Terra-Nova-SpeedwayHochwasserschutz zwischen Glesch und Bedburg

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Hochwasserschutz

Wenn ein 100-jährliches Hochwasser droht, öffnen Ulrich Mulis und die Mitarbeiter vom Erftverband das Schütz am  Speedway Terra Nova bei Glesch, dann ergießt sich ein Teil der Erft in das Überflutungsgebiet.

Bedburg/Bergheim/Kerpen – Durchschnittlich einmal in hundert Jahren ist es soweit: Es regnet so lange und so stark, dass die Erft der Wassermassen nicht mehr Herrin wird. Etwa 32 Kubikmeter Wasser kann das Erftbett Richtung Rhein weiterleiten – pro Sekunde. Dann sind zwar Fahrradwege, Uferbereiche und Brückenunterführungen längst überströmt, aber Häuser und Menschen kommen noch nicht zu Schaden.

Zwischen Glesch und Bedburg-Blerichen wird der Terra-Nova-Speedway dann zu einem reißenden Fluss. Dort, wo sonst Spaziergänger, Radler und Skater zwischen Elsdorf und Bergheim ihre Freizeit genießen, ergießen sich dann Wassermassen in Richtung Peringser See. Der Speedway wird zum Hochwasserabfluss.

Hochwasser ohne Verschmutzung

Und obwohl die Wasserversorgung des Peringser Sees ebenfalls in einem kleinen Gerinne auf diesem Weg in die drei vorgeschalteten Bioteiche verläuft, soll das sedimentreiche Hochwasser nicht den See verschmutzen. Aus diesem Grund werden die Bioteiche mit einem Schieber vom Peringser See getrennt. Das Hochwasser breitet sich buchstäblich um den See herum aus, ohne sich mit dessen Wasser zu vermischen.

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Durch ein genau berechnetes System läuft das Wasser, der Schwerkraft folgend über Waldwege an Blerichen, Bedburg und Broich vorbei, passiert den Erftblick in der Nähe der Landstraße 361 n und kommt dann vor dem Abzweig nach Rath und Neurath wieder zum Erftbett. Rund 4,8 Kilometer lang ist dieses „Rückhaltebecken“, das man besser als Graben- und Muldensystem begreifen kann.

Zwischen Türnich und Horrem

Ähnlich liegt der Fall in Horrem. Auch zwischen Türnich und Horrem wird bei extremen Hochwassern nicht nur der Kerpener Bruch, also ein Waldstück, geflutet. Wenn es zu einem hundertjährlichen Hochwasser kommt, dann werden auch Zuläufe am Rande des Marienfeldes aufgemacht. Das Wasser ergießt sich bei steigenden Erftpegeln in speziell dafür vorgesehene Kanäle in Richtung Boisdorfer See.

Aber wie in Bedburg so wird auch zwischen Horrem und Türnicht gezielt verhindert, dass sich das schmutzige Hochwasser mit dem vorteich-gereinigten Seewasser vermischt. Wenn die Pegelstände der Erft nach einigen Tagen wieder sinken, öffnet man die Ablässe und die nicht versickerten Wasserreste fließen zurück ins Erftbett.

Im Buchholzer Tal

Das Grabensystem, dem die Bedburger es verdanken, dass sie bei Wolkenbrüchen keine nassen Füße bekommen, heißt Hochwasserrückhaltebecken Garsdorf. Es liegt im „Buchholzer Tal“, also etwa dort, wo vor Jahrzehnten noch der Ort Buchholz stand, der dem Kohleabbau weichen musste.

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„Hätten wir Mödrath und Garsdorf nicht, sähe es für Bedburg und Bergheim schlimm aus“, sagt Dr. Christian Gattke vom Erftverband. Jede der beiden Anlagen könne 1,7 Millionen Millionen Kubikmeter Wasser zwischenspeichern. Gekostet haben die beiden Bauwerke, die nach dem Ende des Tagebaus in die Landschaft modelliert wurden, je sieben Millionen Euro. Davon übernahm das Land laut Erftverband 65 Prozent.

Der Hochwasserschutz ist langfristig ausgelegt. Ulrich Muris vom Erftverband sagt: „Zurzeit ist das Grundwasser noch 100 Meter unter der Erde. Doch es steigt. Bald werden es nur noch ein paar Meter sein. Dann versickert kaum noch etwas. Auch dann muss der Hochwasserschutz greifen.“

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