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Typisierungsaktion der DKMSReimund Smollen aus Dürscheid ist entschlossen zu kämpfen

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Reimund Smollen mit einem Foto seiner Enkeltochter: Der Dürscheider möchte gern seine Enkel aufwachsen sehen und die aplastische Anämie besiegen.

Reimund Smollen mit einem Foto seiner Enkeltochter: Der Dürscheider möchte gern seine Enkel aufwachsen sehen und die aplastische Anämie besiegen.

Dürscheid – Für Reimund Smollen aus Dürscheid findet am Sonntag, 25. Februar, in der Gesamtschule Kürten von 11 bis 16 Uhr eine Typisierungsaktion der DKMS (früher: Deutsche Knochenmark-Spenderdatei) statt. Smollen ist an einer schweren Form der aplastischen Anämie erkrankt und benötigt eine Stammzellentransplantation. Bislang ist die Suche nach einem „genetischen Zwilling“ erfolglos geblieben. Claus Boelen-Theile sprach mit DKMS-Mitarbeiterin Demet Kaygusuz und Hinrich Schipper aus dem Unterstützerkreis „Helft Reimund!“

Für alle, die am Samstag zur Typisierung gehen möchten: Was ist zu beachten?

Kaygusuz: Ein Ausweis ist hilfreich, aber keine Pflicht. Ein Formular muss ausgefüllt werden, das genügt. Mitmachen können alle gesunden Menschen zwischen 17 und 55 Jahren. Ausschlussgründe sind zum Beispiel chronische Erkrankungen, Schlaganfall oder Auto-Immun-Erkrankungen.

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Was passiert dann?

Kaygusuz: In Kürten wird ein Mitarbeiter der DKMS vor Ort sein und mit drei Wattestäbchen Zellmaterial aus dem Wangen-Innenraum abstreichen. Das tut nicht weh und ist schnell geschehen. In unserem Fachlabor wird das Zellmaterial anschließend untersucht, die Merkmale werden dann in unser Zentrales Knochenmarkspender-Register in Ulm übernommen. Die Untersuchung der Gewebemerkmale ist sehr aufwendig und dauert einige Wochen. In unserem Register sind derzeit 7,8 Millionen Menschen als Stammzellenspender aufgenommen.

Ist die Typisierung damit abgeschlossen?

Kaygusuz: Ja, auch bei anderen Typisierungsaktionen ist eine Teilnahme nicht mehr erforderlich. Die Daten sind bei uns registriert. Wir melden uns nur, wenn die Gewebemerkmale mit einem Patienten irgendwo auf der Welt übereinstimmen. Die Aktion in Kürten hilft also nicht nur Herrn Smollen, sondern allen Menschen, die an schwerwiegenden Erkrankungen des blutbildenden Systems leiden.

Was passiert, wenn es eine Übereinstimmung geben sollte?

Kaygusuz: Vor einer Transplantation wird der potenzielle Spender nochmals befragt, ob er weiterhin zur Verfügung steht. Bei einer sogenannten peripheren Entnahme werden Stammzellen der Blutbahn entnommen. Dem Spender wird dafür über fünf Tage ein Medikament gegeben. Dieses Medikament steigert die Zahl der Stammzellen im peripheren Blut, die dann ambulant direkt aus dem Blut gesammelt werden. Die Spende dauert drei bis fünf Stunden. In rund 20 Prozent der Fälle wird Knochenmark aus dem Beckenknochen entnommen.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, Stammzellenspender zu werden?

Kaygusuz: Sie liegt bei etwa einem Prozent.

Ablauf und Organisatoren der Initiative

Wie hilft der Freundeskreis?

Schipper: Reimund hat nur dann die Chance auf ein gesundes Leben wenn es irgendwo auf der Welt einen Menschen mit nahezu den gleichen Gewebemerkmalen gibt, der zu einer Spende bereit ist. Deshalb ist es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen als potenzielle Stammzellenspender registrieren lassen. Reimund ist fest entschlossen, für seine Gesundheit zu kämpfen. Denn es ist sein sehnlichster Wunsch, seine Enkelkinder aufwachsen zu sehen. Die Nachricht über die Erkrankung hat Reimunds Familie fast zeitgleich mit seinem Eintritt in den Ruhestand erschüttert.

Wer gehört zum Helferkreis?

Schipper: Den Initiatoren gehören Bürgermeister Willi Heider an, Gemeindereferent Willi Broich von der katholischen Pfarre St. Marien, Pfarrer Ralph Knapp von der evangelischen Kirche, der AOK-Mitarbeiter Kastriot Krasniqi, DGB-Regionsgeschäftsführer Jörg Mähre, Ratsmitglied Viola Rossol-Pfau, Reimunds Schwester Katharina Smollen und Antje Zschetke an. Schirmherr der Aktion ist der ehemalige Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach.

Wie können diejenigen helfen, die aus Altersgründen nicht als Spender in Frage kommen?

Kaygusuz: Jede Registrierung ist mit Kosten von etwa 35 Euro verbunden. Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Aufnahme neuer möglicher Stammzellenspender nicht. Die Spendengewinnung wird überwiegend über Privat- und Firmenspenden finanziert. Jeder Euro, der der DKMS gespendet wird, trägt dazu bei, Überlebenschancen der Patienten zu verbessern. Am Aktionstag in Kürten wird auch ein Sparschwein aufgestellt sein.

Wie ist der Helferkreis eingebunden?

Kaygusuz: Rund 25 Bürger unterstützen die Typisierungsaktion ehrenamtlich. Sie helfen uns bei der Organisation des Tages, registrieren die möglichen Spender und kümmern sich um eine Bewirtung. Ohne die Kürtener Helfer wäre die Aktion nicht möglich.

Die Krankheit

Reimund Smollen leidet an einer besonders schweren Form der sogenannten aplastischen Anämie. Bei dieser Krankheit sind die blutbildenden Stammzellen deutlich vermindert, der Patient muss regelmäßig Bluttransfusionen erhalten.   Die Chance auf ein gesundes Leben gibt es nur mit einer Transplantation von Stammzellen. Reimund Smollen  sitzt seit 2014 für die SPD im Kürtener Rat. Er ist DGB-Sprecher im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Am Samstag und Sonntag finden nach den Gottesdiensten in St. Marien und in den evangelischen Kirchen Türkollekten für die Arbeit der DKMS statt. Kontakt zum Initiativkreis:  Hinrich Schipper, (0177) 6115302, oder per E-Mail. (cbt)

initiativkreis@helft-reimund.de

www.helft-reimund.de

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