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„Es tut schon ein bisschen weh"Haus Breuer in Bedburg schließt nach 55 Jahren

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Nach 65 Jahren schließen Toni und Marie-Luise Breuer (r.) mit Germi Brunner das Haus Breuer.

Nach 65 Jahren schließen Toni und Marie-Luise Breuer (r.) mit Germi Brunner das Haus Breuer.

Bedburg-Kaster – Zum letzten Mal bindet Toni Breuer seine Kochschürze um und setzt Pfannen und Kessel auf den Herd. Nach 55 Jahren wird im Haus Breuer jetzt der Bierhahn endgültig hochgedreht.

„Vier Jahre lang haben wir erfolglos nach einem Nachfolger gesucht“, sagt Breuers Frau Marie-Luise. Beide sind inzwischen über 70, Toni Breuers Schwester Germi Brunner, die von Anfang an im Service mitgeholfen hat, ist 74 Jahre alt. „Irgendwann muss Schluss sein. Alles hat seine Zeit“, sagt der Koch und Gastronom.

Haus Breuer: Vater betrieb Gaststätte in Bedburg

1965 hat sein Vater Winand Breuer, der in Harff die Bahnhofsgaststätte betrieb, das Restaurant an der St.-Rochus-Straße, Ecke Graf-Wilhelm-Straße, gebaut. An der Hauptachse im neuen Kaster habe das Haus, wie Breuer erzählt, neben Sparkasse und Konsum zu den ersten Häusern gehört. Wie sein Vater ist Toni Breuer gelernter Koch. Zuerst absolvierte er jedoch eine Elektrikerlehre, bevor er es sich doch noch anders überlegte und in den väterlichen Betrieb einsteigen wollte. In Brühl ließ er sich zum Koch ausbilden. 1973 übernahm er den Betrieb in Kaster, nachdem der Vater überraschend gestorben war.

1976 wurde die Kegelbahn eingebaut. 1977 heirateten der Harffer und die Königshovenerin, 1983 wurde der Saal auf 100 Plätze erweitert und 1990 der lauschige Biergarten eingerichtet. Im Haus Breuer, Stammlokal des Tambourcorps und einiger Schützenzüge, waren bis zu zehn Mitarbeiter beschäftigt. „Am Sonntag gingen bis zu 100 Essen raus“, erzählt Breuer. „Wenn ich im Großmarkt einkaufen musste, war ich von 4 bis 22 Uhr auf den Beinen.“

Bauunternehmer aus Grevenbroich übernimmt Gebäude

Gutbürgerlich konnte man im Haus Breuer essen und in Ruhe, denn einen Thekenbetrieb gab es nicht. Die unterschiedlich großen Sälchen wurden gern für Familienfeiern genutzt.

Jetzt wird Toni Breuers Wecker nicht mehr so früh klingeln. Die Küche bleibt kalt, die Tür von Restaurant und Hotel geschlossen. Das Gebäude haben die Breuers an einen Grevenbroicher Bauunternehmer verkauft, ihre Wohnung behalten sie aber. Das übrige Haus wird in Mietwohnraum umgewandelt.

Ein neuer Lebensabschnitt für die Breuers

„Es tut schon ein bisschen weh, das sagen auch die vielen Stammgäste“, sagt Germi Brunner. Schließlich gehörten inzwischen Kinder- und Enkelgenerationen zu den treuen Stammkunden. „Die vielen Kontakte mit Menschen werde ich schon vermissen“, räumt Marie-Luise Breuer ein. „Jetzt fängt ein neuer Lebensabschnitt an“, sagt Toni Breuer gelassen.

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Das Paar will nun erst einmal für drei Wochen in Urlaub fahren, sich dann Fahrräder anschaffen und die Naherholungsgebiete rund um Kaster nutzen. „Langeweile werde ich nicht kriegen“, ist Breuer sich sicher. „Wir hatten ja in den vergangenen 16 Monaten genug Zeit, zu üben, wie das Leben ohne das Restaurant aussehen könnte“, sagt Marie-Luise Breuer.

Die gepflegte Kücheneinrichtung und das solide Mobiliar wollen die Wirtsleute in Flutgebiete spenden „an Gastronomen-Kollegen, die alles verloren haben, damit sie es beim ihrem Neustart etwas leichter haben“, sagt Toni Breuer.

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