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Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler im Interview„Im Schlosspark tanke ich Kraft“

Lesezeit 6 Minuten
Volker Mießeler, Bürgermeister von Bergheim.

Volker Mießeler, Bürgermeister von Bergheim.

Bergheim – In unserer neuen zehnteiligen Serie sagen uns die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, warum ihre Stadt die schönste im Rhein-Erft-Kreis ist, warum sich ein Besuch ihrer Lieblingsplätze lohnt, ob die Nähe zu Köln Fluch oder Segen ist, und was sie an ihrer Stadt ärgert.

Herr Mießeler, wie würden Sie jemandem Bergheim beschreiben, der noch nie hiergewesen ist?

Mießeler: Bergheim ist zentral gelegen, vielseitig, modern und naturnah. Wir liegen im Herzen des rheinischen Reviers, sind vielseitig, weil wir dank unserer Infrastruktur einer Kreisstadt Menschen in jeder Lebenslage Hilfe und Unterstützung bieten. Modern – da nenne ich unsere Fußgängerzone mit dem Charme der 70er- und 80er-Jahre als Beispiel: Wir investieren mehr als 20 Millionen Euro, um sie zu erneuern. Dazu gehört unter anderem, dass wir die kleine Erft sichtbar machen, um den Menschen den Zugang zum Wasser zu ermöglichen. Denn wer kann schon von sich behaupten, dass ein Fluss mitten durch den Ort fließt? Naturnah, weil wir viele schöne Naherholungsgebiete haben.

Warum ist Bergheim die schönste Stadt im Kreis?

Es ist die Mischung aus städtischem, leicht urbanem Flair und die Nähe zur Natur, zum Beispiel unsere Flächen im ehemaligen Tagebau. Wir haben Kleinode, wie viele kleine Seen, die selbst Bergheimer nicht kennen. Und natürlich haben wir das Schloss Paffendorf und seinen Park, das wunderschöne Aachener Tor am Ende unserer 800 Meter langen Fußgängerzone, und wir haben 15 Stadtteile, von denen jeder seine eigene Identität hat. Die Ortsbürgermeister setzen sich gemeinsam mit den Menschen vor Ort dafür ein, ihren Stadtteil weiter zu verschönern und nach vorne zu bringen.

Was ist Ihr Lieblingsort in Bergheim?

Ich habe einige Orte, ich möchte daher mindestens zwei nennen: Im Park von Schloss Paffendorf gibt es einen riesengroßen Baum, eine Platane, die aussieht wie ein Mammutbaum – er steht für Kraft, Stärke und Energie. Ich kann dort Kraft tanken. Und jedes Mal entdecke ich neue Strukturen in diesem Baum. Der andere Ort ist hoch oben auf dem Windrad auf der Fischbachhöhe – auch wenn ich dort erst ein einziges Mal gewesen bin. Ich mag es, von so weit oben auf Bergheim zu schauen.

Und welcher ist Ihr Lieblingsort im Kreis?

Das ist der Schlosspark in Brühl, denn er hat mit einer Kindheitserinnerung zu tun. Meine Mutter stammt aus Brühl, meine Oma hat da gewohnt. In den Ferien haben wir jeden Tag im Schlosspark verbracht. Auch den Maronenbaum am Schloss Falkenlust mag ich als Platz sehr, jedenfalls die Maronen, die wir dort gesammelt haben.

Bringt die Nähe zu Köln mehr Fluch oder Segen mit sich?

Mittlerweile ist es ganz klar ein Vorteil. Auch der Umgang miteinander wird immer kooperativer, wir haben zum Beispiel ein Stadt-Umland-Projekt, bei dem wir mit Köln den Hut auf haben. Zudem profitieren wir davon, dass Köln kaum noch bezahlbaren Wohnraum hat und sich die Menschen im Umland – so auch in Bergheim – niederlassen. Und wer fährt nicht auch mal gerne nach Köln, da ist es doch von Vorteil, nah dran zu sein.

Was tun Sie gegen die explodierenden Immobilienpreise?

Eine Zeit lang galten die Preise im nördlichen Teil des Kreises als noch erschwinglich. Aber das ist längst nicht mehr so und hat natürlich etwas mit Angebot und Nachfrage zu tun – wobei es nicht gerade hilfreich ist, wenn ein Bundesförderprogramm, um energieeffizient zu bauen, mal eben gestrichen wird. Wir möchten bezahlbaren Wohnraum schaffen und prüfen, ob wir das durch eine städtische Wohnungsbaugenossenschaft hinbekommen, in die wir unsere Grundstücke einbringen, damit Wohnungen zu einem bezahlbaren Preis von zum Beispiel rund acht Euro pro Quadratmeter vermietet werden. Dieses Angebot müssen wir schaffen, denn das sind unsere Fachkräfte, unsere Mitarbeiter in der Verwaltung, Erzieher oder Polizisten, die gerne dort hinziehen werden. Aber auch ein Wachstum um jeden Preis wäre bedenklich. Bis zu 70.000 Einwohner verkraften wir problemlos; mehr wäre nicht gut für unsere zum Teil auch noch dörfliche Struktur.

Zur Person

Geboren: 14. Juni 1966 in Mechernich, aufgewachsen in Nettersheim

Privat: In einer festen Beziehung, drei Kinder

Beruflicher Werdegang: Er studierte Betriebswirtschaftslehre und Verwaltungswirtschaft . Seit 1993 ist er als Kommunalbeamter für die Stadt Bergheim tätig.

Politik: Seit 2012 CDU-Mitglied, seit 2017 Bürgermeister als Nachfolger von Maria Pfordt

Was ist die größte Herausforderung für Bergheim und den Kreis bis 2032?

Der Strukturwandel. Ich sage, dass darin eine riesengroße Chance für uns liegt. Wichtig ist mir bei einem solchen Blick voraus, dass die anderen Themen parallel weiter mit vorangetrieben werden: Die Entwicklung unserer Innenstadt hatte ich ja schon erwähnt. Dazu gehört auch die Grüne Lunge, die direkt daran angrenzt, all dies müssen und werden wir angehen. Die Menschen warten darauf, dass sich etwas tut. Das hat auch etwas mit Image und Stadtmarketing zu tun. Bei aller Bereitschaft, bei vielen Themen unsere Nachbarn und den gesamten Kreis im Blick zu haben: Bei dem Aspekt habe ich vornehmlich unsere Bergheimer Bürgerinnen und Bürger in Blick.

Was fehlt Ihnen in Bergheim – was wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir, dass der lange versprochene S-Bahn-Anschluss nach Köln kommt. Eigentlich sollte er schon seit drei Jahren in Betrieb sein, wenn ich an Aussagen von vor zehn Jahren zurückdenke. Außerdem wünsche ich mir den Stadtbahnlinien-Schienenverkehr, der gerade positiv diskutiert wird. Das hätte zur Folge, dass man von Niederaußen direkt in die Kölner Innenstadt fahren könnte. Wenn ich mir die RB 38 anschaue, auf die vor allem Pendler angewiesen sind: Die ist in den vergangenen Jahren häufiger ausgefallen, als sie gefahren ist. Das geht deutlich besser! Zudem brauchen wir Umgehungsstraßen, um den Verkehr aus den Zentren herauszuhalten, zum Beispiel die L 361n. Sie ist seit Jahrzehnten in der Pipeline und muss endlich angegangen werden.

Was ärgert Sie in Bergheim oder an Bergheim?

Was mich wirklich auf die Palme bringt und wütend macht, ist jede Art von Vandalismus – das ist allerdings nicht nur bei uns so. Das haben wir gerade im letzten Jahr durch Brandstiftungen erlebt. Es wurde eine Schule angezündet. Dabei ist ein Millionenschaden entstanden, und mit der Sanierung sind wir immer noch beschäftigt. Aufregen kann ich mich auch über den Müll auf den Straßen und in den Grünanlagen und wenn man nicht respektvoll miteinander kommuniziert.

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Was möchten Sie in Ihrer Amtszeit noch erreichen?

Es sind die schon genannten Punkte wie das Vorantreiben und Begleiten des Strukturwandels. Außerdem die Belebung der Bergheimer Innenstadt und die positive Entwicklung unserer Stadtteile. Wenn dann die Leute sagen „Wir sind stolz, Bergheimer zu sein und leben auch gerne hier“, dann habe ich in meiner Amtszeit viel erreicht. Das würde ich mir wünschen. Aber möglicherweise bleibt mir ja noch eine zweite. Ich jedenfalls sage, wenn ich in Köln gefragt werde, woher ich komme, aus voller Überzeugung, ich bin Bergheimer.

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