Zukunft des Immobilienmarktes im KreisExperten warnen vor einer Wohnungsnot

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Bei der Wohnungsmiete sollten die Betriebs- und auch Nebenkosten realistisch veranschlagt werden, empfiehlt der Mieterverein.

Bei der Wohnungsmiete sollten die Betriebs- und auch Nebenkosten realistisch veranschlagt werden, empfiehlt der Mieterverein.

Rhein-Berg – Die Lage auf dem Wohnungsmarkt verschärft sich weiter. Es werden im Rheinisch-Bergischen Kreis nur wenige Mietwohnungen gebaut. Zusätzlich ist abzusehen, dass die Mieten weiter steigen werden. Der neue Mietspiegel ab 2018 für frei finanzierte Wohnungen in der Stadt Bergisch Gladbach und den benachbarten Kommunen weist eine Erhöhung in allen fünf Baualtersklassen der Häuser von 20 bis 50 Cent pro Quadratmeter aus.

Peter Müller, Vorsitzender des Vereins Haus und Grund Rhein-Berg, blickt mit Sorge auf diese Entwicklung: „Es werden fast nur Eigentumswohnungen gebaut. Das ist nicht gesund. Ich bin da sehr skeptisch.“

Mietspiegelsteigerung um bis zu fünf Prozent

Insgesamt weist das Mietspiegelniveau 2018 eine Steigerung von 3,5 bis fünf Prozent auf. Diese Zahlen teilte am Mittwoch der Verein Haus und Grund Rhein-Berg mit, der gemeinsam mit dem Mieterverein Köln, der Rheinischen Immobilienbörse und dem Gutachterausschuss der Stadt Bergisch Gladbach den Mietspiegel erstellt hat. Die steigenden Mieten führt der Verein auf die Marktlage und die fortschreitende Modernisierung von Altbauten zurück.

Die Daten seien über eine Befragung von bisher rund 800 Mietern und Vermietern und durch die Auswertung von Bestandsmietverträgen zusammengetragen worden, erläuterte Ellen Lindner von der Rheinischen Immobilienbörse. Sie stellt fest: „Die Differenz zu den Kölner Mietpreisen wird kleiner.“ Als Wohnort wird vor allem die Stadt Bergisch Gladbach immer interessanter. „Wer in Köln nichts findet, sieht sich hier um“, sagt Hans Jörg Depel vom Mieterverein Köln.

Neu ist im Mietspiegel die Kategorie E für Wohnungen um 120 Quadratmeter. Sie seien am Markt stärker zu finden, erklärt Sylvia Schönenbröcher, Geschäftsführerin von Haus und Grund Rhein-Berg. Die einzelnen Erhöhungen in den Baualtersklassen bewegen sich zwischen 20 und 50 Cent pro Quadratmeter. So kostet eine Wohnung in mittlerer Wohnlage, Baujahr 1990 bis 2004, durchschnittlich 9,10 Euro pro Quadratmeter.

Kaum noch geförderte Wohnungen

Für eine 80 Quadratmeter große Wohnung, die seit 2005 errichtet wurde, erhöht sich die Kaltmiete laut Mietspiegel um 50 Cent pro Quadratmeter, das macht in der Summe 40 Euro im Monat. „Wir haben überhaupt keine Beratungen mehr im sozialen Wohnungsbau“, teilt Sylvia Schönenbröcher mit. In Bergisch Gladbach und dem Umland gebe es kaum noch geförderte Wohnungen, da bei den meisten die Preisbindung abgelaufen sei. „Aber das kann so nicht weitergehen. Der soziale Wohnungsbau muss mehr gefördert werden“, fordert die Geschäftsführerin.

Pläne der Stadt Bergisch Gladbach, der Rheinisch-Bergischen Siedlungsgesellschaft Grundstücke für den Bau neuer Sozialwohnungen zu überlassen, seien unbedingt zu unterstützen, betont auch Müller.

Bezahlbare Wohnungen fehlen in vielen Orten

Auch in Overath, Rösrath und Odenthal fehlen nach Einschätzung der Experten schon jetzt bezahlbare Wohnungen. „Dort ist die Situation ähnlich wie in Bergisch Gladbach. Es mangelt vor allem auch an Grundstücken für Bauprojekte, auch für den sozialen Wohnungsbau“, sagt der Vorsitzende. Wenn sich daran kreisweit nichts ändert, sieht Müller für die Zukunft schwarz: „Das endet in einer Wohnungsnot.“

Schon jetzt seien Kostensteigerungen für Familien mit normalem Einkommen nicht mehr tragbar, erklärt Sylvia Schönenbröcher. „Viele geben schon 50 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus.“ Es sei fraglich, wie sich dieses Jahr die Nebenkosten entwickeln. Einen achtsamen Blick auf die Betriebskosten empfiehlt auch der Mieterverein allen Wohnungsmietern.

Der Mietspiegel ist für 3,50 Euro erhältlich beim Verein Haus und Grund Rhein-Berg, Paffrather Straße 28, (0 22 02) 93 62 60, und bei der Zweigstelle des Mietervereins, Hauptstraße 339, (0 22 02) 94 00 71.

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