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Brand des Aachener Tors und mehr Erinnerungen125 Jahre Feuerwehr Bergheim

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Die Löschgruppe Kenten, der neben der 1955 geweihten neuen St.-Hubertus-Kirche (l.) untergebracht war, war 1956 schon gut motorisiert.

Bergheim – „Der Rote Hahn auf dem Aachener Tor“, so titelte die Rundschau am Dienstag, 20. Februar 1956. Ein Feuer war tags zuvor kurz nach Mittag im Dachgeschoss des Wahrzeichens ausgebrochen. Im selben Jahr feierte die Freiwillige Feuerwehr Bergheimer ihr 60-jähriges Bestehen. Jetzt wollte die Einheit ihr 125-Jähriges feiern. Doch daraus wird wegen Corona nun nichts. Pünktlich zum heutigen Florianstag, dem Patronatstag der Brandschützer, konnte jedoch die restaurierte Fahne präsentiert werden.

1896 gab es offenbar Querelen zwischen den amtlich verpflichteten Feuerwehrleuten im Dorf und denen im Städtchen. Viele drückten sich vor den Einsätzen. Zudem stand die Handspritze unterhalb der Remigiuskirche, die Schläuche lagerten im Aachener Tor. So erinnerte sich 1956 Arnold Kippels als ältestes Mitglied der Ehrenabteilung in der Chronik. In der Zeitung berichtete Theodor Commer im selben Jahr über die Anfänge der Freiwilligen Feuerwehr, die sein Vater, Bürgermeister Josef Commer, „aus Verzweiflung“ initiiert hatte. Ältere Unterlagen sind vermutlich im Krieg verbrannt.

Aus dem Verzweiflungsakt wurde eine regionale Vorbild-Einheit. 21 Gründerväter standen Commer damals zur Seite, darunter Dachdecker Over, Buchbinder Rennefeld, die Dachdecker Bondü, Kaufmann Creutz, Metzger Mentgen, Wirt Rößler und Küster und Organist Heinrich Koch. Der hat gleich den halben Kirchenchor aus dem Dörp mit in die Gründungsmannschaft gebracht. Die andere Hälfte konnte aus dem von Amtsrentmeister Heinrich Kopp geführten Junggesellenverein Unitas aus dem Städtchen rekrutiert werden.

1899 bildeten 88 Aktive die Wehr. 1920 wurde am Schützenplatz (heute Polizei) ein Schlauchturm und eine Baracke errichtet. Bis 1917 die erste Motorspritze eingesetzt werden konnte, waren Eimerketten die gängige Löschmethode. Seit den 40er-Jahren gehören auch Frauen zur Wehr.

Brand des Aachener Tors

Der Brand des Aachener Tors war wohl der meistbeachtete Löscheinsatz in der Geschichte. Von den Nachbarhäusern aus musste das Feuer bekämpft werden, weil die vorhandenen Leitern zu kurz waren. Erschwert wurden die Arbeiten weiter, weil ob des strengen Winters die Hydranten zugefroren waren.

Erst 1963 gab es, zusammen mit dem Spritzenhaus-Neubau am Stadion, eine Drehleiter und zwei Jahre später ein Tanklöschfahrzeug. Pfarrer Maximilian Osmainski, selbst Brandmeister, initiierte 1969 die Gründung einer Jugendabteilung. 1974 fusionierten die Bergheimer mit den Kentenern und zogen an die Zeppelinstraße. Um im Bergheimerdorf schneller zur Stelle zu sein, wurde an der Waldstraße ein Mannschaftswagen, genannt Dörfli, stationiert. Die Dependance wurde vor einigen Jahren aufgegeben.

Bergheim: Rund 100 Einsätze im Jahr

Die neue Hauptamtliche Wache zog Anfang des Jahrtausends an der Zeppelinstraße mit ein (und 2007 wieder gen Kölner Straße aus). Damit sank die Einsatzzahl der Freiwilligen Wehr deutlich. Heute stehen unter Löschzugführer Mark Giesen und seinen Vertretern Frank Ruland und Ralf Janßen 52 Kameradinnen und Kameraden bereit für rund 100 Einsätze pro Jahr. Jedoch längst nicht mehr rund um die Uhr. „Keiner von uns arbeitet in Bergheim. Und es ist schwieriger geworden, vom Arbeitgeber freigestellt zu werden für einen Einsatz“, sagt Ruland. Die Jugendabteilung zählt 17 Mädchen und Jungen.

An der Zeppelinstraße blühte auch das gesellschaftliche Leben auf. Es gab eine Karnevalsabteilung, die auch 1996 das Dreigestirn stellte, es wurden Tage der Offenen Tür angeboten, die jahrelang zu den beliebten Oktoberfesten ausgebaut waren. Mehrfach fuhr die Einheit in die USA zu Feuerwehrtreffen, es gibt Touren, Feste, überregionale Treppenläufe und eine Partnerschaft mit der Wehr in Bergheim/Elsass. So bald wie möglich soll es wieder einen Treppenlauf, diesmal im Quadrather-Ichendorfer Hochhaus, geben. Gesellige Treffen ruhen seit mehr als einem Jahr, und auch Übungen sind ausgesetzt. „Es ist auch für uns eine schwere Zeit. Die Praxis leidet, und die Kameradschaft auch“, sagt Giesen.

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Als kleines Trostpflaster konnte jetzt die restaurierte Fahne der Floriansjünger, um deren Alter und Entstehungsgeschichte niemand genau weiß, wieder im Schulungsraum aufgehängt werden.

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