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Besetzte HäuserManheimern platzt wegen Aktivisten der Kragen

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Ein besetztes Haus in Manheim-alt. Die neuen Bewohner glauben sich moralisch im Recht und betonen, gute Nachbarschaft pflegen zu wollen.

Ein besetztes Haus in Manheim-alt. Die neuen Bewohner glauben sich moralisch im Recht und betonen, gute Nachbarschaft pflegen zu wollen.

Kerpen-Manheim – „Verpisst euch aus Manheim“, rief einer der rund 200 Besucher den wenigen im Saal anwesenden Vertretern der Aktivistenszene rund um den Hambacher Forst zu. Er bekam dafür viel Beifall. Auch von einer Art „Bürgerwehr“ war bei der Sondersitzung die Rede, zu der der Bürgerbeirat Manheim ins Vereinszentrum nach Manheim-neu eingeladen hatte. Wenn die Polizei die Sache nicht in die Hand nehme, „können wir das auch selbst regeln“, hieß es. Einer sprach von einem „Pulverfass, das kurz vor der Explosion“ stehe.

Es ging um die aktuelle Situation in dem Umsiedlungsort am Tagebau Hambach, wo noch rund 80 alteingesessene Bewohner neben Kurzzeitmietern und von der Stadt eingewiesenen Sozialfällen leben.

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Seit mehreren Wochen findet am Rand des Dorfes das legale Hambi-Camp von aktuell rund 400 Kohlegegnern statt. Zudem sind im Ort Häuser besetzt worden, auf der Straße laufen vermummte Menschen herum. Gerade am Donnerstag sei wieder versucht worden, weitere Häuser in Manheim zu besetzen, hieß es auf der Sitzung. Die Akteure seien gleich mit dem Möbelwagen vorgefahren. Die Polizei habe dies noch verhindern können. Im Polizeibericht ist von 30 vermummten Personen die Rede. Man habe Pfefferspray einsetzen müssen.

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RWE soll den Abbruch der Häuser beschleunigen

Beiratsvorsitzender Willi Lambertz stellte für sich klar, nichts gegen das Camp der Kohlegegner zu haben: Doch was darum herum stattfinde, sei nicht mehr zumutbar. Der Beirat forderte deshalb einstimmig, dass die Genehmigung für das Camp nicht mehr über den 31. Oktober hinaus verlängert werden dürfe. Zudem solle RWE den Abbruch der Häuser in Manheim-alt beschleunigen, was ein Sprecher des Unternehmens auch zusagte.

Ein Polizist versprach, dass die Wünsche aus der Bevölkerung berücksichtigt würden, falls es Anträge auf eine Verlängerung des Camps oder für weitere Camps gebe. Doch müsse hierbei das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit beachtet werden. Anstehende Entscheidungen müssten „gerichtsfest“ sein.

Die Polizei will wegen der besetzten Häuser eingreifen, warnt aber vor überhasteten Aktionen: Für Räumungen brauche es eine „nachhaltige, tragfähige Konzeption“. Blieben die unbewohnten Häuser danach einfach stehen, könnten sie leicht wieder besetzt werden. „Dann haben wir eine Dauerlage.“

Nur kurz bekam auch eine Vertreterin des Camps Gelegenheit zur Stellungnahme: Sie betonte, die Kritik aus der Sitzung sei bei ihr angekommen. Allerdings gebe es auch Manheimer, die das Camp schon besucht hätten und diesem wohlgesonnen seien. So gebe es dort gerade ein „schönes Ferienprogramm“ für Kinder. Zu vermummten Personen im Ort könne sie nichts sagen. „Ich persönlich lehne das ab.“ Möglicherweise gehörten viele der Vermummten auch gar nicht zum Camp.

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