„Stunde des Wintervogels“Im Rhein-Erft-Kreis werden jetzt wieder Vögel gezählt

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Eine Einweisung gab Vogel-Experte Benedikt Hillebrandt den Vogelfreunden bei einer kleinen Exkursion.

Eine Einweisung gab Vogel-Experte Benedikt Hillebrandt den Vogelfreunden bei einer kleinen Exkursion.

Erftstadt-Friesheim – „Ich habe bereits vier Kohlmeisen auf einen Schlag entdeckt“, berichtete Benedikt Hillebrandt, vogelkundlicher Berater des Nabu, nach dem ersten Blick durch sein Fernglas. Am Dreikönigstag startete die „Stunde des Wintervogels“, die nach Nabu-Angaben bundesweit größte wissenschaftliche Mitmachaktion. Der Umweltverband ruft Naturfreunde auf, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden. Damit die Beobachter sie auch richtig bestimmen können, hatten die Vogelkundler zu einem kleinen Seminar ins Umweltzentrum Friesheimer Busch eingeladen.

Geduldig und mit jeder Menge Fachwissen beantwortete Hillebrandt den interessierten Vogelfreunden alle Fragen rund um die heimische Vogelwelt. „Ich habe die Coronazeit genutzt, um mir einiges an Vogelwissen anzueignen“, gab Teilnehmer Simon Herrmann an. Die Nabu-App fürs Mobiltelefon und Fachliteratur seien dabei sehr hilfreich gewesen.

Schnell entdeckten die Naturfreunde beim Blick durch ihre Ferngläser und Fernrohre, bei deren Umgang Stefanie Taube und Marion Jung vom Nabu behilflich waren, die unterschiedlichsten Tiere an den dafür angelegten Futterstellen auf dem Gelände.

Rhein-Erft-Kreis: Viele Singvögel heimisch

Kohlmeisen, Amseln, Feldsperlinge und Finken umschwärmten die Futterstellen, bevor Hillebrandt einen Kleiber am Kirschbaum entdeckte. „Das typische Merkmal des Kleibers ist, dass er den Stamm rauf und runter läuft, um Insekten aus der Rinde zu picken. Der Name rührt daher, dass er in Baumhöhlen brütet und diese zuklebt, also zukleibt“, wusste der Fachmann zu berichten.

Im Rhein-Erft-Kreis seien viele klassische Singvögel heimisch, so der Experte. Hin und wieder sei sogar ein Bienenfresser gesichtet worden, und im Sümpfungswasser könne man mit viel Geduld einen Eisvogel entdecken. „Kiebitze und Feldlerchen sind seltener geworden“, bedauert Hillebrandt. „Der Bestand der Agrarvögel hat extrem abgenommen.“

Doch wie kann man die gefiederten Freunde im eigenen Garten anlocken? Meisenknödel sollten aus Umweltschutzgründen nicht im Plastiknetz angeboten werden, rät der Nabu. Es gibt Alternativen im Pappring oder entsprechende Knödelhalter, aber auch das klassische Vogelhäuschen mit einer Auswahl an Körnern und Samen erfüllt seinen Zweck. Sperber und Falken kommen nach Experten-Beobachtungen immer öfter bis in die Wohngebiete und vertreiben die Singvögel, Mäusebussarde hingegen seien keine große Gefahr, denn sie ließen sich eher nicht auf die aktive Jagd ein.

Doch warum haben sich die Vogelfreunde bei eisigen Temperaturen in Friesheim versammelt? Ziel der Aktion sei es, Menschen für die Natur zu sensibilisieren und auch regional ein möglichst genaues Bild von der Vogelwelt in den Städten und Dörfern zu erhalten. Dabei gehe es darum, Häufigkeiten und Trends von Populationen zu ermitteln.

Rhein-Erft: Vögel im eigenen Garten melden

Die Populationsdaten über mehrere Jahre werden miteinander verglichen. So werden neue Kenntnisse zur Entwicklung einzelner Vogelarten sowie zu regionalen Unterschieden gewonnen. Anders als bei der „Stunde der Gartenvögel“ im Frühjahr lassen sich jetzt auch Erkenntnisse über Gäste gewinnen, die aus kälteren Regionen zu uns kommen.

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Auf der Internetseite des Nabu kann man den Bestand der Tiere im eigenen Garten melden. Hobby-Ornithologen können ihre Ergebnisse ganzjährig auf dem Internetportal Ornitho melden. Alles darf gezählt werden, aber bitte keine „Spaßvögel“, denn falsche Ergebnisse verfälschen die Statistik.

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