Ex-Mann nennt sie „Monster“Nachbarn und Angehörige sagen im Fall Alina aus

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Die angeklagte Bergheimerin vor dem Landgericht in Köln

Bergheim/ Köln – Im Prozess wegen versuchten Mordes gegen Monika S. (23, alle Namen geändert) sagten am vierten Verhandlungstag Nachbarn, Angehörige und Bekannte vor dem Landgericht aus. Die dreifache Mutter sitzt wegen versuchten Mordes durch Unterlassen gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten auf der Anklagebank, weil sie ihre fünfjährige Tochter Alina fast verhungern ließ.

„Sie ist ein Monster“, sagte ihr Ex-Mann und Vater des gemeinsamen Sohnes Tom. Monika S. und ihr Ex-Mann hatten sich 2014 über ein Datingportal kennengelernt. Er lud Monika S., die damals mit Alina schwanger war, ins Kino ein. Danach zog sie zu ihm.

Kevin S. war bei der Geburt von Alina dabei, und als Mutter und Kind nach Hause kamen, habe seine Mutter die kleine Familie nach Kräften, auch finanziell, unterstützt, sagte er vor Gericht. Er habe nicht verstanden, warum sie keine Bindung zu Alina habe aufbauen können. Als er sie darauf ansprach, habe sie geantwortet, Alina sei ein Unfall gewesen, aus einer unglücklichen Beziehung. „Sie hat diese negativen Erfahrungen auf das Kind projiziert.“

Unterstützung eingefordert

Immer wieder habe er seine Stelle wechseln müssen, weil seine Frau Unterstützung einforderte. „Ich sollte immer wieder Urlaub nehmen, mich um das Kind kümmern, aber das macht kein Arbeitgeber lange mit.“ Doch später sei er zu der Überzeugung gelangt: „Das war keine Überforderung, das war schlichtes Desinteresse.“ Keine drei Wochen nach der Entbindung war Monika S. erneut schwanger. „Dieses Kind hat sie gewollt, mit dem Jungen ging sie von Anfang an ganz anders um.“ Als der Kleine auf die Welt kam, sei Alina endgültig abgemeldet gewesen.

Das Verhalten gegenüber Alina habe er immer wieder thematisiert. „Aber wenn ich sie darauf ansprach, sie blockte alles ab.“ Wenn er nachmittags von der Arbeit nach Hause kam, habe Alina in ihrem Gitterbett gelegen und lautstark nach ihm verlangt. Oft habe er erst einmal ihre Windeln gewechselt. „Sie war ganz wund.“ Irgendwann habe er festgestellt, dass seine Frau Drogen nahm. „Koks und Marihuana.“ Die Beziehung zerbrach 2018, er aus der gemeinsamen Wohnung in Bergheim auszog.

Übler Geruch aus der Wohnung

Von lautstarken Streitigkeiten sowohl mit dem Ex-Mann als auch dem aktuellen Lebensgefährten berichteten auch mehrere Nachbarinnen, die Tür an Tür mit Monika S. in dem Sechsparteienhaus wohnten. Monika S. habe „einfach so in den Tag gelebt, auf der Couch gelegen und die Kinder vor den Fernseher gesetzt“. In der Wohnung sei übler Geruch aufgefallen. „Es roch abwechselnd nach Urin, verdorbenem Essen, Cannabis.“ Die Nachbarinnen meinten, Monika S. sei unzufrieden mit ihrem Leben gewesen. Man habe das Gefühl gehabt, Alina sei für die Mutter „wie ein Stofftier, das man in die Ecke legt und einfach nur da ist“.

Eine andere Nachbarin schilderte eine Situation, als der kleine Junge sich offensichtlich aus der elterlichen Wohnung ausgesperrt und bei ihr an der Wohnungstür geklingelt habe. Die Nachbarin alarmierte die Polizei, denn es machte ihr niemand auf, als sie bei Monika S. geklingelt habe. Eine halbe Stunde später habe der Lebensgefährte das Kind dann abgeholt. „Angeblich war man nur Zigaretten holen.“

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Die Nachbarinnen befürchteten Schlimmes, zumal sie Alina in den letzten Monaten überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen hätten. „Hoffentlich kommt da kein Leichenwagen“, hatte die eine noch gedacht, ihr Gewissen damit aber beruhigt, dass ja das Jugendamt „in der Familie drin“ sei.

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