Aus für BoAplusRWE hat keinen Platz mehr für neue Braunkohle-Kraftwerke

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RWe-Werk

Strommasten stehen vor dem Braunkohlekraftwerk des Energie-Konzerns RWE in Bergheim-Niederaußem. (Archivfoto)

Bergheim-Niederaußem – Der Energiekonzern RWE hat die Planungen zum Bau des neuen Braunkohlekraftwerks BoAplus am Standort Niederaußem eingestellt. Dies gab das Unternehmen am Freitag bekannt. „Das Vorhaben war eine Option, um bestehende Kraftwerke durch eine neue Anlage mit höheren Wirkungsgraden zu ersetzen. Seine Realisierung stand ohnehin unter dem Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit, die in den vergangenen Jahren nicht gegeben war“, erklärte RWE.

Der künftige Fokus des Unternehmens liege auf der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. „Wir treiben die Energiewende konsequent voran. Neue Kohlekraftwerke haben in unserer Zukunftsstrategie keinen Platz mehr“, sagte Rolf Martin Schmitz, Vorstandsvorsitzender der RWE AG. 

Grüne fordern Bekenntnis

„Das Aus für BoAplus in Niederaußem war überfällig. Mit der heutigen Ankündigung ist das Ende der Kohleverstromung im rheinischen Revier wieder ein Stück näher gekommen“, sagte Wibke Brems, Sprecherin für Energie und Klimaschutz der Grünen-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Nun müsse sich das Unternehmen „schnell zum Erhalt des Hambacher Waldes bekennen “. Auch der Landrat des Rhein-Erft-Kreises, Michael Kreuzberg (CDU), begrüßte die Entscheidung von RWE: „Im Sinne des Strukturwandels und der Neuausrichtung von RWE freue ich mich, dass nun auch offiziell Klarheit herrscht, dass von weiteren Ausbauplänen Abstand genommen worden ist. Das gibt Planungssicherheit für die Mitarbeiter von RWE und für die Region.“

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RWE Power hatte 2012 mit den Planungen zum Bau von BoAplus begonnen. Die geplante Leistung lag bei 1100 Megawatt. Ziel war es, mit dem neuen modernen Kraftwerk ältere Kraftwerksblöcke mit einer Leistung von insgesamt 1200 Megawatt zu ersetzen. Der Essener Energiekonzern trieb das Projekt jedoch nur schleppend voran, weil weder die politischen noch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb des Kraftwerks gegeben waren. Zu niedrig waren die Strompreise, um das Werk profitabel laufen zu lassen, zu unsicher die Zukunft der Braunkohle – erst recht , nachdem die Kohlekommission zu Beginn dieses Jahres einen Fahrplan für den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis 2038 entworfen hatte.

Niederlage vor Gericht 

Im November des vergangenen Jahres hatte zudem das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster einen Bebauungsplan der Stadt Bergheim – Grundlage für den Bau des Kraftwerks – für unwirksam erklärt. Ein RWE-Sprecher stufte die Realisierungschancen von BoAplus bereits zu diesem Zeitpunkt als „sehr gering“ ein. 

Das starke Engagement von RWE bei der Verstromung von Braunkohle war in den vergangenen Jahren von Umweltschützern immer wieder kritisiert worden. Schmitz betonte, RWE sei überzeugt, dass bestehende Kohlekraftwerke noch als Backup-Kapazität benötigt werden, auch wenn ihr Anteil immer weiter zurückgehen werde. Für neue Kraftwerke wolle das Unternehmen aber auf erneuerbare Energien, Speichertechnologien und CO2-arme Technologien wie etwa Gasanlagen setzen. (mit rj/dpa) 

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