Wenn Trampel Pfade machenSpaziergänger demolieren Erntewiesen im Rhein-Berg-Kreis

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Einen Zaun hat Peter Lautz notgedrungen um seine Erntewiesen errichtet, Warnschilder waren zuvor zerstört worden.

Einen Zaun hat Peter Lautz notgedrungen um seine Erntewiesen errichtet, Warnschilder waren zuvor zerstört worden.

Rhein-Berg – Peter Lautz hatte nicht die Absicht, einen Zaun zu errichten. Am Ende hat er es doch getan. „Seit Jahren haben wir Spaziergänger mit ihren Hunden gebeten, nicht über unsere Mähweiden zu laufen“, sagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Rhein-Berg. „Doch sie tun es trotzdem immer wieder.“

Die Schilder, die er am Rand seiner Weiden in Bergisch Gladbach-Hebborn angebracht hat, wurden zum Teil zerstört oder abgerissen. „Nicht alle Spaziergänger sind so“, sagt Lautz. Das ist ihm wichtig. Viele verhalten sich anständig. Doch die Trampelpfade und der Müll, den die „schwarzen Schafe“ unter ihnen auf ihrem Weg über seine Ackerfutterflächen hinterlassen, verunreinigen das Tierfutter, das Lautz dort produziert.

„Der Müll und der Hundekot, der hier liegen bleibt, wird von unseren Maschinen aufgesammelt und im Tierfutter verarbeitet. Die Tiere fressen das und können krank werden.“ Freilaufende Hunde graben auf der Suche nach Mäusen Löcher in den Boden. „Wenn wir da mit unseren Maschinen darüber fahren, können die Räder abreißen.“ Ausgeworfene Spielstöcke, die die Hunde nicht wieder bringen wollten, bleiben liegen und können seine landwirtschaftlichen Geräte ebenfalls beschädigen. Wieder und wieder habe er die Spaziergänger mit ihren Hunden angesprochen und darauf hingewiesen. „Die zeigen sich dann verständnisvoll und sagen, sie tun es nie mehr. Und am nächsten Tag sind genau dieselben Leute wieder mit den Hunden auf den Mähweiden.“

„Es ist ein landesweites Problem“

Viele Landwirte haben kein Verständnis dafür, sagt Lautz. „Wir lassen doch extra Platz neben den Flächen, damit die Leute drum herumgehen können. Wenn man sowieso mit dem Hund unterwegs ist, kann man auch zweihundert Meter Umweg gehen.“ Doch das ist offenbar zu viel verlangt.

Und es wird schlimmer: Zwar habe es das Problem schon vor Ausbruch der Pandemie gegeben, doch seit andere Urlaubsmöglichkeiten wegfallen, würden immer mehr Menschen auf die Mähweiden stürmen. Das sei nicht nur im Rheinisch-Bergischen Kreis so. „Es ist ein landesweites Problem, dass die Bevölkerung Erntewiesen belagert.“

Das Problem kennt auch Heinz-Peter Türk. Er besitzt ein Landgut mit Reiterhof in Diepeschrath. Nicht allein freilaufende Hunde und deren Hinterlassenschaften seien problematisch. Die Leute würden seine Wiesen für alle möglichen Freizeitaktivitäten nutzen. „Manche lassen Drachen steigen, Jugendliche feiern illegale Partys – einmal ist jemand mit einem Metalldetektor über die Wiese gelaufen, nur so zum Spaß.“ Durch die zertrampelten Flächen werde das Saatgut und somit die Ernte zerstört.“ Dagegen könne er nicht viel machen. „Wenn hier Jugendliche rumhängen und Gras rauchen, kann ich natürlich die Polizei rufen. Doch bis die da sind, sind die Leute weg.“

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Was liegen bleibt, sei vor allem Müll und Hundekot. Die Erntewiesen seien voll damit und oft stößt Türk auf wenig Verständnis, wenn er die Menschen drauf hinweist. Er ist selbst Hundebesitzer, versteht aber nicht, wieso manche Leute ihre Hunde nicht anleinen. „Ich will gar nicht wissen, wie viele junge Rehe und Hasen hier schon von Hunden getötet wurden.“ Er wünscht sich mehr Rücksicht. Noch hat er keinen Zaun errichtet.

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