HallensanierungWie es mit dem Sitzungskarneval in Kürten weitergeht

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Ausgelassene Stimmung in der Sülztalhalle von Kürten, wie hier beim Auftritt von Kasalla beim Hausfrauennachmittag der Dürscheder Mellsäck.

Ausgelassene Stimmung in der Sülztalhalle von Kürten, wie hier beim Auftritt von Kasalla beim Hausfrauennachmittag der Dürscheder Mellsäck.

Weil die große Sülztalhalle in Kürten saniert wird, finden die großen Sitzungen 2024 und 2025 an anderer Stelle statt.

 Für Stefan Utsch und Wilfried Fischer, die Präsidenten der Karnevalsfreunde Bechen und der Dürscheder Mellsäck in Kürten, steht ein Umzug bevor. Für ihre Gesellschaften ebenfalls: Im nächsten und auch im übernächsten Jahr finden die großen Karnevalssitzungen in der Mehrzweckhalle von Kürten-Bechen statt. Fünf Sitzungen sind insgesamt betroffen, zwei richten die Dürscheider Karnevalisten aus (Hausfrauennachmittag und Herrensitzung), drei die Bechener (zwei Hausfrauennachmittage plus die „Lustige Sülztalhalle“).

Weil ab diesem Frühjahr die traditionsreiche Sülztalhalle wegen Sanierung voraussichtlich zwei Jahre nicht zur Verfügung steht, müssen die Gesellschaften umplanen. „Wir haben uns mit der Gemeinde verständigt, dass wir die Mehrzweckhalle in Bechen nutzen“, berichtet Wilfried Fischer. Die letzte große Sitzung in der „alten“ Sülztalhalle wird damit am 1. Februar der „Hausfrauennachmittag“ der Karnevalsfreunde Bechen sein.

Statt 1250 feiernde Jecken passen allerdings in die Bechener Halle nur 500 hinein. „Das ist für beide Gesellschaften ein Balanceakt, wir müssen sehen“, sagt Fischer. Programme für Sitzungen seien teuer, so hätten die Gagen für die Künstler beim jüngsten „Hausfrauennachmittag“ 32 000 Euro betragen. Hinzu kämen Ausgaben für die Sitzungskapelle, für die Lüftungsanlage und die Hallenmiete.

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Kürten: Zelt aufzubauen ist unwirtschaftlich

Einige Zeit hätten die Gesellschaften überlegt, ein Veranstaltungszelt gemeinsam aufzubauen. „Zu teuer“, berichtet Fischer. „Dann wären 10.000 Euro nur für die Hallenmiete weg gewesen. Das wäre ein Fiasko geworden.“ Dazu komme die Erwartungshaltung der Besucherinnen und Besucher, dass alle Top-Gruppen des Kölner Karnevals auf der Bühne stehen. „Das sind ganz viele Dinge, die eine Rolle spielen“, sagt Fischer. In dieser Session seien die Hallen auch nicht ausverkauft gewesen, statt 1250 Frauen seien nur 750 in der Sülztalhalle gewesen.

Christian Pütz, Ehrenpräsident der Karnevalsfreunde Bechen, sieht den Umzug als „Chance“. „Wir haben die gleichen Topgruppen wie in der Sülztalhalle“, erklärt er. Die Bechener verändern ihr Sitzungsprogramm 2024 und 2025 deutlich: Zwei Hausfrauennachmittage sind geplant, zwei „Lustige Bechener Hallen“ und ganz neu die Sitzung der „leisen Töne“, unter anderem mit mehr Tanzgruppen.

Der Hallenplan sei von der Karnevalsfreunden deutlich verändert worden, sagt Pütz. Statt der üblichen 280 passten nun 490 Besucher in die Mehrzweckhalle. Den Besuchern solle in der kleineren Halle bewusst ein „super Programm“ geboten werden, um das Publikum  während der Umzugszeit zu halten. Da sei kein Unterschied zur Sitzung in der Sülztalhalle. „Wir wollen ja auch 2026, bei der Rückkehr in die Sülztalhalle, die Bude voll haben.“ Dafür gehe die Gesellschaft sogar ein gewissen finanzielles Risiko ein.

Dürscheid: Zug ohne Sitzungseinnahmen nicht möglich

Wäre die Hallensanierung in der Coronazeit gelungen, hätten alles bestes gepasst, hadert Mellsäck-Prüsident Fischer mit den Abläufen. Mit den Eintrittsgeldern alleine seien die Sitzungen für seine Gesellschaft auch nicht mehr zu stemmen, nur mit einer Gesamtanstrengung des Vereins sei dies möglich. Auch Spenden, Haussammlung und Sponsorengelder seien wichtig. In dieser Session koste der Eintritt 36 Euro für die Damen- und 38 Euro für die Herrensitzung, eventuell werde dieser leicht erhöht werden müssen.

Was die Karnevalisten in Bechen und Dürscheid umtreibt, ist auch die Finanzierung ihrer Karnevalszüge. Ohne die Einnahmen aus den Sitzungen wären der „Zoch“ in Dürscheid nicht möglich, sagt Fischer. Nun würden die Einnahmen geringer sein, was sich auf den Rosenmontagszug auswirke.

Auch Umzüge in Kürten sind teuer

„Wir wollen unbedingt daran festhalten“, sagt Fischer. „Wenn Zehntausend in Dürscheid an der Straße stehen, ist das begeisternd.“ Aber der Karnevalszug koste auch etwa 30 000 Euro. Die Karnevalskapellen müssten bezahlt werden, die Kamelle für die Zugteilnehmer, die Hallenmieten für die großen Festwagen, sechs allein für die Mellsäck. „Die Sülztalhalle ist unser Wohnzimmer gewesen“, sagt Fischer. Am neuen Ort müssten die Abläufe neu eingerichtet werden, alles sei anders. „Zum Glück verstehen wir uns mit den Karnevalsfreunden Bechen supergut“, sagt Fischer erleichtert. Dennoch sei alles anders als in den Vorjahren.

Und 2026, bei der Rückkehr in die sanierte Sülztalhalle, müsse auch geschaut werden. „Das ist für uns dann auch Neuland.“


Nach den Osterferien im April beginnt die Gemeinde mit der Grundsanierung der Sülztalhalle. Die Sporthalle stammt aus dem Jahr 1975 und ist mit einer veralteten Technik ausgestattet. Für 15 Millionen Euro wird die Sülztalhalle kernsaniert und als eine moderne Versammlungsstätte sowie Dreifach-Sporthalle gebaut. Die Gymnastikhalle, die bis vor etwa 20 Jahren als Hallenbad am Schulzentrum genutzt wurde, wird abgebrochen und neuerrichtet. Auch die „Hausmeisterwohnungen“ an der Sülztalhalle werden abgebrochen. Im Sommer 2025 soll die Sanierung fertig sein. Ob die Gemeinde anschließend die Schulgebäude saniert, entscheidet die Politik in einer sogenannten „Haltepunkt“-Phase zwischen April und Juni 2024. Das Gesamtprojekt könnte bis zu 80 Millionen Euro kosten.

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