Besetzung von Lehrstellen in Rhein-ErftBerufsverbände sehen Aufwärtstrend

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RE-Arbeitsmarkt-Symbol

Jana Michael hat ihren Traumberuf gefunden und wird in einer Bäckerei ausgebildet. 

Rhein-Erft-Kreis – Jana Michael (17) hat ihren Traumberuf gefunden. Dafür fährt sie mitten in der Nacht mit dem Rad von Pulheim nach Bedburg, um dort ab 3.30 Uhr in der Backstube von Guido Boveleth zu stehen. Wenn andere noch von frischen Brötchen träumen, kümmert sie sich im ersten Ausbildungsjahr schon darum, dass sie zum Frühstück fertig sind.

Besonders im Bäckerhandwerk gibt es derzeit viele offene Stellen. Allein bei Boveleth sind vier von acht Ausbildungsplätzen nicht besetzt. Arbeitsagentur, Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaft stellten zur Halbzeit des Lehrjahrs den Ausbildungsmarkt im Rhein-Erft-Kreis vor.

Bewerber haben jetzt gute Chancen

Anja Daub von der Brühler Agentur für Arbeit nannte Zahlen aus dem Rhein-Erft-Kreis: Auf 1559 gemeldete Lehrstellen (225 mehr als im Vorjahr) kommen 1598 (+23) potenzielle Bewerber. Ein knappes halbes Jahr vor Ausbildungsstart gibt es noch 975 freie Stellen für 1026 junge Erwachsene, die einen Ausbildungsplatz suchen.

Grafik-alose-RheinErft

Bei den Arbeitslosenzahlen gibt es einen leichten Rückgang trotz der angespannten Wirtschaftslage.

„Nicht immer passen Wunsch und Angebot zusammen“, sagte Daub. Zudem habe Corona „Spuren hinterlassen, etwa weil wir kaum in die Schulen gehen konnten“. Auch viele Praktika hätten nicht stattfinden können. Die Bewerber hätten jedoch gute Chancen, da fast überall Fachkräfte benötigt würden.

Praktika können Türöffner sein

Besonders rar seien Azubis in Einzelhandel, Handwerk und Hotelgewerbe. „Wir brauchen jeden, auch weniger Qualifizierte. Für sie gibt es viele Stützangebote“, erklärte Daub. „Wir raten dringend dazu, Praktika als Türöffner zu machen“, betonte Johannes Juszczak von der IHK. Roberto Lepore von der Handwerkskammer beobachtet wachsenden Zulauf in Handwerksberufe, „fast schon wieder wie vor Corona“.

Leichter Rückgang bei Arbeitslosenzahlen

Die Zahl der Arbeitslosen im Rhein-Erft-Kreis ist gesunken. Nach Angaben der Agentur für Arbeit Brühl, die für den gesamten Kreis zuständig ist, waren Ende März 16 078 Menschen ohne Job. Das waren 287 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,2 Prozent, nach 6,3 Prozent im Februar. Verglichen mit dem Vorjahresmonat sank die Arbeitslosenzahl an Rhein und Erft um 2726.

Mit den ersten Sonnenstrahlen nimmt üblicherweise auch die Beschäftigung wieder Fahrt auf, etwa in der Gastronomie und den Außenberufen. Diese Frühjahrsbelebung wird sich wahrscheinlich bis zu den Sommerferien fortsetzen“, sagt Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl.

Der Krieg in der Ukraine zeige sich noch nicht in den Arbeitslosenzahlen, obwohl Lieferengpässe und Preissteigerungen die Unternehmen vor große Herausforderungen stellten. Bei der Arbeits- und Ausbildungssuche wolle man den Geflüchteten helfen. „Wir stehen bereit und sind für die Menschen aus der Ukraine als erster Ansprechpartner bei den Themen Bildung und Arbeit da“, so Imkamp. Unternehmen, die Fragen zur Einstellung Geflüchteter haben, können sich unter 0800/4555520 informieren. (wok)  

Auch er empfahl „Erstkontakte über ein Praktikum“. So lerne man auch weniger bekannte Berufe kennen, etwa den des Schallschutzisolierers. „Das kennt kaum einer. Darum müssen die Arbeitgeber die Berufsbilder gut sichtbar machen“, forderte er die Firmenchefs auf.

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Peter Ropertz (Kreishandwerkerschaft) zählte Förderprogramme auf, wie Nachhilfe für Prüfungen und andere Angebote für schwächere Schulabgänger. Die Stellen, die noch offen sind, sollen bis August oder September besetzt werden.

Jana Michael macht zurzeit ihren Führerschein. Ab Sommer kann sie dann mit dem Auto zur Backstube fahren und ein Stündchen länger schlafen.

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