Nachbarin war beim Sex zu laut42-Jähriger geht in Bedburg mit Messer auf Mann los

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Der Angeklagte im Gerichtssaal

Bedburg – Er konnte es nicht ertragen, dass sich seine Mitbewohnerin in der Nacht mit einem Mann vergnügte. Offenbar in Rage über die lauten Sex-Geräusche griff der Mann in der Flüchtlingsunterkunft in der Barbarastraße in Bedburg zu einem Messer. Was dann folgte, wird seit Dienstag vor einer Schwurgerichtskammer des Kölner Landgerichts aufgearbeitet.

Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft dem 42-jährigem Angeklagten einen versuchten Mord aus Heimtücke vor. Demnach war der Tatverdächtige im vergangenen August in das nebenan gelegene Zimmer des Asylheims gestürmt. „Was machst du hier und warum bist du nackt?“, soll er den Besucher seiner Nachbarin angeschrien haben. Dann habe er diesem das T-Shirt weggezogen, mit dem der Mann sich notdürftig bedeckt hatte.

Aus der rechten Hosentasche habe der Angeklagte dann ein in ein Tuch gewickeltes Küchenmesser gezogen. Das völlig arglose Opfer habe sich auf der Couch befunden und keinerlei Möglichkeit zur Flucht gehabt. Dreimal habe der Angreifer laut Anklageschrift mit dem dann ausgewickelten Messer in Richtung des Mannes gestochen. Zwei Stiche wurden mit Händen und Füßen abgewehrt, einer traf den Geschädigten unterhalb der linken Brust.

Opfer flüchtete ins Badezimmer

Der Angriff stoppte, als die Freundin des Opfers aus dem Badezimmer kam. Sie habe ihren Mitbewohner angeschrien, daraufhin habe sich der Angegriffene ins Bad geflüchtet und die Tür abgeschlossen. Der Angeklagte habe jedoch nicht lockergelassen und laut gegen die Tür gepoltert. „Komm raus“, habe er gerufen. Der Verletzte stieß die Tür daraufhin heftig auf, wovon der Angeklagte überrascht gewesen sei. Diesen Moment habe das Pärchen zur Flucht genutzt.

Mit dem Messer sei der 42-Jährige den Flüchtenden dann noch hinterhergerannt, bis ihn schließlich zwei weitere Bewohner der Asylunterkunft im Treppenhaus gestoppt hätten.

Die Polizei nahm ihn fest, anschließend folgte Untersuchungshaft. Das Opfer wurde mit einer Verletzung im Bereich des Rippenbogens im Krankenhaus Bedburg behandelt. Dort verblieb der Mann drei Tage stationär.

„Das war ein schicksalhafter Tag, mein Mandant hatte viel zu viel getrunken“, sagte Verteidiger Mario Geuenich. Als der Angeklagte auf dem Balkon stand, habe er die Geräusche gehört und das Zimmer der Mitbewohnerin aufgesucht. „Er hat dann einen Zustand gesehen, den er nicht verarbeiten konnte“, sagte der Anwalt. Dann sei der nackte Mann mit einem Kissen auf seinen Mandanten losgegangen. Er habe befürchtet, erstickt zu werden, sich daher nur gewehrt.

Zu keinem Zeitpunkt habe der Angeklagte sein Gegenüber töten wollen. „Er wollte ihn lediglich verletzen, um ihn abzuwehren“, sagte Geuenich. „Es tut mir wirklich leid, ich bin da in Panik geraten“, sagte der Angeklagte, der zuvor von Träumen berichtet hatte, in denen er gewürgt werde. Das könne den Angriff ebenfalls bedingt haben, sagte der Verteidiger.

Es sind noch drei Verhandlungstage vorgesehen, ein Urteil ist bisher für Ende Februar eingeplant. Zu seiner Person hatte der Angeklagte ausgesagt, in seiner Heimat Aserbaidschan in der Landwirtschaft gearbeitet zu haben.

Seine Familie habe sich von ihm abgewendet, nachdem er im Jahr 2007 mit einer zweifachen Mutter zusammenkam, die sich von ihrem Ehemann getrennt hatte. Da der Ex-Mann ihnen ständig nachgestellt habe, sei man im März 2015 schließlich mit neuer Identität nach Deutschland eingereist und habe einen Asylantrag gestellt.

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