VerhandlungEhemann soll Frau gezielt ins Auge gestochen haben

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Der 31-Jährige soll seiner Frau gezielt ins rechte Auge gestochen haben.

Der 31-Jährige soll seiner Frau gezielt ins rechte Auge gestochen haben.

Bergheim – Nach einem brutalen Messerangriff hat sie ihr Augenlicht auf der rechten Seite verloren, ihr Ehemann soll versucht haben, sie zu töten. Am Montag sagte die zweifache Mutter als Zeugin im Prozess vor dem Landgericht Köln aus. Als der 31-jährige Angeklagte den Gerichtssaal betrat, hielt sich die Frau einen Schreibblock vors Gesicht und weinte.

Der Vorsitzende Richter erklärte zu Beginn des zweiten Verhandlungstages, dass die Strafkammer auch eine Verurteilung wegen versuchten Mordes aus niederen Beweggründen für möglich halte. Die Staatsanwaltschaft hatte in der Anklage lediglich von versuchtem Totschlag gesprochen.

Paar bekam zwei Kinder

Die Zeugin berichtete, sie habe den Angeklagten vor acht Jahren in Syrien kennengelernt. Sie habe ihn, ihren Cousin, im April 2014 geheiratet. Er sei als Regimegegner in der Heimat in Haft gewesen, sei gefoltert worden. Daher sei er mit ihr ausgewandert, über den Umweg Türkei zunächst in Norwegen gelandet. Das Paar bekam zwei Kinder. Der Mann habe nach Deutschland ziehen wollen, zu seinen Schwestern, die in Bergheim lebten.

Im Sommer vergangenen Jahres kam die Familie in einer Flüchtlingsunterkunft in Euskirchen unter. „Ich wollte zurück nach Norwegen, aber er hat mir meinen Reisepass abgenommen“, berichtete die Zeugin. Dann sei es zum Streit gekommen, da sich die Frau in dem Asylheim mit einem Mitarbeiter des Roten Kreuzes angefreundet hatte. „Wir hatten keine Liebesbeziehung“, sagte sie. Der Angeklagte schlug die Hände vors Gesicht, er machte im Gericht Gesten, seine Frau solle den Mund halten. Der Streit um den fremden Mann sei letztlich eskaliert. Der Ehemann soll seiner Frau gedroht haben, sie vom Balkon zu werfen oder ihr das Gesicht mit Säure zu verätzen.

Von Scheidung gesprochen

Am Tattag im Dezember 2017 soll er sie gezwungen haben, mit zur Wohnung einer Schwester nach Quadrath-Ichendorf zu kommen. Zuvor habe er von Scheidung gesprochen. In Bergheim habe sich die Situation zugespitzt. Als sie habe gehen wollen, habe ihr Mann zum Messer gegriffen.

Dann sei sie aus dem Haus gelaufen, habe auf der Straße eine Autofahrerin angesprochen. „Bitte hilf mir, mein Mann will mich töten“, habe sie gesagt. Sie sei eingestiegen. Als die Autofahrerin angefahren sei, sei plötzlich der Ehemann vor dem Auto aufgetaucht. „Er wollte mich aus dem Auto zerren, ich habe mich an die Fahrerin geklammert“, berichtete die Zeugin. Dann habe ihr Ehemann zugestochen. Die Frau erlitt Verletzungen am ganzen Körper, zuletzt habe der Beschuldigte, so heißt es in der Anklageschrift, gezielt ins rechte Auge seiner Ehefrau gestochen.

Es folgte eine Not-Operation

Die Autofahrerin habe sie in die Klinik gebracht, immer wieder gesagt, sie solle nicht einschlafen. Es folgte eine Not-Operation im Maria-Hilf-Krankenhaus, ihr rechtes Auge konnte trotz weiterer Operationen nicht gerettet werden. Elf Stiche zählten die Ärzte.

„Wie geht es Ihnen heute?“, fragte der Richter. Ihr Körper sei entstellt, sagte die Geschädigte, sie habe Schmerzen. Sie denke viel an das Geschehen, leide psychisch. Sie wolle sich therapeutische Hilfe holen. Mit ihren beiden Kindern wohne sie nun bei der Schwester des Ehemanns in Bergheim, das Verhältnis sei gut. „Ich kenne ja sonst keinen hier“, sagte sie. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Es sind noch mehrere Verhandlungstage vorgesehen.

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