Harald Flügge wird verschlankt. „Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit den neuen Dezernenten die großen Aufgaben anzugehen, die auf uns warten. Ich bin mir sicher, dass uns dies gelingen wird“, sagte Bürgermeister Frank Stein in einer digitalen Pressekonferenz am Montagnachmittag, an der die beiden Wunschkandidaten des Dreier-Bündnisses sowie deren Fraktionsvorsitzende teilnahmen.

In ihrem Koalitionsvertrag haben Grüne, SPD und FDP festgelegt, dass jede der drei beteiligten Parteien mindestens einen Wahlbeamten stellen darf. Mit Frank Stein steht ein Sozialdemokrat an der Verwaltungsspitze. Die anderen beiden Fraktionen dürfen jeweils einen Kandidaten für die Dezernate aussuchen. Und natürlich haben sie ein Interesse daran, diese Schlüsselstellen mit Personen zu besetzen, die ihrer Partei nahestehen.

Es gab insgesamt 14 Bewerbungen für das neu geschaffene „Super-Dezernat“ mit neun Schwerpunkten: Stadtentwicklung, Grundstücksnutzung, Mobilität, Klimaschutz, Jugend, Soziales, Schule, Kultur und Sport. Als Chef für dieses breitgefächerte Aufgabengebiet haben die Grünen Ragnar Migenda ausgesucht, 59 Jahre alt, Architekt und seit 2013 Technischer Beigeordneter der Stadt Herzogenrath.

In dem Zuschnitt des Fachbereichs sieht er eine Chance: „Es gibt viele Überschneidungen, daraus lassen sich Synergien entwickeln“, sagte Migenda. Als erste große Hauptaufgabe wolle er die Modernisierung der Schulen angehen. Seine Devise: „Mit einem Pilotprojekt anfangen, das eine große Wirkung hat.“ Als Beispiel nennt er die Entsiegelung von Flächen an Schulen, indem beispielsweise Dächer begrünt werden. Wann Migenda in Bergisch Gladbach anfangen kann, ist noch nicht klar. Sein Vertrag in Herzogenrath läuft noch bis Juli. Aber Bürgermeister Stein zeigte sich optimistisch, einen früheren Wechsel vereinbaren zu können.

Nur eine zulässige Bewerbung für Kämmerer-Posten

Für die Stelle des Kämmerers gab es zwar drei Bewerbungen, aber nur eine erfüllte die formale Voraussetzung – die Befähigung zum Richteramt. Thore Eggert, 42, war bis 2020 Kanzler der Rheinischen Fachhochschule in Köln, mit seiner Familie wohnt er in Schildgen. Die FDP-Fraktion kennt er aus seinem Wirken als sachkundiger Bürger. An seiner bisherigen Wirkungsstätte in Köln war er für etwa 280 Mitarbeiter zuständig, auch für alle haushalterischen Dinge.

„Eher zufällig“ habe sich dann die Idee entwickelt, sich in Bergisch Gladbach zu bewerben, bei einem Treffen mit Jörg Krell und Parteikollegin Anita Rick-Blunck. Natürlich seien es „große Schuhe“, in die er trete, aber er stelle sich als Führungspersönlichkeit der Herausforderung. Eggert hat am Oberlandesgericht Köln sein Zweites Staatsexamen abgelegt und war unter anderem Verwaltungsleiter der Fliedner-Hochschule in Düsseldorf und Rechtsreferent im Verteidigungsministerium. Beginnen könnte er nach seiner Wahl „umgehend“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass es am Dienstag Gegenkandidaten gibt, ist unwahrscheinlich. Denn das Ampelbündnis verfügt über eine absolute Mehrheit. Michael Metten, Fraktionsvorsitzender der CDU, wollte sich gestern noch nicht dazu äußern, ob die CDU die beiden Kandidaten bei der Wahl unterstützen wird. Mit insgesamt vier Bewerbern, darunter auch Eggert und Migenda, habe sich die CDU intensiv in Verbindung gesetzt. Auch die Freien Wähler geben vorab keine Auskunft über ihr Abstimmungsverhalten.

KStA abonnieren